Mein Blumenkönig

1839.


Von Blumen trug er beide Händchen voll,
Drum nannten wir ihn scherzend Blumenkönig,
Dann goß er vor uns aus den bunten Zoll
Und meint', er trüge immer noch zuwenig –
Ach! Unsern Liebling, unsern schönsten Knaben,
Wir mußten ihn im Blütenlenz begraben.
Glückselig er! Er hat der schlimmen Welt
Nur Spiel und Scherz und Blumen abgewonnen,
Nie hat sich ihm des Lebens Nichts erhellt,
Nie ist ein Zauber ihm in Trug zerronnen:
Reich flog er weg mit allen Blütenscheinen,
Wir schauten arm ihm nach und mußten weinen.
O Rosenkönig, süßes Sternenkind!
Wann neu die Nacht die goldnen Lampen zündet,
Wann Lust und Leid voll Sehnsucht still und lind
Lauscht, was die obre Welt geheim verkündet,
Dann scheinst auch du mit Millionen Lichtern
Und funkelst mit den Engelangesichtern.
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O Rosenkönig, süßes Sternenkind!
Dann streust du bunte Himmelsblumen nieder,
Und wie an Tagen, die vergangen sind,
Erfreut uns jene Blumenwonne wieder:
Dann spielt es rings mit längst verschwundnen Scheinen,
Wir spielen mit, wir träumen mit und weinen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Mein Blumenkönig. Mein Blumenkönig. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-063B-6