Der unglückselige Ehestand der Ciboria und des Ruben, als Eltern des Judas.
Nachdem die unglückselige Ciboria ihrer schweren Leibesfrucht entbürdet worden, und mit dem Juda niederkommen, hat sie geschöpft, von welcher Christus gesagt bei dem Joh. 16: »Ein Weib, wenn sie gebäret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stund ist kommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, so gedenkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß ein Mensch in die Welt geboren ist;« sondern es war die Ciboria ganz bestürzt, weilen sie einen solchen Bösewicht ans Tageslicht gebracht, der ihre ganze Freundschaft wird verfinstern. Sie weigerte sich demnach kurzum, ihm die mütterliche Brust zu reichen, der keine andere Amme als wie Romulus und Römus gehabt zu haben verdient; ja damit sie sammt der Freundschaft dessen künftige Schandthaten nit ansichtig wurde, ist sie von aller[30] mütterlichen Neigung abgetreten, hat den neugebornen großkopfeten Buben in ein Binsenkörblein gelegt, und dem wilden Meer überantwortet. Zu schmerzen ist, daß er in dem Falle dem gerechten Moses gleichete. »Was an Galgen gehört, ertrinket nit,« dieß ist absonderlich an diesem jungen Unkraut wahr worden, zumalen dieser junge Judas ohne Gefahr fortgeschwommen und von den Meerwellen in die Insel Iscarioth getrieben worden, wovon er den Namen geschöpft. Gleich damalen ging die Königinn selbigen Orts an dem Meeresufer spazieren, nimmt wahr, daß ein Körblein zum Gestade schwimmet, und weil sie darinnen ein kleines Kind ersehen, befiehlt sie alsobald, solches in aller Still' nach Hof zu tragen, stellte sich, weil sie eine geraume Zeit unfruchtbar, als wäre sie großen Leibs, auch endlich, durch Beihülf' anderer Weiberlist, zeigt sie sich, als wäre sie niederkommen, und hätte dieses Kind geboren. Da heißt es wohl: wie größer der Schelm, je besser das Glück.
Allhier ist sattsam abzunehmen, wie unglückselig der Ehestand der Ciboria und des Ruben der Eltern des Judas gewest. Weilen sie einen solchen Unflat gezeuget, ist muthmäßig, daß solcher Ehestand mit andern Unthaten befleckt sey gewest, und weil er so schlecht von Gott gesegnet war.
Als der jüngere Tobias auf eine Zeit wollte die Füß' waschen, wird er ansichtig eines großen Fisches, so mit aufgesperrtem Rachen schnell zum Gestade geschwommen, welchen er aber alsbald aus Befehl des Engels auf das trockene Ufer hinausgezogen. Der Fisch aber zappelte, tanzte, hüpfte vor seinen Füßen[31] dergestalten, als wollt er vor Freuden etliche nasse Capriolen schneiden, worauf der Engel alsbald dem Tobias geschafft, er solle den hüpfenden Fisch ausweiden, und neben anderm viel Galle heraus nehmen.
Diesem Tobias'schen Fisch ist nit ungleich der Ehestand, welcher äußerlich das Ansehen hat, als steckt er voller Freuden; aber du, mein lieber Welt-Mensch, beschaue diesen Fisch einwendig, da wirst schier nichts als Galle antreffen, in dem Ehestand viel und fast unzählbare Bitterkeit finden.
Jenes Confect, in welches die ersten Eltern – wohl rechte Stiefeltern – gebissen, und auf solches Beißen das Büßen gefolgt, ist nach etlicher Lehrer Aussag' kein Apfel gewest, sondern eine indianische Feige, welche man noch heutiges Tages die Adams-Frucht nennet, ist aber am wenigsten gleich den Feigen unserer Länder, sondern ganz rund, und überaus schöner Gestalt, als hätte sie die Farben von einem Regenbogen entlehnt, und so man dieses Obst aufschneidet, findet man darin ganz natürlich das Kreuz Christi mit allen Passionsinstrumenten, welches ja zu verwundern, und soll eben diese jene Frucht seyn gewest, in welche Adam so unbedachtsam gebissen.
Dieses Obst ist ein eigentlicher Entwurf des Ehestandes, welcher äußerlich den Schein hat, als seye er nichts als süß, ja ein lauteres Zuckergewölb, ein Honigfaß, ein Herzenfest, ein Freudenkelter, ein Lustgarten, ja ein himmlisches Leckerbissel, aber, aber, [32] und wiederum aber, das Inwendige stimmt nit zu mit dem Auswendigen, denn inwendig im Ehestand nichts als Kreuz und Leiden zu finden.
Lieber Weltaff – verzeihe es mir, daß ich dich also fremd titulire – gehe mit mir zur angenehmen Sommerszeit ein wenig hinaus, eine günstige Luft zu schöpfen, da wirst du gleich hören der Nachtigall ihr vielstimmiges Flötlein, des Gimpels sein abgeschmacktes Feilen, der Wachtel ihre schlagende Halsuhr, des Kukuk sein bäurisches Waldgeschrei, der Amsel ihr gemeines Schleiferliedlein, der Lerche ihrTe Deum laudamus, des Stieglitz sein Passarello etc.; da wirst du gleichförmig sehen der Wiesen ihre gestickte Arbeit, des Wasen grünsammeten Teppich, der Felder ihre häufige Fruchtbarkeit, der Wälder ihr lustiges Lauberfest, aller Erdgewächs fröhliche Auferstehung, des ganzen Erdbodens hochzeitliches Gepräng. Gehe weiter und genieße der güldenen Zeit nach Genügen: laß uns ein wenig spazieren gehen auf den grünen Gestaden des rauschenden Flusses, welcher mir und dir vorkommt, wie ein Spiegel in einem grünen Rahmen, und wie ein fließender Krystall; was noch mehr, wir sehen in diesem Wasser die schönen gefärbten Wolken, die schöne strahlende Sonne, das schöne helle Gewölb, den schönen Himmel selbsten. Demnach, lieber Bruder, hast du Lust in den Himmel, so stürz dich hinein und schicke mir fein förderlich eine Staffette wie es im Himmel zugehet! Da antwortet dieser, daß er in solchem Spiel pflege zu passen, denn so er sich möchte [33] in den Fluß hinein senken, würde solcher den Namen verlieren und nachmals eine Stockfischbrühe genannt werden in Bedenkung seiner Thorheit; denn in diesem Wasser kein Himmel, sondern nur ein bloßer Schein des Himmels, ja anstatt des Himmels würde er das trübe Wasser saufen, und gar den Untergang leiden.
Es gibt so viel unbesonnene Adamskinder: Wenn man vom Ehestand redet, so spitzen sie die Ohren, wie der Schimmel, da er sieht den Habersack schütteln, es schlägt ihnen der Puls, als ob sie auf der Post reiten, wenn nur die geringste Meldung geschieht von der Hochzeit; es dünket ihnen, als sey in dem Ehestand ein lauterer Himmel. O Lümmel! es ist weit gefehlt: es ist nur also der bloße Schein, es ist nichts darin zu finden, zu gründen, als trübes Wasser, verstehe Betrübniß und Widerwärtigkeit.
Es kann nicht bald der Ehestand lebendiger entworfen werden, als durch jenen Wunderbaum zu Asca in Niederland, allwo ein gemeines Bauernweib mit Schulden also überladen war, daß sie endlich aus Noth ihre eigenen Kleider den Juden allda um ein wenig Baarschaft zu verpfänden gesucht, damit sie nur in etwas die Creditoren befriedigen möchte. Die Juden aber, als verstockte Satansgemüther, tragen der armen Haut vor, wie daß sie in Ansehung der Kleider nit einen Heller wollten vorstrecken, wohl aber eine ziemliche Summe Geld ihr in die Hand werfen, wenn sie ihnen wollte eine consecrirte Hostie einhändigen; welches gar füglich möchte geschehen dazumalen, als sie solche aus des Priesters Hand empfangen, und unvermerkt Anderer wieder aus dem Maul ziehen würde. Das [34] Weib läßt sich von dem angebotenen Geld verblenden, gehet bei der österlichen Zeit zu dem Altar Gottes, empfangt auf ihre verrätherische Zunge das höchste Geheimnuß, und nimmt solches wiederum aus dem Mund, des verruchten Vorhabens, dieses den Hebräern zu überliefern; unterwegs aber nagt sie der unruhige Gewissenswurm dergestalten, daß sie ihr Gemüth verändert, und solche Hostie in dem nächst am Wege verdorrten Eschenbaum verborgen. Nun siehe Wunder! augenblicklich hierauf fängt der lang verdorrte Baum zu grünen an und sich mit schattenreichen Blättern bekleiden, wessenthalben ein großer Zulauf des Volks entstanden, und – was solches Wunder vergrößert – viel krumme, lahme, blinde und andere presthafte Menschen ihre gewünschte Gesundheit erhalten. Der Herr aber desselbigen Grundes, auf dem der Baum gestanden, empfand hierdurch einen merklichen Schaden, um weilen durch den großen Zudrang der Treid-Acker unnützbar zertreten wurde: gehet demnach hin, und will solchen Baum umhauen, vermerkt aber dieses größte Wunder, daß alle Scheiten, so herunter gefallen, eine Gestalt der blutigen Kreuz' hätten, und siehet mit zusammengeschlagenen Händen, daß dieser Baum voller Kreuz, ja ein lauters Kreuz, welches nachmals der geistlichen Obrigkeit ist umständig angedeutet worden, sammt freiwilliger Bekenntniß obbemeldten Weibsbildes.
Der Ehestand ist ein Baum, welchen der allmächtige Gott selbsten gepflanzt hat. Dieser Baum grünet dermaßen lieblich, breitet seine blättervollen Zweige also aus, daß er den Menschen fast die Augen, und[35] mit den Augen das Gemüth auf Magnetart anziehet, derenthalben eine so große Menge zu diesem Baum eilet, und denselben umfängt. Aber schauet ein wenig, ihr Weltmenschen, wie dieser Baum beschaffen, werdet spüren, daß er voller Kreuz, ja fast lauter Kreuz daran, darin, darum.
Anno 1503 hat man, zu Regensburg, Nürnberg, Landshut und andern Orten auf den Kleidern der Leut' röthlichte Kreuz gefunden, welche vom Himmel gefallen, und durch kein Waschen konnten ausgebracht werden, bis sie endlich den neunten Tag selbst verschwunden. Aber in dem Ehestand regnet es nicht nur im Jahr einmal Kreuz, sondern wohl alle Monate, ja alle Wochen, auch oft alle Tag' und Stund'.
