Die verkleidete Schäferinnen

Hier schauet uns die Nimphen von dem Lande/
Die wohl vergnügt mit ihrem freyen Stande/
Durch schlaue List und falsche Pracht
Niemand zu fangen seyn bedacht.
Kein stoltzes Band muß unser Haubt beziehn/
Kein theurer Staub berühret unser Haar/
Gold/ Liljen/ Rosen die ihr nehmet wahr/
Pflanzt die Natur mit eigner Hand dahin:
Der Mäyen-Thau/ der reine Bronnen/
Die Flutt der Spiegel-hellen Bach
Muß unsrer frischen Wangen Anstrich seyn.
Weil fauler Schlaff verdunckelt andre Sonnen
Die ihrer Wollust hengen nach/
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Und schöner Wangen Purpur bleicht/
Beschämen wir durch unsern Schein
Der Morgenröthe frühes Licht/
Daß sich entfärbt der Erd entbricht:
Dem klaren Antlitz gleicht die Reinigkeit der Sinnen.
Kein trüglich Wort/ kein abgestohlner Blick/
Kein Zucker falscher Höffligkeit
Ist fremder Freyheit Fall und junger Hertzen Strick.
Der Buhler Kunst/ die diese Zeit
An Höfen treibt/ wird man bey uns nicht innen.
Ein treues Hertz/ ein freyer Mutt
Ist unsrer keuschen Seele gutt.
Um Geld und Pracht stehn wir nicht feil/
Betrug und List hat hier kein Theil.
Wer unser Hertze will erheben
Muß seines um das unsre geben.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Die verkleidete Schäferinnen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D56F-0