Die Jugendzeit

Ort Reichenau – – –
und ich mußte Abschied nehmen von der jungen Frau,
tragischen Abschied.
Was dann mit ihr wurde, weiß ich nicht.
Aber nach zwei Jahren
kam sie in einer Equipage angefahren,
totenbleich.
»Ich komme Ihnen adieu zu sagen – – –«,
begann sie ruhig ohne Klagen,
»ich werde morgen operiert – – –.«
Ich sagte: »Arme – – –. Daß Gott sich erbarme – – –«.
Und sie: »Meine Villa steht nun fertig am Waldessaume,
ganz nahe jener Bank, unter dem alten Baume,«
wo Sie mir wortlos mit den Augen sagten: »Edle Fraue!«
Nun, da ich mein Leben überschaue,
war dieses Wort das beste, das mich traf!
Nun aber bin ich müd und gehe hin zu sterben –.
Sie aber sollen mein Herz beerben,
indem ich Ihnen sage: »Heißen Dank!«
Vielleicht kommen Sie durch Zufall zu der Bank,
wo Sie das stumme Wort zu mir gesprochen – –.
Ich wollte Sie noch seh'n, den fremd Gewordenen, ein letztes Mal – – –.
Dann schenkte sie mir noch ein Strähnchen ihrer Haare
und Samstag lag sie auf der Totenbahre.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Altenberg, Peter. Prosa. Märchen des Lebens. Die Jugendzeit. Die Jugendzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DBBB-0