In Spanien auf allen Gebäuden, welche der Cardinal Peter Consalez de Mendozza hat aufrichten lassen, wachset noch heutigen Tag durch ewiges Wunderwerk ein Kraut wie ein Kreuz, welches der Andacht zugemessen wird, die gedachter fromme Cardinal zu solchem heiligen Siegeszeichen hatte; – aber in dem Ehestand ist solches gar kein Wunder, zumalen nicht allein Kreuz auf dem Haus, sondern auch im Haus, Stuben und Kammer, ja allenthalben wachsen.
Die ungereimten israelitischen Maulaffen seynd auf eine Zeit überdrüssig worden über das süße Manna oder Himmelsbrod, in welchem doch aller Saft und Kraft war; ja sie haben noch darüber dem Moses üble Mäuler angehängt, den Sanftmüthigen mit Lästerworten angetast' und unverschämt ins Gesicht gesagt: sie wünschten, daß sie noch in Egypten waren bei den Zwiebeln; solche würden ihnen tausendmal [36] besser schmecken. O ihr undankbaren Gesellen, ihr stinkenden Knoblauchmäuler, sollen euch die Zwiebeln angenehmer seyn, als das liebliche Manna? daß euch diese das Herz abstossen, so gibts euch eine Kraft! Pfuy! Aber sag an du mürrisch Gesind, wo die mehresten Zwiebel anzutrefen, vielleicht in Egypten? – ihr Zwiebelmäuler sagt die Wahrheit nit, müßt wissen, daß in dem Ehestand die mehresten zu finden; allda ohne Zweifel gibts Zwiebel ohne Zahl: wie zwiebelt nicht mancher sein armes Weib? wie zwiebelt nit manche ihren Mann, wie zwiebeln nit oft einen seine Kinder, wie zwiebeln nicht manchen seine Dienstboten, etc. Es giebt mit einem Wort hierin Zwiebel ohne Abgang, Leiden ohne Zahl, Elend ohne Maß, Keyerei ohne Grund: in der Kuchel, Stuben und Kammer findet man oft lauter Jammer.
Der heilige Petrus befand sich einst in der Stadt Joppe, und betete; in währendem Gebet geräth er in eine Verzuckung, und wurde ihm gezeigt ein seltsames Gesicht: Er thäte wahrnehmen, was massen ein großes leinenes Tuch mit vier Zipfeln vom Himmel herab gelassen wurde zu ihm, und als er in solches mit Fleiß hineinschaute, merkte er, daß sowohl gehende Thiere, fliegende Thiere, und auch kriechende, benanntlich Schlangen, Ottern, Blindschleichen etc. darinnen waren; hörte beinebens eine Stimme vom Himmel, die ihm schafft, er soll aufstehen, alles dieses[37] schlachten und essen. Petrus aber schüttelt hierzu den Kopf, sagt: Herr, das laß ich wohl seyn, denn niemalen nichts Unreines in mein Maul kommen. – Ich weiß zwar, daß dieses Gesicht, so dem Petrus begegnet, voller Geheimniß war, und viel schöne Ausdeutungen von den heiligen Lehrern daraus gezogen werden: Ich aber sag es denen Eheleuten, daß sie gar oft solche Bissel, welche Petrus geweigert zu essen, schlücken müssen: Wie oft muß er Galgenvogel, plumper Esel, fauler Hund, harter Büffel, ungeschickter Gimpel etc. schlücken: wie oft muß sie Bestie, Krott, Diebsvieh, giftige Schlang, Teufelsaß etc., schlücken, und Geduld tragen, aus Sorg, es möchte noch trüberes Wetter hernachfolgen.
Darum: die Eheleut' müssen einen guten Kopf haben, denn sie gar oft das Abkämpeln leiden.
Die Eheleut, müssen gute Zähn' haben, denn sie müssen gar oft etwas verbeißen.
Die Eheleut müssen gute Finger haben, denn sie müssen gar oft durch dieselben schauen.
Die Eheleut müssen einen guten Rucken haben, denn sie gar viel müssen übertragen.
Die Eheleut müssen einen guten Magen haben, denn sie müssen gar viel harte Brocken schlücken.
Die Eheleut müssen eine gute Leber haben, denn es kriecht ihnen gar oft etwas darüber.
Die Eheleut müssen gute Achseln haben, denn sie müssen dieselben oft über eine Sach schupfen.
Die Eheleut müssen gute Füß' haben, denn es druckt's der Schuh gar vielfältig: mit einem Wort: [38] Patientia ist die erste Haussteuer, so die Eheleut haben müssen.
Man wird bald nicht andächtigere Leut finden, als die Eheleut', denn sie gehen fast alle Tage mit dem Kreuz, und kommen mir vor, wie die Schiffe am Gestade, welche zwar angebunden, und scheinen als genießen sie Ruhe, man wird aber doch sehen, daß eines das andere stößt: also seynd gleichförmig die Eheleut zusammen gebunden durch das heilige Sakrament und einhelliges Ja. Auch scheint ihr Stand ein Ruhestand; man wird aber dennoch merken, daß eines das andere plaget, und thut es nicht haglen, so zeigen sich doch zuweilen die Blitze. Der Ehestand mag endlich verglichen werden der vergoldeten Arche des Bundes im alten Testament, auf welcher zwei goldene Cherubim waren, welche aus Befehl Gottes einander mußten anschauen. Also im Ehestand soll eins das andere freundlich ansehen, und nit sie gegen den Orient und er gegen den Occident. Auf solche Weise seynd sie gleich den samsonischen Füchsen, welche die Philistäischen Felder in Brand gesteckt: diese waren zwar zusammengebunden, aber die Köpf waren weit von einander, und schauete einer hi, der andere hot; o Gott! das ist ein Spott.
Dahero, meine Welt-Menschen, so euch doch die Zähne wässern nach dem Ehestand, so leget zuvor alles wohl auf die Wagschale, fahret nit gar zu gähe[39] in den Haberbrei, damit ihr euch das Maul nit verbrennet, erwäget fein reiflich alle Umständ', alle Eigenschaften und Neigungen selbiger Person, mit welcher ihr euch wollet verbinden. Jener muß ein unbedachtsamer Lapp seyn gewest, von dem das Evangelium registrirtet, wie daß er neben Andern zum Hochzeit-Mahl ein heftiges Ladschreiben empfangen, nachmals aber persönlich nicht erschienen, sondern durch die Diener, so ihn zum andern mal ruften, folgende ungereimte Antwort beibringen lassen: wie daß er habe ein Dorf gekauft, und nun vonnöthen wäre, daß er hinaus gehe, und selbiges besichtige; soll ihn also entschuldiget haben. Laß mir den einen Strohkopf seyn, der etwas einkauft, welches er noch nicht gesehen. Er hätte fein sollen vor dem Kauf das Dorf genau besichtigen, den Augenschein aller Einwohner und Unterthanen einnehmen, Grund und Aecker umbreiten etc. Also soll man fein zuvor, ehe man sich in eheliche Verbindniß einlässet, Alles wohl betrachten, damit man nit anstatt einer Gertraud eine Bärenhaut, anstatt eines Paulen einen Faulen, anstatt einer Dorothee ein Ach und Weh, anstatt einer Sybill eine Pfeffermühl heyrathe; zuvor muß man alles erwägen, auf daß man nicht auf dem Roßmarkt einen Esel einhandelt, und Rüben für Rettig einkaufet.
Der große Patriarch Abraham schickte einst seinen Hofmeister aus, seinem jungen Herrn dem Isaac eine Braut zu suchen. Er gab ihm aber eine absonderliche[40] Instruktion: daß er soll sehr behutsam und mit möglichster Vorsichtigkeit umgehen, nit gleich sich in die nächste aufgeputzte Docke vergaffen. Der verständige Hofmeister Namens Eliezer fängt die Sach mit Gott an, und befehlet dem Allerhöchsten dieses sein wichtiges Geschäft, beschließet auch durch göttlichen Einschlag bei sich selber jene zu erwählen, deren Reichthum in rühmlichen Sitten und lobwürdigsten Tugenden würde bestehen, setzet sich demnach in Mesopotamien außer der Stadt Nahor bei einem Brunnen nieder, zu sehen, was für Mädlen heraus gehen, Wasser zu schöpfen, und die ihm sammt den seinigen Kameelen wird freiwillig zu trinken geben, die soll Braut seyn und keine andere.
Mein lieber Eliezer, du schickst dich auf Weltmanier nit recht zum Kuppeln. So du willst etwas Rechts ausklauben, so gehe an einem vornehmen Festtag' in die Stadt hinein, da wirst du mit Verwunderung sehen, wie die jungen Töchter aufgeputzt daher treten, da gehet eine mit gekraußten Haarlocken, worin sechshundert Klafter seidene Bändel eingeflochten, daß man einen halben Tag brauchet, dieselbe wiederum abzuhaspeln; dort gehet eine andere, welche schon drei Tag ihr Gesicht in Eselsmilch eingebeizt, und auf ihren Wangen Rosenstauden ohne Knöpf pflanzet, wie gefällt dir diese? allda stehet eine, welche ihre Lenden zusammen gepreßt, daß ihr auch schier der Athem [41] verarrestieret und ganz rahn, wo nit ganzrein ist; wie gefällt dir diese? Ich, sagt Eliezer, gib nicht Achtung auf die bloße Gestalt. Wenn dem also, so zeige ich dir eine andere: siehest du alldort dieselbige, welche zwar im Rückgrat von der Natur ein wenig beschimpft und auf einer Seite die Arbeit erhebt, dagegen hat sie Baarschaft viel tausend Ducaten, wie gefällt dir diese? Gleich da kommt eine, der zwar die gestrenge Blattersucht Miniaturarbeit ins Gesicht gesetzt, so von lauter Tüpflen bestehet und also der Glatthobel nit mehr ausgiebt; herentgegen ist ihr Vermögen sehr groß, und hat noch viel Tausend zu erben, wie gefällt dir diese? Da gleich hinter uns stehet eine, die zwar an einem Fuß zu kurz kommen und dessentwegen noch hinket, aber sonst Mittel halber gehet sie allen Befreundeten vor, wie gefällt dir diese? Ich, sagte Eliezer, habe keine Absehung nach Reichthum und Gütern. So sey es denn, ich zeig dir gleich andere qualifizirte Töchter: da in dem großen Haus vor uns wohnt ein hübsches Fräulein, die zwar arm, aber sehr von hohem Adel, und ist ihr Haus verwandt mit der Arche Noe. Auch in der anderen Gasse ist eine, zwar nit gar jung, aber sehr vornehmer und mächtiger Freundschaft, und hängt ihr Stammwappen[42] noch an dem babylonischen Thurm: wie gefällt dir diese? Ich, sagt' Eliezer, suche auch keine Vornehme, sondern mein gnädiger Heer der Abraham hat mir befohlen, ich soll bei Leib keine Tochter bringen von den Canaanitern, unter welchen doch viel reiche, viel schöne, viel adeliche anzutreffen, aber keine fromme und züchtige; begehre demnach keine andere, als ein ehrliches, ein züchtiges, ein demüthiges und wohlerzogenes Mädel, wessenthalben ich Eliezer meinen Gott inniglich gebeten, daß er mir ein solches zuschicke; welche er dann bekommen an der Rebecca, die er nicht gefragt hat, ob sie reich sey? nit gefragt, ob sie adelich sey? und ob sie zwar von Angesicht hübsch war, so ist doch damalen ihr Aufzug schlecht gewest; dann man zum Wasserschöpfen keinen seidenen Mantel noch gebrämten Rock anleget, sondern er hatte pur betrachtet ihre Tugenden.
