[78] Das beste Andencken

Was ist/ o Himmels-Fürst/ der Mensch/ die Hand voll Koth/
Daß du ihm unverdient so holde Liebe schenckest?
Was treibt dich/ grosser GOTT/
Daß du so väterlich an Adams Erben denckest?
Auff Erden ruht dein Fuß/ im Himmel ist dein Thron/
Du bist der Heilige/ der Starcke/ der Gerechte/
Der Mensch ist spröder Thon/
Befleckt/ ohnmächtig/ kranck/ ein sündliches Geschlechte.
Doch hältstu über ihm genädig Aug' und Hand/
Es wallet gegen ihm dein brennendes Gemütte/
Dein Sohn ist selbst das Pfand
Der ungefärbten Huld/ ein Zeuge deiner Gütte.
Wie aber denckt/ o Gott! der schnöde Mensch an dich/
Hier ist nur Undanck und Vergessenheit zu finden/
Erforsch ich selber mich/
So seh ich alle Spur der Danckbarkeit verschwinden.
Ich denck am meisten/ wie mirs zeitlich gehe wohl/
Und lasse hin und her zerstreute Sinnen wancken;
Was ich bedencken soll/
Drauff richt ich offtermahls nur flüchtige Gedancken.
Ich bin mir wenig Lieb' und Treu zu dir bewußt/
Drum muß mich schwartze Reu' und bange Furcht bekräncken/
Es kocht in meiner Brust
Gehäuffter Sünden Schuld/ betrübtes Angedencken.
Ich leider! bins/ der dich/ o Heyland/ band und schlug/
Der dein geängstes Haubt mit Sünden-Dornen rizte/
Dir Holtz zum Creutze trug/
Und selbst für Hand und Fuß die scharffen Nägel spizte.
Ach Herr/ gedencke nicht die Schulden junger Zeit/
Noch wie ich war bedacht das Sünden-Maaß zu füllen/
Denck in Barmhertzigkeit
An mich und deinen Sohn/ um deiner Gütte willen.
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Denckst du in Gnaden mein/ so bin ich wohl bedacht/
Mein Frevel aber bleibt in Ewigkeit vergessen.
Nun Erde gutte Nacht!
Ich dencke nur an den/ des Liebe nicht zu messen.

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TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte. Das beste Andencken. Das beste Andencken. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D565-4