[130] [133]Zauberei

Klagt ihr Mahler, die mich küßten,
Vor dem geistlichen Gericht,
Daß ich zaubre? allen Christen
Zeige ich mein Angesicht,
Das ihr zaubernd habt gemahlet
Und erhöhet zum Altar;
Reichlich ward es euch gezahlet,
Wunderwerkt das ganze Jahr!
Gönnt mir auch die Zaubereien,
Zaubert nicht allein, ihr Herrn!
In den ersten Liebeleien
Duldetet ihr Zaubern gern.
Rühmtet es als Gnadensegen,
Als der Schönheit Eigenthum,
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Zoget Pinsel, zogt den Degen,
Um zu sichern meinen Ruhm.
Wie? nun wollt ihr mich enthaupten,
Mich versenken tief ins Meer?
Wollt mich um mein Bild berauben,
Denn nun schein ich euch so leer!
Lustig scheinet euch das Leben,
Das euch fleissig Nachts umspann,
Ward euch andre Lust gegeben,
Klaget ihr mich darum an?
Jede Frau ist eine Hexe,
Doch in erster Frühlingszeit
Glänzen lieblich die Gewächse,
Die ihr dann als Gift verschreit!
Und die Küsse sind vergessen,
Ist ihr Zauber winterkalt,
Von dem Teufel scheint besessen
Was sonst Amors Allgewalt!

Notes
Aus »Raphael und seine Nachbarinnen«. Erstdruck in: Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1824, hg. von A. Wendt, Leipzig 1823.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Zauberei. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0A16-7