O wie weit seynd unsere Zeiten, bei denen man in dergleichen Heirathsverbindnissen nur Gestalt oder Gewalt oder Zahlt, oder ein anderes verruchtes Absehen hat. Wie manche vermaledeiet die Stund', in welcher sie den Mähel-Ring empfangen, verflucht den Tag, an dem sie also verblendet worden, seufzet über das gegebene Ja, welches nunmehr so unzählbareNein ausbrütet. Aber meine Töchter, dieß Uebel habt ihr euch selber geschmiedet, in diesen Dorn seyd ihr freiwillig getreten, diese Last habt ihr euch selbst aufgebürdet, und solches Kreuz mit eigenen Händen geschnitztet, aus Ursachen, weil ihr so gähe so unbesonnen, [43] so frühzeitig dazu geeilet habt, und nicht vorhero alles in Allem wohl bedenkt; deßwegen sagt die göttliche Schrift: Verheirathe deine Tochter, so hast du ein großes Werk ausgerichtet, aber gib sie einem vernünftigen Mann.
Unter anderem ist in dem Ehestand nlt ein geringes Kreuz ein böses Weib. In der neuen Welt ist eine Insel mit Namen Ceiba, allwo so dicke Bäume wachsen, dass einen allein vierzehn Männer mit ausgespannten Armen kaum umfangen können: aus einem solchen Baum kann man ein großes Kreuz zimmern; aber ein böses Weib ist noch viel ein größers Kreuz: Es ist besser, sagt die heilige Schrift,in einem wüsten Lande wohnen, als bei einem zänkischen und zornigen Weide. Es ist besser in der Wüste sich aufhalten bei giftigen Basilisken bei grausamen Amphisbenen, bei erschrecklichen Drachen, bei schädlichen Crocodilen, bei wilden Salamandern, bei blutgierigen Tiegern, bei zornigen Löwen, Bären und Wölfen, als bei einem bösen Weib. Ein böses, Weib ist ein Schiffbruch ihres Mannes, ist ein steter Wetterhahn im Haus, ist eine übel lautende Klapperbüchse, ist ein fränkischer Stiefelbalg, den man fast alleweil schmieren soll, ist ein gewirter Wettermantel, [44] in den das Wasser der Ermahnung nicht eingehet, ist ein Blasbalg des feurigen Zorns, ist ein Ziehpflaster des Geldbeutels, ist ein Maulthier, das manchen armen Mann zu todt beißt, ist eine Quartierstube aller Bosheit, ist ein brabantisches Stammwappen, darin ein zänkischer Hundskopf, ist ein Friedhof der guten Tage, ist eine giftige Schlange, eine bittere Aloe, ist ein übler Sauerampfer, ist ein ewiger Blas mich an, ist eine Commissärinn der dreien Furien, ist das letzte Gesätzel im Vater Unser, erlöse uns von allen Ue beln, ist eine falsche Schatten- und Schadenuhr, ist ein höllischer Brennspiegel, ist der Fröhlichkeit Kehraus, ist ein stetes summendes Wespennest, ist des Vulkanus seine Beißzange, ist ein immerwährendes Igelfest, ist ein Haspel der Ungelegenheiten, ist ein Jahrmarkt der Zankwörter, ist, ist, ist, ist – das man nir sattsam beschreiben kann.
In der Ober-Steyermark ist der Erdboden sehr uneben und mehrsten Theils mit hohen Felsen und Bergen beladen, daß er also mit dergleichen natürlichen Schanzen nit wenig pranget, und gleichsam dem Feind einen Trotz bietet: eines ist, was förderst in diesen Bergen wohl in Acht zu nehmen, wann nämlich zur heißen Sommerszeit ein starkes Wetter entsteht, und der Himmel ein finsteres Gesicht machet, und die Winde ganz ungestümm anfangen zu sausen, und die Vögelein sich furchtsam unter die dicken Aeste salviren, und die Bäume an allen Gliedern zittern, und die[45] schnellen Blitze in dem schwarzen Gewölk schlangenweis schießen, und es anfängt zu donnern, so ist es merksam, daß wenn der zornige Himmel einen Donner-Knall hören lässet, derselbe von dem Echo oder Wiederhall der Berge drei- und viermal verdoppelt wird, nicht ohne Entsetzung der fremden Leute; macht also dieser Steyrische Wiederhall viel einen größern Tumult, als der Himmel selbst, indem er einem Donnerknall des Himmels vier andere trotzig nachklinget. Ein böses Weib ist zwar kein Berg, sondern ein Thal, will sagen ein Jammerthal, hat demnach solche Eigenschaften, wie der Berge Echo in Ober-Steyer, ereignet sich zuweilen eine rechtmäßige Ursach, wessenthalben der Mann in eine kleine Ungeduld geräth, und etwann mit einem einigen unglatten Wort ausbricht, da wird das zanklose Echo in dem Maul des bösen Weibes nicht allein wieder schlimm nachschreien, sondern noch mit zehen giftigen Schmachworten verdopplen, das heißt alsdann gedonnert, da geht es hernachmal nicht anders her, als wie in der Behausung des Tubalcain, so laut heiliger Schrift der erste Schmied gewest, der in seiner rußigen Hütten den ganzen Tag dergestalten gehammert auf dem Amboß, daß auch die Benachbarten ihre Ohren mit Baumwoll verstopften. Keine andere Beschaffenheit hat es in einem Haus, allwo ein böses und zänkisches Weib wohnet; denn alldort hört man stets das Hammern und Jammern, was Wunder, daß man nachgehends bei solchem Lustfeuer wenig Raketen findet, wohl aber gute Schläge etc. O Elend! da gibts saubere Appolonien, die ihren Männern also die Zähn zeigen, da gibts saubere [46] Lucien, die ihren Männern selbst die Augen auskratzen, da gibts saubere Magdalenen, die anstatt der Füße dem Mann den Kopf waschen, da gibts saubere Cäcilien, die anstatt der Orgeln dem Mann selbsten den ganzen Tag anpfeifen, da gibts saubere Barbaren, die anstatt des Thurms die ganze Zeit im Haus turnieren, da gibts saubere Margarethen, die anstatt des Drachen selbst voller Gift seynd, da gibts saubere Dorotheen, die anstatt derRosen den Mann einen groben Knopf heißen, anstatt der schönen Aepfel dem Mann die Feigen zeigen: O Elend!
Wunderliche Manieren seynd gewest vor alten Zeiten, wenn man zusammen geheirathet: Moses Barceph. in seinem Buche Paradox. c. 28. schreibet: Als Gott dem Adam seine Braut, nämlich die Eva, vorgeführet, habe der Adam ein Kränzlein geflochten aus dem schönen grünen Gras des Paradieses, und sich es auf den Kopf gesetzt etc. Plutarchus schreibt: es sey bei den Spartanern dieser Brauch gewest, daß man der Braut die Haare alle vom Kopf abgeschnitten, alsdann ihr Mannskleider angelegt und sie zu dem Bräutigam geführt, – ein wunderlicher Brauch! In Englang ist der Brauch, daß die Braut gekrönt wird mit drei Kronen. In den gothischen Provinzen ist dieser halb-läppische Brauch, wenn der Priester ein Paar Braut-Volk zusammengibt, so schlagen die Nächsten, die dabei seyn, der Braut und dem Bräutigam ins Gesicht. Bei den Römern, wenn die Braut in die Behausung des Bräutigams geführt worden, hat man die Braut etlichemal um und um gedreht, daß ihr [47] der Schwindel in Kopf gestiegen, und die Thür nit mehr finden können.
Vor allen aber ist jener Brauch wunderlich, von dem Servius 4. Aeneid. schreibt, und ist solcher vor diesem allenthalben sehr in Obacht genommen worden: daß man nämlich die Thürschwellen, wo die Braut eingeführt wurde, vorhero stark mit Oel und Feisten angeschmiert. Was sie durch solches Schmieren haben wollen andeuten, ist mir eigentlich nit bewußt, vermuthe aber gar gewiß, daß man durch dieses Schmieren der neuangehenden Ehefrauen habe wollen das Stillschweigen einrathen, denn so man die Thüre einschmiert, so girret sie im wenigsten nit, sondern hält das Maul, wie die Maus, wenn sie beim Speckleib schmarotzet. Also solle gleichmäßig ein Weib vor allem das Maulhalten ihr angelegen seyn lassen. Diesen Rath geb ich fast allen bösen Weibern. Gedenket, meine Weiber, daß gemeiniglich Krieg im Haus entstehet, wenn man solche Maultrommel rührt; gedenket daß man gemeiniglich die Feuerglocken anschlägt, wenn die Flammen zum Maul aufsteigen; gedenkt, daß man gemeiniglich die Orgel schlägt, wenn die Blasbälge des Mauls aufgezogen seyn; gedenkt, daß es gemeiniglich einschlägt, wenns aus dem Maul so stark donnert. Deßwegen alles Uebel zu verhüten, haltet das Maul. Pantesilia, eine Königinn der Amazonen, Kamilla eine Königinn der Volscier, Cleopatra eine Königinn der Egyptier, Semiramidis, eine Königinn der [48] Babylonier, Tomiris, eine Königinn der Massageter Massageter, Hippolita, eine Königinn der Amazonen, Theuca, eine Königinn der Illirier, Iphicratea, eine Königinn der Samier; item eine Jambara bei den Longobarden, eine Telesilla bei den Argivern, eine Debora bei den Israeliten, eine Artemisia bei den Chariern, eine Tania bei den Tartoniern, eine Cynisca bei den Lacedämoniern, eine Phedalia bei den Thraciern, eine Mauvia bei den Saracenern, eine Valosca bei den Böhmen, eine Margarita bei den Dänen, eine Marula bei den Venetianern, eine Johanna bei den Lotharingern haben einen ewigen Ruhm, Lob und Glorie, um weilen sie solche starke und heldenmüthige Frauen gewest seynd, daß sie ihre Feind' ritterlich überwunden: Ihr Weiber, wo ihr immer seyet in Teutschland, macht euch ebenfalls einen großen Namen, in Ueberwindung eurer Feinde! Der Feind ist nicht groß, er heißt der Obriste Zankenau, liegt mit den Seinen im Quartier zu Grein, Pentzing, Hadersdorf etc. Diesen thut überwinden, gedenket daß Christus der Herr zu geschlossener Thür' den Frieden seinen Aposteln gebracht: also wird nit weniger bei euch und unter euch ein Friede seyn, so ihr die Thür des Mauls zugeschlossener haltet. Aber umsonst ist dieß bei einem bösen Weib; der heilige Franziskus Seraph hat die Schwalben zahm gemacht, der heilige Baudolinus hat dis Wild-Enten zahm gemacht, der heilige Agricolus hat die Storchen zahm gemacht, der heilige Franziskus Pauanus hat die Fisch' im Meer zahm gemacht, der heil. Sabba hat die Löwen zahm gemacht, die heilige Brigitta [49] hat die Füchs' zahm gemacht, der heilige Corbinianus hat die Bären zahm gemacht, der heilige Kentingernus hat die Wölf' zahm gemacht, der heilige Dintanus hat die Hirschen zahm gemacht, der heilige Abt Ammon hat die Drachen zahm gemacht, der heilige Helenus hat die Ottern zahm gemacht; aber wer wird mir die Zung eines bösen Weibes zahm machen, wer?
