Weibliche Selbstständigkeit

Mündlich.


Wer noch in Freiheit leben will,
Der komm mit mir zum Walde,
Diana rast und rastet still,
Und rufet alsobalde;
Frau Echo schlägt den Triller drein,
Daß mir mein Herz zerspringt,
Weil auf der Sait Diana spielt,
Und mir ein Liedlein singt.
[369]
Und als ich in Gedanken da
Schier ganz verwirret ware,
Da kam ein Wildpretschütz mir nah,
Dazu ein junger Knabe.
Er nennet mich bei meinem Nam,
Und schaut mich herzlich an:
Wie kommen wir allhier zusamm,
Sprach er, o Schäfersdam?
Ich gab zur Antwort: Kleiner Bu,
Was thust du hier im Walde,
Heraus gehörst du in die Ruh,
Die Nacht ist dir zu kalte!
Mein Feuer habe ich bey mir!
Und seufzet allsogleich,
Weil auf der Sait Diana spielt
In ihrem edlen Reich.
Sie führt ihn ins Gebüsch hinein,
Zum grün tapzierten Saale,
Sie bleibt nicht lange so allein,
Und strickt am Vogelgarne,
Das Feuer lockt die Flora hin,
Die Blumen sehn hinein,
Ich bleib mit meinem freien Sinn
Wohl in dem Wald allein.
[370]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Weibliche Selbstständigkeit. Weibliche Selbstständigkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0D65-A