[Was wilt du/ stiller Celadon]

Was wilt du/ stiller Celadon/
Bey Leuten eitler Sinnen machen/
Wo Trug und List/ ein herber Lohn/
Auff treuer Unschuld Schaden wachen?
Der Kittel alter Redligkeit
Ist für die Mode-Welt ein viel zu schlechtes Kleid.
Wer anders sagt und anders denckt/
Bey Höll und Himmel sich verschweret/
Sein Hertze dar und hier verschenckt/
Und doch an keinem Ort gewehret/
Verstehet seine Sachen wohl/
Und weiß/ wie er sich recht bey Leuten halten soll.
Ich habe zwar vom Amadiß
Die meisten Theile durchstudiret/
Ich weiß/ was zu der Argenis
Für Wort' ihr Poliarchus führet/
Der Schäffereyen schönes Land
Und Zipriens Parnaß ist mir nicht unbekandt.
Papier und Feder schämt sich nicht/
Läst wohl ein eitles Wort entfliegen/
Hat eh ein Liedchen eingericht/
[300]
Der Leute Willen zu vergnügen;
Doch/ kömmts zum Reden/ so hats Noth/
Die Zunge wird mir schwer/ die Wangen werden roth.
Ich kan mich an die Heucheley
Und Hinterlist der Welt nicht binden/
Noch in die schnöde Sclaverey
Gezwungner Höfligkeiten finden.
Bin allzu sparsam stets verliebt/
Für Leute freyen Sinns zu stille/ zu betrübt.
Was meinen Augen nicht gefällt/
Drum kan ich mich nicht viel bemühen/
Und solt ich allen Haß der Welt
Mir drüber auff den Nacken ziehen.
Ich halt auff meiner Freyheit Recht/
Weil mich der Himmel nicht gezeuget einen Knecht.
Die Redligkeit/ mein bestes Gutt/
Kan ich niemahls von Sinne lassen/
Ich will mir einen frischen Mutt
Zu Trotze meinen Neidern fassen:
Laß Sturm und Wetter um mich seyn/
Ich hülle mich getrost in meine Tugend ein.
Wer nicht mein stilles Wesen liebt/
Kan meine Gegenwart nur meiden/
Ich werde mich gantz unbetrübt
Von seiner rohen Seite scheiden/
Beständigkeit und reine Treu
Ist mein gewisser Schmuck und beste Liverey.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Anemons und Adonis Blumen. [Was wilt du- stiller Celadon]. [Was wilt du- stiller Celadon]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D40B-9