Es ist dieß Folgende zwar eine Fabel, zeigt aber gar schön, wie die Weiber sollen gesittet seyn:
Es ist auf eine Zeit ein Weib gar zu unbarmherzig von ihrem Manne geschlagen worden, also zwar, daß ihr das Angesicht nit ungleich war einem Reibstein, worauf blaue Schmolten gerieben worden, die Haar ziemlich ausgerauft, daß ihr Kopf fast dem Birkenbaum gleichte im Februario, die Augen mit Wasser ganz überschwemmt, das Maul nit anders, als wie eine schmutzige Nachtlampe, der Aufzug des Mieders und der Kleidung sahe zupft aus, wie ein unordentlicher Tändlerladen. Also übel zugericht lauft sie ins Feld hinaus, in Willens, sich selbst das Leben zu nehmen aus purer Verzweiflung. Es hat's aber die Reu' wieder zurück gehalten; doch setzte sie sich nieder hinter einer Haselnuß-Stande, lamentirte, klagte, seufzte, weinte, schnupfte unaussprechlich: Ach, sagte sie, ach ich elende Tröpfinn, wie geht es mir, daß kein Wunder wär, ich schnitt mir selber die Gurgel ab! O mein lieber Paul seliger, Gnad' dir Gott im Himmel droben, gelt du hast mich niemalen erzürnt, es ist dir nit möglich gewest, wenn man dich auf eine Mahlzeit gerufen, daß du ohne mich hast seyn können, du hast mich wohl fleißig mitgenommen, ach mein Gott! wie werd ich anjetzo so schmählich für eine [50] Fuß-Hader gehalten von dem jetzigen Mann! ist das wohl ein Mann! ein Schinder, ein Mörder, ein Hund! nämli, nämli, kommen nit zwei Himmelreich aufeinander, kein Wunder, ja kein Wunder wärs, ich thät mir selbst ein Leid an, daß Gott erbarm! – Indem sie also ungereimt lamentirte, siehe, da fängt die Haselnußstaude aus freien Stücken an zu reden: Mein Weib, sagt sie, siehst du diesen nächsten Eichbaum an, wie er zerzaust und zerrauft ist, und schaue mich an, wie ich ganz unverletzt bin, weißt die Ursach? Wenn ein starker Sturmwind sauset, so ist dieser Eichbaum so stutzig, und widersetzt sich dem Wind: deßwegen wird er also zerfetzt und verstümmelt; ich aber Haselnußstaude, wenn ein solcher ungestümmer Wind geht, wehre mich weiter nit, sondern wie der Wind geht, so neig ich mich, und biege mich, und gib also nach, deßwegen bleib ich unbeschädigt; hättest du also mein Weib auch deinem Mann nachgeben, dich nit so hartnäckig widersetzt, ihm nit also zahmlos eingeredt, und ein bös Wort mit zehn andern vergolten, so wär es dir nicht also übel ergangen; lerne doch ein andersmal das Maul halten.
Ihr Weiber seyet ohnedas mit der Martha beschäftiget in Kuchel- und Speisgewölben, nehmt eine Lehre von einer Waage, auf der ihr etwann auf einen Fasttag etliche Scheiter Stockfisch wäget: wenn der Stockfisch schwer und übergewichtig ist, so werdet ihr selbst sehen, daß die Zung der Waag sich gegen den schweren Stockfisch neiget und nachgiebt. Ist's, [51] daß ihr zu Haus einen groben ungeschlachten Mann habt, dem die Stirn zum öfternmalen mit trübem Gewölk überzogen, der mehre Mucken im Kopf hat, als gewest seynd zu Zeiten des Pharaonis in Egypten, und solcher noch darüber harte Worte hören läßt; so folget meinem Rath, neiget euere Zung auch gegen diesen groben Stockfisch, gebt ihm nach, redet ihm nit zuwider, haltet das Maul, und folget lieber dem Delphin nach, welcher Fisch zur Zeit des Ungewitters nur scherzen thut.
Als Christus der Herr nach Caphernaum gekommen mit dem Petro, haben ihn also die Mauthner stark angeschnarcht: Wie ist es, sagten sie, wo bleibt der gebührende Zollgroschen? Geld her! – Hierauf sagte Christus dem Petro: Gehe hin, damit wir mit diesen schlimmen Leuten nit in schlimme Händel gerathen, so gehe hin ans Meer, wirf die Angel aus und nimm den Fisch, der zum ersten darauf kommt, greif ihm in den Mund, da wirst du einen silbernen Groschen finden; denselben nimm, und zahl für mich und dich! – Ihr Weiber sollt auf zweierlei Art den Fischen nacharten: erstlich ist kein Thier auf der Welt, welches nit eine gewisse Stimme oder Geschrei von sich gibt, als wie die Hund bellen die Wölf heulen, die Gänse schnattern, die Hennen gagern, die Säu grunzen, die Schaf blären, die Geißen meckern, die Katzen miauen, die Storchen klappern, die Bären brummen, die Ochsen brüllen, sogar die Wespen und Mücken sumsen; aber der Fisch hat keine einzige Stimm, deßwegen ist er ein Sinnbild des Stillschweigens, welches euch Weibern absonderlich wohlanständig. Dafern ihr aber [52] doch das Maul nit könnt halten, so schaut wenigstens, daß, gleichwie der Fisch Petri Silber im Maul, also ihr Gold im Maul traget, sprechend: mein goldener Mann, was ist dir heute mehr, daß du so schwierig? mein goldener Hans Adam, wie bist du heut so seltsam? mein goldener Schatz, schlaf nur, ich will alles vollziehen nach deinem einigen Willen! Solchem Rath folgen wohl die frommen Weiber, aber die bösen nicht, und könnt einer fast ehender und leichter mit dem Josua die Sonn arrestiren in ihrem schnellen Lauf, als die Zung eines bösen Weibes.
In Spanien seynd etliche Oerter, als da Sierra, Camor, Corduba etc. allwo Glocken gefunden werden, die auf den heutigen Tag zuweilen sich von freien Stücken selbst läuten, und bedeutet deren Geläut mehrstentheils nichts Gut's; zu Villilla nennet man auch eine Wunderglocke, welche ohne menschliche Handanlegung etliche Monat ein Anzeigen gibt, ehe und zuvor von unchristlichen Streifen alldorten ein Einfall zu geschehen pfleget; in dem Kloster Bodkhen, welches der heilige Mainulphus erbauet, läutet sich eine Glocke selbst vor jedem Hintritt einer Klosterfrauen, und wird annoch eifrig beobachtet; in Flandern gab eine Glocke einen traurigen Hall ohne Menschenhilfe bei angehender strengen Hungersnoth: Böse Weiber, zänkische Weiber, unruhige Weiber, greinerische Weiber seynd solchen Glocken ganz gleich, die auch zum öftern ohne einige Ursach anfangen zu klingen, daß auch die Kinder über drei Gassen vom Schlaf erweckt werden, daß auch der Mann schier das Gehör verliert, wie ein reformirter Kunst-Stäbler. Aber auch gemeiniglich auf solchen freimüthigen[53] Klang folgt etwas Uebels. Jener, nachdem ihm die Seinige mit tausenderlei Schmachwörtern überladen und eine ungestümme Litaney ohne Pausen gesungen, fragt endlich zuletzt, ob sie sich nun genug gereiniget und purgirt? Ja sagts, was dann? Darauf gibt er ihr eins in's Gesicht, daß aus der Nasen häufig das Blut herausgespritzt. Also recht, sagt er, auf ein Purgier gehört eine Aderlässe. Dergleichen Unmanier ist zwar bei den Männern nit lobenswerth, denn sie sollten in etwas ein Mitleiden tragen mit den Weibsbildern, welche schwächeren Gemüths und gebrechlicher Natur seyn; auch weiß man wohl, daß des Propheten Elisäi Diener der Wittib verstorbenen Sohn keineswegs hat können auferwecken mit dem Stab, wohl aber der Prophet selbsten, als er Mund auf Mund gelegt, und auf gute Manier mit dem todten Knaben umgangen: nit weniger sollen die Männer auch mit guter und glimpflicher Manier ihren Weibern begegnen, denn sie also mit glatter und freundlicher Ermahnung mehr Nutzen schaffen, als mit harten Streichen und Prügeln, womit man öfter mehr Teufel hineinschlägt, als heraus.
Von dem Moses schreiben die alten Rabbiner etwas Wunderliches, so aber mehr den Schein eines Gedichts, als einer Geschicht hat: Wie Moses bei dem Königl. Hof als ein Kind mit drei Jahren in Gegenwart des Pharao scherzte, ist der König da, und setzt dem kleinen Moses sein königliches Diadema auf den Kopf und giebt ihm den goldenen Scepter in die Hand. Der [54] Kleine habe nun mit trotzigen Gebehrden solches vom Kopf herunter gerissen, den Scepter aus den Händen geworfen, und beede mit Füßen getreten. Holla! sagte hierüber Pharao, das hat eine Bedeutung, und will schier beschließen, das Kind zu erwürgen, läßt aber dessentwegen alle seine hohen Minister und geheime Räthe zusammenrufen, damit sie über solches wollen reiflich berathschlagen, was etwan möchte dieser Zufall nach sich ziehen, aus welchen dann die mehrsten dahin geneigt: man wolle den dreijährigen Moses probiren, ob nit etwan solches von kindischem Unverstand habe hergerührt, und ihm kostbare Kleinodien, wie auch glühende Kohlen lassen vorlegen: nach wem er nun werde greifen, könne leichtlich ein Anlaß geben, zu merken, was in ihm stecke. Moses aber, sagen die Rabbiner, habe nach den glühenden Kohlen gegriffen, und mit solchen geschwind ins Maul, wodurch er sich also verbrennt, daß er die Zeit seines Lebens nicht hat recht reden können, sondern stark mit der Zung angestoßen.
