[194] Fürstensicherheit

Mit buntem Pfeil aus weiter Ferne
Durch einen Fingerring zu schießen,
That oft ein Jeder leicht und gerne,
Und fern des Ruhmes Wellen fließen,
Die Perle fällt herab zum Meere,
Die Wellen ringeln bis zur Leere.
Sein König läßt den Schützen kommen,
Er hörte von der schweren Kunst,
Der Hof ist schon zusammgekommen
Und er verspricht ihm Gold und Gunst,
Daß er durch seiner Krone Ringe
Auf Königs Haupt die Pfeile schwinge.
Des weigert sich der sichre Schütze,
Des Königs Haupt sei heilig ihm,
Nur der da oben lenkt die Blitze,
Der könne noch darüber ziehn.
Der König ruft: »So mußt du sterben:
Willst du mein Leben so verderben?«
»Daß sicher es vor jeder Wolke,
Sich jedem Zufall stellet dar,
Daß unter meinem freien Volke
Kein Schwert an einem schwachen Haar
Mir überm Scheitel ist gehänget,
Daß nichts des Volkes Herz beenget.«
[195]
»Für deine Furcht sollst du nun sterben!«
Und auf dem Richtweg fragt man ihn:
»Warum er Tod statt Ruhm erwerbe?«
»Die Kunst ist Glück und sicher nie.«
Sagt er, »sie läßt sich nicht versuchen,
Und nur im Spiel läßt sie sich suchen.«

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Lieder aus einem ungeschriebenen Romane. Fürstensicherheit. Fürstensicherheit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0A9B-C