[93] Der starke König

Ein König von dem Throne
Mit seinem Stab von Gold
Den Adel schlug zum Hohne,
War keinem Menschen hold.
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Den Hunden an dem Tische
Der Adel die Teller hält,
Er füttert gut die Fische;
Sein Volk in Hunger fällt.
Sein Völkchen war beritten,
Er ärgert sie so bas,
Daß sie sind fortgeritten,
Da ward der König blaß.
Er konnte sie nicht halten,
Sein ganzes Reich ritt fort,
Er konnt' allein nur walten
An seinem Hundeort.
»Wenn mein die Hunde bleiben,
So bin ich doch noch reich,
Die Zeit mir zu vertreiben,
Das Andre ist mir gleich.«
Die Hunde, schlecht bedienet,
Die wurden falsch und wild,
Und als er sich erkühnet,
Zerrissen sie sein Schild.
Du mußt die Lehre fassen,
Mein edler Fürstensohn,
Den schon die Besten verlassen,
Der sitzt nicht fest auf dem Thron.
Wer sich an Huren hänget,
Sein Weib darum verläßt,
Dem ist es auch verhänget,
Daß er die Herrschaft läßt.

Notes
Erstdruck in: Zeitung für Einsiedler (Heidelberg) 1808.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Der starke König. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0D9F-A