Was die Rabbiner dießfalls dem Moses zumessen, ist eigentlich wahr bei den bösen Weibern, welche mehrstentheil nur mit dem Maul und mit der Zung einbüßen, und sich alldort zum mehrsten verbrennen.
Jene war eine solche Haus-Posaune, welche ihrem Mann für einen Beichtspiegel diente; denn so oft er seine Beicht wollte schriftlich aufsetzen, hat er vorhero ihr allezeit eine Maultasche versetzt, worauf sie angefangen: Du Hund, so schlag, daß dir die Händ erkrummen, es wäre besser, so könntest du keine solche [55] partitische Schriften mehr aufsetzen, als wie vorgestern! du Schelm, so schlag, wie viel hast du mehr vor dreien Tagen Geld verspielt? du Hallunk, schlagen kannst du wohl, aber am Sonntag kannst keine heilige Messe hören! du Bestie, es wär' kein Wunder, ich laufte davon! haus' gleichwohl du ehebrecherischer Dieb, mit deiner saubern Lisel; ich wills noch wohl erleben, daß du an den lichten Galgen kommst! sag' Dieb? wo ist das Geld hinkommen, welches du diesen oder jenen Erben und Pupillen abgestohlen etc.!« – Auf solche Weis' konnte er ganz genau seine Beicht' zusammenbringen. Ich bekenne es mit meinem Gewissen, daß ich zu Wien selbsten zu einem solchen Syil gerathen. Beede – Gott tröste sie – haben zur Pest-Zeit die Welt gesegnet: ich sahe sie, dass sie auf Tiegerart also ergrimmt war, daß sie von freien Stücken eine schwarz gebeizte Rahm, worin das Controfee ihres Manns, mit den Zähnen zerbissen, wovon ihr[56] das Mundstück etwas schwarz worden, und zugleich also mit den feurigen Augen geglumset, daß sie einer natürlichen Nachteul' oder Höllenkauzen gleichte, ja sogar nahm sie eine Kohlen von dem Heerd, lief auf den Gang hinaus, und malte einen Galgen an die Wand mit jämmerlichem Geschrey: Du Dieb, du Kirchendieb, du Sacristeidieb, du Kelchdieb, du Leuchterdieb, du Lampendieb, du Stockdieb etc.; ja sie hat ohne einiges Anstoßen in die vierundzwanzig Dieb' heraus geschüttet. Ich nahm bei solchem ungestümmen Wetter den Weg nach Haus. Wie aber die von solcher Posaune zusammen geloffenen Leut' wahrgenommen, daß ich allda gewest, also haben sie von freien Stücken geargwohnt, es müßte dieser ein Kirchendieb seyn, und sey ich alldort gewest, das Entfremdete wieder zu begehren; hat wenig gefehlt, daß der gerechteste Herr nit in großes Elend gerathen.
O Herr Gott! lieber mit bloßen Füßen nach Compostell rutschen, lieber bei lauter Enzian in die Kost gehen, lieber alle Tag zweimal das hölzerne Kitzeln leiden bei den Türken, lieber in Gottes [57] Namen die Händ auf ewig den Galeeren opfern, als bei einer solchen Schlange wohnen: Der König Salomon sagt:Ein zänkisches Weib sey wie ein immer durchtriefendes Dach; bei einem solchen giebts nichts als lauter Tropfen; und was denn anders bei einem bösen zänkischen Weib? Ist nicht der Mann ein armer Tropf, der solchen Haus-Clarin stets hören muß? seynd nit die Dienstboten armeTropfen, die so viel bei einem solchen Hausrummel müssen ausstehen? seynd nit die Kinder armeTropfen, welche eine so bittere Mutter bekommen?
Es ist jenem gar nit vor Uebel zu halten, der eben dergleichen Fegfeuer im Haus hatte, und als diese in langwieriger Krankheit einst in so große und lange Ohnmacht gefallen, daß sie auch die Doctores selbst für todt gehalten, deßwegen sie in einen hölzernen Sarg gelegt und zum Grab getragen; wie man aber mit der Leich' an einem Eckhaus vorbei gangen, haben die unbehutsamen Träger angestoßen, durch welches das Weib erweckt, und von freien Stücken mit männiglicher Verwunderung angefangen zu leben und nach Jahr und Tag erst gestorben, und als man [58] damalen die notwendige Anstalt machte zur Begräbniß, auch unter andern die Todtenträger ins Haus kommen, so ruft sie der Mann auf die Seite, sprechend: ich bitte euch um Gottes willen, stoßt halt nicht mehr an, ich will mich dessenthalben schon einstellen!
Vor Zeiten bei den Römern hat man pflegen dem Bräutigam zuzuschreien; sis Cajus, sey du Cajus, der Braut deßgleichen, sis Caja, sey du Caja! jetzt ist zwar der Brauch abkommen, aber Cajus und Caja regieren dennoch noch; denn es ist das ewige Cajen im Haus: wo ist größere Keyerey als bei einem bösen Weib?
In dem Königreich Böhmen ist eine Jungfrau gewest mit Namen Domka, welche auf eine Viertel-Stund weit hat können eine gemäste Kuh tragen auf ihren Achseln. Laß mir das ein starkes Weib seyn; aber manche arme Haut und Eheweib muß noch mehr ertragen und übertragen, absonderlich wenn sie einen giftigen und zornigen Mann hat. – Die heilige Schrift sagt: Gott der Herr bildete den Menschen vom Staub der Erden, und dieß war der Adam; und Gott der Herr bauete aus der Rippen, die er vom Adam genommen, ein Weib: ist demnach Adam gebildet worden und die Eva gebauet, nennt also Gott selbst das Weib ein Gebäu. Gleichwie nun ein Gebäu viel Regen, [59] Wind, Hagel, Donner, Schauer, Schnee etc. leiden muß, also muß auch nit weniger ein Weib viel ausstehen, forderist wenn sie einen Schlegel-Leuter zu einem Mann bekommt. – Der gekrönte Harfenist David vergleicht ein Weib einem Weinstock an der Mauer des Hauses. Nun ist es allwissentlich, daß dergleichen Weinstöck' gemeiniglich um Schutz willen wegen der bösen Buben mit Dörnern und Dornstauden umfangen seyn; also ist auch ein Weib von den Dörnern der Trübsal selten frey, und gleichwie keine Rosen ohne Dörner, also selten auch eine Rosina ohne Dörner der Mühseligkeit. – Es hat Samson unterwegs solchen Courage gezeigt, daß sich höchst darüber zu verwundern, indem er einen wilden Löwen angetroffen, und denselben glücklich erwürget hat. In der Rückkehr fand er den todten Löwen noch, und unvermerkt in dessen todten Rachen einen Honig-Fladen, nach welchem er nit allein die Finger geschleckt, sondern auch davon eine ziemliche Portion seiner Liebsten Dalilä nach Haus getragen. Wo find't man jetzo solche Männer, die sich also manierlich gegen ihre Weiber zeigen? das wohl, anstatt Honig, tragen sie oft bittere Gall' nach Haus, und weisen einen solchen unmäßigen Zorn, daß kein Wunder, wenn nachmal hierüber des Weibes sonst feste Geduld wurmstichig wird.
Es hat Gott der Herr unter andern dem hebräischen Volk dieses Gebot geben: daß alles, was männliches Geschlecht, soll dreimal im Jahr nach Jerusalem[60] gehen, und allda in dem Tempel Gottes erscheinen. Warum daß Gott nicht ebenmäßig den Weibern anbefohlen, daß sie diese Kirchenfahrt sollen verrichten? Etliche Lehrer seyn der Aussag', als habe der allmächtige Gott dessenthalben keinen Befehl an die Weiber lassen ergehen, weil er wohl wußte, daß das weibliche Geschlecht ohnedas der Andacht ergeben und also freimüthig nach dem Tempel würden kommen; die Männer aber, welche gar oft einen so guten Magen haben, daß sie einen ganzen Monat ohne Gebet können leben, haben des scharfen Decrets vonnöthen gehabt. Andere glauben, es habe Gott nit wollen, daß die Weiber sollen nach Jerusalem reisen, sondern vielmehr zu Haus bleiben; denn diesem Geschlecht nichts besser anständig, als die Einsamkeit, dessentwegen die Weiber an dem Zunahmen allezeit ein Inn tragen, Bettlerinn, Bäurinn, Bürgerinn, Doctorinn, Gräfinn, Fürstinn, etc. zu zeigen, daß sie in das Haus gehören; auch tragen sie gleichförmig den TitelFrauenzimmer, wordurch sattsam erwiesen wird, daß sie auf Schneckenart sollen zu Haus bleiben; widrigenfalls müsse man den Namen ändern, und anstatt Frauen-Zimmer, Frauen-Gassen setzen. Vor allem aber dünkt mich, daß derenthalben der gütigste Gott nit habe dieß Gebot den Weibern gegeben, weil Gott sahe, daß der Weg nach Jerusalem sehr weit, und also solche Reis' für die schwachen Weibsbilder etwas zu schwer würde fallen, darum mit ihnen dispensiret [61] aus Mitleiden. Und wollte hiermit der allmächtige Gott eine Ermahnung geben, wie man ein Mitleiden tragen sollte mit den Weibern, ihnen in vielen Sachen etwas übersehen. Dem aber folgen viel Männer nit nach, sondern tractiren ihre Ehegatten auf diocletianische Manier, gedenken nit, daß Joseph in der Flucht nach Egypten sey zu Fuß gangen, sein liebstes Gespons aber Mariam auf dem Esel reiten lassen, zu zeigen, daß man mit den Weibern soll glimpflich umgehen. Aber bei manchem verwirrten Kopf haftet solche Ermahnung wenig, und sagt zwar das Evangelium: ein Weib soll mit demSauerteig umgehen. Mancher armen Tröpfinn geht es sauer genug, und hat bei ihr das Jahr nit mehr als dreihundert fünf und sechzig saure Tage.
