Ein Liebesgedicht

Rosig will ich, muss ich dein geliebtes Antlitz sehen – – –
Und wenn ich es mit meinem Herzblut rosig färben müsste!
Rosig muss ich dein geliebtes Antlitz sehen,
Rosig und mit dem süssen kindlichen Ausdruck des Wohlergehens!
Aber bleich bist du mir nun geworden seit Tagen,
Und unendliche Müdigkeit dämmert in deinen sonst lichten Augen!
Geliebtestes Geschöpf dieser Erde, was ist dir?!?
Mir bangt so schrecklich – – –.
Willst du den Prinzen in deinen Armen haben?!?
Willst du den romantischen Gymnasiasten?!?
Willst du den Kellner, der dir servirt?!?
Willst du den Fremden, der auf der Strasse gebannt verweilt?!?
Willst du den Bäckerjungen, der morgens Brot bringt?!?
Bleich bist du mir nun geworden, seit Tagen,
Geliebtestes Geschöpf dieser Erde – – –
Bleich bist du mir geworden und kränklich!
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Brauchst du Räusche?!?
Ich, ich kann sie dir nicht mehr geben – – – –
Denn der tückische Mörder »Gewohnheit« schlich sich hinterrücks in deine zarte Seele ein –.
Geliebteste,
Rosig will ich, muss ich dein geliebtes Antlitz sehen – – –
Und wenn ich es mit meinem Herzblut rosig färben müsste!!
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Altenberg, Peter. Ein Liebesgedicht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D971-6