Der Rechenmeister Amor.

Der Tausendkünstler Amor ließ
Sich bei der jungen Dorilis
Zum Rechenmeister dingen,
Und wußt' in einer Stunde da
Die ganze Arithmetika
Ihr spielend beizubringen.
Im Rechnen und im Lieben sind
Fünf Spezies, mein schönes Kind,
Die will ich dir dociren:
Ich küsse dich – ein – zwei – dreimal,
Du zahlest diese Küßchen all'
Und das heißt Numeriren.
[151]
Zu meinen Küssen setzest du
Dann auch die deinigen hinzu,
So lernest du Addiren;
Zählst du mir deine Küßchen her,
Und findest dann um einen mehr,
So kannst du Subtrahiren.
Die vierte Spezies, mein Kind,
Könnt' ich zwar eben so geschwind
Dir praktisch expliciren:
Allein das Einmaleins ist lang,
Und jungen Mädchen wird oft bang'
Vor dem Multipliciren.
Dies, Mädchen, merke dir nur an:
Wo Eins der Faktor ist, da kann
Man nicht multipliciren;
Doch käm' ein Nullchen noch hinzu –
Auch noch so klein – so würdest du
Gar bald ein Faktum spüren.
[152]
D'rum laß in dieser Spezie
Nicht früher dich, als in der Eh',
Durch Hymen instruiren;
Denn auf's Multipliciren kömmt,
Was man sich auch dagegen stemmt,
Von selbst das Dividiren.

[Aloys] Blumauer. [153]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. Der Rechenmeister Amor. Der Rechenmeister Amor. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DDD7-2