Wie Gott der Herr wollte den Job stellen zu einem Exempel und Exemplar, zu einer Form und Formular aller Sanftmuth und Geduld, hat er den bösen Feind als einen Sucher und Versucher der Menschen zu sich gerufen, ihn folgends angered't: Weißt du was, meineidiger Engel? ich hab' einen Menschen auf Erden, der heißt Job und verdient ein groß' Lob. Den wirst du auf keine Weis' in die wenigste Ungeduld ziehen: probiers, nimm ihm Kinder und Rinder, nimm ihm Haus und Schmaus, nimm ihm Geld und Zelt, nimm[62] ihm Gut und Blut, nimm ihm Thron und Reputtation, wirst dennoch nichts richten: nimm ihm Alles, ausgenommen seine Seel' laß mit Ruh! Glossa sagt: daß Gott durch die Seel' nit verstanden habe die Seel im Leib', denn selbige der böse Feind hat versucht und attaquirt, sondern unter dem Namen Seel' hab er des Jobs Frau verstanden: dahero geschehen, daß der böse Feind dem Job alles und alles hinweg geraubt, ausgenommen sein Weib, der hat er den geringsten Schaden nit zugefügt. Da scheint es handgreiflich, daß viel Männer ärger seynd, als der Teufel, zumalen dieser Gottes Befehl in dem Fall nachkommen, des Weibes verschont; aber die Männer haben ein ernsthaftes Gebot: sie sollen ihre Weiber lieben, wie Christus die Kirchen, sollen ihnen nichts Leids thun! und dennoch folgen sie dem wenig nach, zeigen sich schlimmer als der Satan ist.
Wie Gott der Allmächtige die Erde erschaffen, und aus der Erden den Adam, auch denselbigen gesetzt zu einem Weltregenten, hat er wahrgenommen, daß dieser ganz allein, und deßwegen schier etwas melancholisch, demnach ihm aus seiner Rippe ein Weib erschaffen, welche aber bald mit ihrem unbehutsamen Umgaffen der Schlangen eine schädliche Audienz geben, und hernach den Adam in eine solche [63] Wäsch' gebracht, woran wir noch zu trocknen. Gleich nach solcher geübter Unthat steigt der Allmächtige herunter, und nach gegebenen, scharfem Verweis machte er diesem Paar Ehevolk Kleider von Schaffellen undLämmelhäut'. Der Zeiten zählt man wenig dergleichen Eheständ', worin beede in Lämmelhäut stecken. Es geschieht öfter, daß sie zwar unter einem solchem Lämmelfutter stecket, er aber, der Mann, in einer Löwenhaut, als der den ganzen Tag kein gutes Wort nicht hören läßt; sondern setzt in seinen Kalender lauter Finsternuß, auf seinen Bäumen wachsen nichts als Ohrfeigen, in seinen Händen findet man nichts als Schlaguhren, unter seinen Speisen findet man nichts als Gestoß'nes, auf seinem Heerd findet man nichts als Prügel, in seiner Karte seynd nichts als Bastoni, in seinem A B C ist nichts als r r r r etc. Es sagt die hellige Schrift, der Mann sey das Haupt des Weibes; nun weiß ich schon, daß der Weiber ihre mehrsten Krankheiten nicht bestehen in Wassersucht, Schwindsucht, Gelbsucht etc., sondern in Hauptweh, das Haupt thut ihnen zum öftern weh: O was ist es für ein Elend, einen zornigen Mann haben!
Ihr Thumshirn, ihr Wetterhähn', ihr Tiegerbrut, ihr Büffelsart, ihr Schlegelzweig, ihr Ambosbrüder, ihr Kolbenspitzer, ihr Aesthobler, ihr Hackstöck, ihr [64] Löwengemöther, ja ira in sinu stulti requiescit, ihr unsinnge Narren, ihr furiosische Narren, ihr wilde Narren, ihr tolle Narren, ihr wüthende Narren, ihr Werf-Narren, ihr Schlag-Narren, ihr Stoß-Narren, ihr Hau-Narren, ihr Schelt-Narren, ihr Schreys-Narren, etc. was Nutzen schöpft ihr aus euerm ungezähmten Zorn?
Einer hat einmal einen wunderseltsamen Schuß gethan. Dieser gieng zur kühlen Abendszeit mit keinem andern Gespann als mit der gespannten Flinte spazieren, war ein Student, bei dem ohne das die Freiheit unter die freien Künste gezählt wird. Dieser hat auf einmal einen Hasen, einen Fisch und einen Vogel geschossen: einer war auf der Erd, der andere in der Luft, der dritte im Wasser: ist also viel, solche drei in einem Schuß zu treffen. Es hat sich aber also zugetragen: Da er neben dem Wasser gangen, ersiehet er ungefähr auf dem andern Gestad' jenseits des Wassers einen Hasen liegen, nach welchem er ohne Verzug gezielt und geschossen. Unter währendem Schuß aber ist ein Fisch im Wasser aufgesprungen, den hat er getroffen, und gleich damalen ist eine Schwalbe auf dem Wasser geflattert, die hat er auch getroffen, und forderist jenseits des Teichs hat er den Hasen erlegt; also wunderlich auf einmal drey getroffen, etc. Einem [65] Zornigen begegnet dieß wohl öfter, aber gereicht ihm solches zu keinem Glück, daß er drei auf einmal trifft; denn erstlich mit seinem unbändigen Zorn trifft er Gott und beleidigt den Allerhöchsten, er trifft den Nächsten, an welchem er den Zorn ausgießet, er trifft sich selbst, weil er sich hierdurch selbst an Leib und Seel den größten Schaden zufüget: ist also der Zorn gleichsam eine Lanze mit drei Spitzen, womit der Absalon ermordet worden.
Erstlich trifft ein Zorniger seinen Gott, als der in seiner Schul keine andere Lection hat aufgeben, alsdiscite a me, quia mitis sum et humilis corde: »Lernet von mir, der ich sanftmüthig und demüthig bin.«
Es ist die gebenedeyte Jungfrau Maria dessentwegen mit dem gerechten Joseph vermählt worden, damit sie an ihrem ehrlichen Namen den wenigsten Schaden nicht leide; denn sofern sie ein Kind geboren hätte ohne Vermählung, wäre sie Zweifels ohne in ein böses Geschrey gerathen, zumalen ohne das der Hebräer Pfund-Goschen voll waren der Gächwörter, Rachwörter, Schmachwörter: Der Ursachen halber hat Gott ihr zugesellet einen reinsten Gesponst, damit selbiger solle seyn ein Deckmantel ihrer jungfräulichen Ehren. Wie nun solche durch Ueberschattung des heiligen Geistes empfangen, und bereits ihr reinster Leib zu wachsen schien, und solches der Joseph wahrgenommen, dem dazumal die geistlichen Geheimnüssen noch verborgen, hat er sich dennoch im wenigsten darüber nicht erzürnet, da doch ein anderer in solchem Fall in unglaublichen Zorn wäre gerathen, sondern er hat bei sich selbsten beschlossen, diese schwangere Gesponst in [66] der Geheime und Stille von sich zu schicken: voluit occulte dimittere eam. Daß aber dieser gerechteste Joseph von der geringsten Ungeduld nicht ist angegriffen worden, rühret dahero, spricht der heilige Joshannes Chrysost., weil nämlich der Athem Mariä der reinsten Jungfrau ihn zum öftern anhauchte, welcher Athem von dem Lamm Gottes, so in ihrem unbefleckten Leib verschlossen war, alle Sanftmuth, wie ein Schwamm das Wasser, an sich gezogen; dessentwegen am Stamm des Kreuzes Gall zu trinken sich der Herr geweigert, et cum gustasset noluit bibere denn er nit wollte zulassen, daß einige Gall' oder Bitterkeit soll in ihm seyn, sondern er begehrte den Namen zu behalten eines süßesten Jesu. Treffen dahero und beleidigen Gott alle diejenigen, welche voller Gall stecken, welche vor Zorn gleich blutroth werden, wie die Wässer in Egypten von dem geringsten Streich des Araonis Ruthen. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie die Statua des Königs Nabuchodonosor, so von dem kleinsten Steinel zu Trümmern gangen. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie der Pharao in Egypten, der seinen Mundbäcker wegen eines einigen Sandkörnlein, so er im Brod gefunden, hat lassen aufhenken. Es beleidigen Gott alle diejenigen, so da seynd wie das glühende Eisen, welches von dem geringsten Tropfen Wasser zu pfutzen pflegt. Es beleidigen Gott alle [67] diejenigen, welche seynd wie die Judenkirschen, welche, da man sie nur anrühret, bitter werden. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd, wie eine geladene Büchse: so man selbige nur antastet und kitzlet, gleich los gehet und Feuer giebt. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie ein Spiegel: wenn man selbigen nur ein wenig anhauchet, so macht er gleich ein finsters Gesicht. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie eine Orgel, die man kaum darf ein wenig tupfen, so schreit's gleich. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie ein Fließpapier; wenn man mit der Feder auf dasselbe nur ein kleines Tüpfel macht, so breitet es sich – weiß nit wie – aus. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie eine Schlaguhr: so man in derselben nur ein kleines Zäpflein aufhebt, so fangen alle Räder an zu laufen und rasseln. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche da seynd wie die Gockelhahnen: so diese nur ein einiges Haberkörnlein im Mist finden, so fangen sie an zu schreien, daß es das ganze Geflügelwerk höret.
Bekannt ist jene Geschichte zu Antwerpen, allwo ein Kaufmann gewest, der wegen seines häufigen Guts nit wenig stolzirte; denn gemeiniglich auf viel Einnehmen folgt Uebernehmen, und auf viel Uebernehmen kommt das Abnehmen, und trägt das vermehrte Geld gar oft keine gewissere Laschi als Stolzheit. Dieser [68] aufgeblasene Handelsmann begehrte einst von einem berühmten Maler: er wolle ihn vermöge seines bekannten Pinsels abmalen, es soll das gleichende Controfee) nach Wunsch bezahlt werden. Der Mahler sparte auf solche gegebene Verheißung weder Kunst noch Arbeit, sondern führte die Abbildung also köstlich und künstlich, als wär' es mit dem Original ein, blutsverwandter Zwilling, und begannen schier die rodten Farben dem Bild ein Leben anzustreichen, wo nit einzustreichen, also zwar, daß mancher davor verweilte mit unbesonnenen Gedanken, es würde reden. Nachdem es dann der Mahler also verfertiget und auf gegebene Parolla die dreißig Thaler begehrte, schüttlet der Kaufmann hierüber den Kopf und weigert auf alle Weis', kaum die Hälfte dieses Preises zu zahlen, geht nach Haus und lasset dem Mahler das Bild. Dieser Mahler aber, ein schlauer Gesell, begehrt die Schmach zu rächen, setzt sich derohalben nieder, und steckt mit geschwindem Pinsel gedachtes Controfee in eine große, große, gefütterte und mit Schellen wohlbespickte Narrenkappe, hängt es alsdann neben andern Bildern zum Gewölb heraus. Solches, weil es Allen erkenntlich, lockte herzu eine Menge der Leut', die dann ein ungestümmes Gelächter erhoben, und sagte einer, wie lang es sey, daß sich dieser in die Narren-Zech habe einverleibt? der andere verwundert sich, daß [69] der Kaufmann seinen Kopf mit Narrengeläut' versehen, wie die Schlesinger und Ober-Steyrische Fuhrleut ihre Pferd'; der dritte sagte spottrweis', es müsse der Herr seinen Kopf einmal an das Narrenhäusel gestoßen haben, daß ihm solche Tippel ausgefahren. Solches Geschrey wächst dergestalten, daß es auch dem Kaufmann durch vertraute Leut' zu Ohren kommen, welcher alsobald dem Maler zugeeilt, nach Begehren das Geld erlegt. Aber er konnte diese Schmach und Spott in keine Vergessenheit stellen, weil ihm sein eigenes Bildnuß also beschimpft worden.
Weißt du nun Mensch, wer du bist? Wenn es dir und deinem schlüpfrigen Gedächtnuß entfallen, so beschaue das erste Blatt der heiligen Schrift, allwo dir undankbarem Geschöpf die Erschaffung der Welt, wie auch die eigentliche Beschreibung deines ersten Stammhauses wird vor Augen kommen, und dir fein weisen, dir's verweisen und dich unterweisen, wie daß dich der gütigste Gott, vermöge seiner Allmacht erschaffen habe zu seinem Ebenbild': Du bist demnach, mein Mensch, ein wahrhaftes Controfee Gottes, an dem weder Kunst noch Gunst gesparet, du bist ein edles und schönes Bild; du hast einen Willen, und der ist frei; du hast ein Gedächtnuß, und dieß ist merksam; du hast einen Verstand, und der ist erleuchtet; du hast eine Seel, und die ist unsterblich; du lebest mit den Thieren, du wächst mit den Bäumen, du verstehst mit den Engeln, du trotzest mit allen Geschöpfen: Sonn' und Mond seynd weniger als du, Gold und Silber seynd weniger als du; Himmel und Erde seynd weniger als du; du hast etwas vom Feuer, [70] du hast etwas von der Luft, du hast etwas vom Wasser, etwas von der Erde, du hast etwas von den Thieren, du hast etwas von den Engeln, du hast etwas von Gott, du bist ein Inhalt aller Geschöpfe; du bist ein Meisterstück der göttlichen Hand; du erkennst das Gute und unterscheidest das Böse; du verwirfst das Schlechte und umfängst das Gerechte; du denkst an das Vergangene und erwägst das Gegenwärtige; du betrachtest das Künftige etc., du, mit einem Wort, Mensch, bist das schönste und edelste Ebenbild und Controfee Gottes und schämest dich nit? du dich nit? diesem ansehnlichen Ebenbild eine spöttliche Narrenkappen aufzusetzen, welches da geschieht durch den Zorn? Denn solcher den Menschen verstandlos machet und von freien Stücken der Narren-Schaar zugesellet. Schau du nur, wie der Zornige aussieht! Er funkelt mit den Augen, daß er kundt damit ein Strohdach anzünden; er wackelt mit dem Kopf, als hätt' er die Fraiß im Hirn; er feimt mit dem Maul, wie ein Mästschwein; er blöcket die Zähn' wie ein Kettenhund; er kirret mit der Stimm', wie ein verdorbener Discantist; er wüthet mit den Händen, wie ein toller Marx-Bruder; es stehen ihm die Haar' wie ein Storchen-Nest auf einem Thurm; er reißt sein Maul auf, wie der Fisch gegen den Tobias; er zeigt ein Gesicht, als wäre er beim Teufel [71] ins Bad gangen; er tobt wie ein Pantherthier, und siehet mit einem Wort aus, als wie ein unsinniger Narr: heißt das nicht dem edelsten Ebenbild eine spöttliche Narrenkappen aufsetzen? heißt das nicht Gott beleidigen?
Zu den Zeiten Petri des Apostels hat ein Hund geredt, als welchem der heilige Apostel befohlen, er solle den Simon Magum zu sich rufen, welchem Befehl der Hund alsobald Gehorsam geleistet, in das Haus hinein geloffen und mit menschlicher Stimm geschrien: Simon, du sollst zum Petro kommen, er verlangt mit dir zu reden! Den heiligen Mamma hat ein brüllender Löwe angeredet mit diesen Worten: Willkommen, o frommer Diener Gottes, du bist ein Wohnplatz des heiligen Geistes! Bey der Marter des heiligen Charalampij hat ein Roß geredt und denen tyrannischen Henkersknechten einen großen Verweis geben, um weilen sie den gerechten Mann also verfolgten. Anno 1097 hat in Sachsen ein Ochs geredt, und mit menschlicher Stimm' zu einem Hirten dreimal gesagt: gehe hin, die Christen werden Jerusalem erobern! Bei der Begräbnuß Cosinä und Damiani hat ein Kameel geredt und umständig gezeigt, wohin die heiligen Leiber sollen gelegt werden. Den heiligen Julianum, da er noch ein muthwilliger Weltmensch war, hat ein Hirsch angeredt, und ihm mit menschlicher Stimm künftige Begebenheit angedeutet. Den heiligen Severinum hat ein Lämmlein angeredt, und sich beklagt, daß er es mit sich über das Wasser nimmt. Den heiligen Macarium hat ein Drach angeredt. [72] Zu den Zeiten aber des Propheten Balaam hat eine Eselinn geredet, und ist sich gleichwohl nit so fast über die Eselinn, als über den Propheten zu verwundern: Balac der Moabiter-König schickt nach dem Propheten Balaam einige Gesandten, mit dem Versprechen einer ziemlichen Summe Geld's, er wolle doch kommen und über das Volk Israel einen Fluch fällen; Geld richt nun alles in der Welt. Der Balaam sattlet die Eselinn, und reitet also auf diesem langohrigen Postklepper davon, kommt in einen engen Weg, allwo die Eselinn auf keine Weis' wollt' weiter gehen. Der Prophet wird etwas ungeduldig und schlägt sie. Ungeacht auch dieses wollte sie nit fortgehen, aus Ursachen, weil sie einen Engel sahe mit bloßem Schwert, der ihr den Paß verstellte. Er schlägt demnach das anderemal und verdoppelt die Püff'. Endlich fiel die arme Tröpfinn gar zu Boden, wodurch sie etwan dem guten Balaam die Kniescheiben an einen Kieselstein gerieben. Auf solches wurde er also zornig, daß er's zum drittenmal geschlagen, daß ihr die Haut gestaubt; worauf dieß Thier mit Gottes Beihilf' angefangen mit menschlicher Stimm' zu reden: Warum schlägst du mich zum drittenmal? Auf solches Wunder hätte der Prophet sollen gleichsam am ganzen Leib erstarren, hätt' sollen an Händen und Füßen zittern, hätt' sollen die Händ' gen Himmel heben und [73] sprechen: O Gott, o Gott, was ist dieß! das ist ein Werk des Allerhöchsten, oder des bösen Feind's Anschlag! Wenn mich sollt eine Eselinn oder eine Kuh auf der Gassen anreden, ich fiele vor Schrecken in eine Ohnmacht, oder ich erbleichte, als wenn ich wär' von Wachs bossirt, oder ich laufte weiter, als Jemand durch ein klafterlanges Perspectiv sehen kann. Eine Eselinn redet? um Gottes willen, was ist das für ein Meerwunder! Ungeacht' aber alles dieses erschrickt der Prophet nicht, sondern gibt der Eselinn noch Antwort auf ihr Warum, darum: darum schlag ich dich, weil du es verdient hast und hast deinen Spott mit mir getrieben; wollte Gott, ich hätte ein Schwert, ich wollte dich gar erwürgen. Darauf die Eselinn noch weiter mit der Klag' fortgefahren: bin ich denn nicht dein Thier, darauf du den heutigen Tag geritten? sag' an, hab' ich dir einmal deßgleichen gethan? – Niemalen sagte er etc.; führte also dieser Prophet einen ganzen Zank mit der Eselinn, die ihm auf Alles geantwortet, und hat sich dennoch er darüber nit entrüst', welches höchst zu verwundern. Es war aber die Ursach, weil er also zornig, daß er nit recht bei Verstand war; er hat vor Zorn nit gewußt, was er thut, er war halt damalen ein unsinniger Narr, und da siehet man augenscheinlich, daß der Zorn einen ins Narrenquartier logiret, und der [74] menschlichen Vernunft beraubet. – Pfuy! heißt das nit Gott beleidigen, und sein schönstes Controfee auf solche Weis' spöttlich beschimpfen? – Das Meer ist zwar allezeit bitter, und also macht es gar selten ein süßes Gesicht; doch aber, so es recht erzürnet ist, zeigt es sich fast unsinnig; denn wenn die Sonn, dieser Fürst der Gestirn', sich hinter einen schwarzen Vorhang der Wolken verhüllet, wenn Nordwind, Ostwind, Westwind und Südwind mit vollen Backen anfangen zu blasen, wenn das helle Mittaglicht mit einem traurigen Klagmantel wird überzogen, da fangen die Wellen des Meer's sich also aufzubäumen, als wollten sie gegen die Wolken ein Duell führen; da fängt dieses nasse Element an, einen solchen feurigen Zorn zu zeigen, daß man eine augenscheinliche Vigil des Tod's vor Augen siehet. Dazumalen ist nichts anders zu hören, als ein erbärmliches Getös der wüthenden Wellen, ja ist nichts anders zu sehen, als ein Modell und Abriß des jüngsten Tag's: man hört, siehet und empfindet nichts anders, als ein erschreckliches Brasseln und Rasseln, Sausen und Brausen, Schlagen und Plagen, Brummen und Summen, Reiben und Treiben, Zwingen und Dringen etc., und was mehr dießfalls in Acht zu nehmen ist, dass wenn das Meer zornig ist, [75] so wirft es allen Unflath von sich an das Gestad hinaus, allerlei stinkendes Aas und Unsauberkeit, daß es einem den Magen auf Speyer einladet: Foetida vomit.
Ein Zorniger ist dem Meer dießfalls nicht unähnlich; denn so man ihn auf die geringste Weise beleidiget, zum Exempel: die Köchinn verbrennt den Brei, der Diener zertrümmert das Glas, die Kinder singen einen üblen Trippel, die Frau redet ihm ein, er wolle doch den Leuten nit also leichtgläubig trauen und all' das Seinige auf die verlorne Wacht legen, etc. da fängt er nit anderst an als wie das Meer zu wüthen, wüthen und toben, toben und schreien, schreien und kollern, kollern und rasen, als hätten ihm die Ohrenhöhler in das Hirn eingebrochen, als hätt' er ein Tiegerthier zu einer Säugamme gehabt, als hätt' er in einem Faß den Berg herab einen öftern Kehrum gebracht, ganz un innig, und was das Gottloseste ist, so wirft er, nit ungleich dem Meer', allerlei Unflath her aus, allerlei Schmachwörter, allerlei Scheltwörter, allerlei Lästerwörter, allerlei Fluchwörter, allerlei Stichwörter, allerlei Schimpfwörter, allerlei Spottwörter, ja er haspelt ganze Legionen Teufel aus dem Maul, als hätte ihm's eine höllische Furie hineingesponnen, foetida vomit; und heißt das nicht Gott treffen, und Gott beleidigen?
[76] Jener Edelmann aus Schlesien hat es erfahren, wie der Zorn unsinnige Narren macht, da er einsmals aus Zorn, weil ihm kein Gast zum Banquet erschienen, die Teufel in der Höll' zu Gast geladen, welche dann, unverzüglich erschienen, das Haus also eingenommen, daß es noch heutiges Tages wegen solcher Gespenster unbewohnlich, und hat sich mit harter Mühe der Edelmann sammt den Seinigen reterirt.
Jener Herodes hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren ausbrütet, indem er einen starken Zorn gefaßt über die drei Könige, nachmals solchen ausgelassen an den unschuldigen Kindern, worunter auch sein eigenes Söhnlein; dahero derjenige nit unweislich geredt, der da lieber wollte seyn des Herodes Sau als Sohn.
Jener Matthias Corvinus König in Ungarn hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren machet, indem er wegen Abgang der Feigen sich also erzürnet, daß er das Teller mit Zähnen zerbissen, und darüber vom Gewalt Gottes getroffen worden.
Jener Spieler zu Bononien hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren schnitzlet: Als solcher ein stetes Unglück im Spielen gespürt, hat er sich also erzürnt, daß er im Grimm einen Stein ergriffen, denselben gotteslästerlich an ein Bildniß der Mutter Gottes geworfen, von welchem Wurf das heftige Blut heraus geflossen.
[77] Jener Xerxes hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren züglet, indem er sich über das Meer also erzürnt, um weil er keine Brücke konnte schlagen, daß er von freien Stücken das Meer mit Ruthenstreichen züchtigen und etliche Fuß-Eisen in selbiges werfen und ihm dreihundert Maultaschen versetzen lassen. O Narr!
Jener Cajus Caligula hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren machet, indem dieser Kaiser Vorhabens war, auf einen bestimmten Tag dem gesammten Volk mit absonderlichem Pomp ein Schauspiel zu halten: daß aber denselbigen Tag lauter Regen und Ungewitter war, ist er also erzürnt worden, daß er ganz grisgrämig gen Himmel geschaut, und mit frecher Stimm' den Gott Jupiter zu einem Duell heraus gefordert: du Gott, sagte er, bist du ein redlicher Kerl, so wehre dich meiner; ja wurde also unsinnig, daß er allen seinen Soldaten anbefohlen, sie sollen unverzüglich die Pfeil' gegen den mißgünstigen Himmel abschießen, welches dann auch geschehen; und haben alle diejenigen, deren eine ziemliche Anzahl, welchen die herabfallenden Pfeil' blutige Köpf' gemacht, erkennet, daß ihr Kaiser geschossen sey.
Jener Cavalier bei Rudolpho dem Anderen hat es erfahren, daß des Zorns Unterthanen unsinnige Narren seyn: Als solcher Amts halber dem Kaiser Morgens früh das Wasser brachte zum Waschen, ihm aber der Deckel von dem krystallenen Glas ungefähr entfallen, hat er sich dergestalten erzürnt, daß er auch das Glas[78] mit Furie zur Erden geworfen, sprechend: hat der Teufel den Sattel, so nehm' er auch das Roß! welches krystallene Geschirr auf 400 Reichsthaler geschätzt worden.
Jener hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren gebähret, als er in seinen Garten auf einen Baum gestiegen, willens etliche Früchte herabzuschütlen; da er aber fast nichts darauf gefunden, hat er sich also erzürnet, daß er überlaut geschrieen: du verfluchter Baum, willst keine Aepfel tragen, so trag' Shelm und Dieb! Er war dazumalen selber darauf.
Jener hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren bringet, als er wegen eines einzigen Schimpfworts, so seiner Ehr' schädlich schien, sich dermassen erzürnet, daß er mit dem Kopf gewaltthätig an eine Thür gerennet, und weil dieselbige ohnedas alt und wurmstichig, also mit dem harten Schädel sie leicht durchbrochen. Indem er aber wegen der schädlichen Schiefer den Kopf nit mehr konnte zurück ziehen, und bis zur Ankunft des Barbierers in diesem Narrenarrest verweilen mußte, hat er endlich selbst, ob zwar voll der Schmerzen, sich des Lachens nit enthalten können, in Erachtung, daß ihm sein närrischer Zorn einen solchen hölzernen Kragen angelegt, der da besser gestärkt war, als die Kres zu Nürnberg.
[79] Jener Handelsmann zu Wien hat's erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren feil hat, als er wegen eines einigen Fehlers, den er in der Speise vermerkt, sich also erzürnt, daß er alle Schüsseln und Teller hinter die Thür geworfen. Da solches der Gewölbbub ersehen, sagt er: Herr, hätt' ich das gewußt, so hätt ich hinter der Thür aufgedeckt.
Jener Vater hats erfahren zu Freiburg in Meißen, daß der Zorn unsinnige Narren-Schellen aufsetzet, da er sich über seinen halsstarrigen Sohn also erzürnt, welcher zu ihm zu gehen sich weigerte, daß er gewunschen hat: du vermaledeytes Kind, ich wollt', du müßtest dein Leben lang dort stehen! worauf alsbald durch göttliche Zulassung geschehen, daß der Sohn nit mehr konnte vom Ort gehen, sondern sein Leben lang mußte dort verbleiben; wie man denn noch die vertiften Fußstapfen in dem hölzernen Boden alldorten zeiget.
So bleibt dann klar und wahr, daß der Zorn dem Menschen das edelste Kleinod entzieht, welches ist der Verstand, und heftet also spöttlich an das göttliche Ebenbild die Narren-Kappen, welches ohne allen Zweifel den mildesten Gott höchst beleidiget.
Was das Feuer, dieses freßgierige Element, für Schaden der Welt habe zugefügt, wird es nicht leicht eine Feder sattsam entwerfen: die Brunst unter dem unmenschlichen Kaiser Nero zu Rom, hat sieben ganzer Tag gewähret; Anno 1476 ist Frankenburg durch das Feuer also zugericht' worden, daß kaum ein Ort übergeblieben, wo eine Schwalbe konnte nisten; Anno 1086 seynd zu Delpht tausend zweihundert der schönsten [80] Häuser in Asche gelegt worden; Anno 1407 ist Stockholm in Schweden ganz verbrannt, worin auch über die anderhalb tausend Personen geblieben; durch das angesteckte Feuer Kaisers Friederich Barbarossa ist die schönste Stadt Mailand völlig verbrennt worden; jene stattliche Brucken, welche Kaiser Karolus Magnus unweit Mainz über den Rhein in zehn Jahren mit unglaublichen Unkosten kaum verfertiget, ist innerhalb drei Stunden in Aschen gelegen; Paßau, Krackau, Glockau, Moskau, Breslau etc. haben noch in der Gedächtnuß, was Schaden sie vom Feuer empfangen. Aber so man es recht erwäget, wird man handgreiflich finden, daß durch das Feuer des Zorns weit größeres Uebel sey verursachet worden, zumalen der Zorn nichts anderes ist, als eine Entzündung des Geblüts bei dem Herzen; dahero kommt das Sprichwort, so jemand ganz erzürnet: es sey schon Feuer im Dach. Dieses Feuer hat von Anbeginn der Welt bis auf diese gegenwärtige eiserne Zeiten so großen Schaden verursachet, daß es auch ganze Flüß' der Zähren nit genugsam können beweinen. Zur Zeit des halsstarrigen Pharaonis seynd durch die wunderthätige Ruthen des Aarons alle Flüß', alle Bäch', alle Teich', alle Cistern', alle Brunnen in lauter Blut verkehrt worden. Wenn man das Blut sollte sehen, welches Anno Christi 66 der Zorn des Kaisers Nero vergossen; Anno 93 der Zorn des Kaisers Domitian vergossen; [81] Anno 100 der Zorn des Kaisers Adrian vergossen; Anno 164 der Zorn des Kaisers Marci Aureli vergossen; Anno 204 der Zorn des Kaisers Severi; Anno 237 der Zorn des Kaisers Maximini; Anno 254 der Zorn des Kaisers Decii; Anno 361 der Zorn des Kaisers Gallieni; Anno 368 der Zorn des Kaisers Juliani vergossen etc.; wenn man das Blut soll sehen, welches der Zorn der Wenden, der Arianer, der Sarazenen und anderer unzählbarer Feind' der Kirchen vergossen haben, zumalen die ersten dreihundert Jahre nach Christo fünf Millionen der Martyrer gezählt worden und bis auf unsere Zeiten in die eilf Millionen die Anzahl solcher Blutzeugen gestiegen; wenn man das Blut soll sehen, welches die unzählbaren Krieg' in der Welt vergossen; wenn man endlich das Blut soll sehen, welches der Zorn durch Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Freund und Feind's Händen vergossen, durch so vielfältige grausame Mordthaten; so würde der ganze Erdboden gar leicht mit demselben, wie zur Zeiten Noe mit der Sündfluth überschwemmt seyn. O du verdammter Zorn! du bist ein Mörder der Gemüther, du bist ein Zertrenner des Friedens, du bist ein Gift des Lebens, du bist ein Kuppler des Todes, du bist ein Tieger des menschlichen Blut's, du bist eine Brut der Hölle, du bist ein Räuber des Verstandes, du bist ein Zunder des Zwiespalts, du bist eine Schul' der Narrheit, du bist ein Weg des Verderbens, du bist eine Pforte alles Unheils!
Die Hebräer feynd gleichwohl mit ihrer viehischen Grausamkeit nicht so weit gerathen, daß sie das Unterkleid Christi hätten zertrennt oder zertheilt, sondern [82] haben dasselbige ganz gelassen, wie es denn noch heutiges Tages zu Trier mir höchster Andacht verehrt wird; aber du tyrannischer Zorn zertrennest täglich, ja stündlich, das Kleid Christi, welches da ist die Einigkeit unter den Christen. Mir stehen die Haar' gen Berg und gestocken gleichsam alle Blutstropfen im Leib, wenn ich gedenk an denjenigen Tieger, (denn den Namen eines Menschen er nicht verdienet) welcher ungefähr seinen Feind angetroffen, denselben grimmig zu Boden geworfen, den scharfen Dolch an das Herz gesetzt, mit diesem drohenden Zusatz: der Tod ist dir gewiß! sofern du aber Gott und die heiligste Dreifaltigkeit verläugnest, so soll dir das Leben geschenkt seyn! Der elende Tropf, aus Furcht des vor Augen schwebenden Tod's, mit der größten Hoffnung, er wolle es nachmal durch eine heilsame Beicht wieder auslöschen, verläugnet Gott sammt allen Heiligen; worauf ihm dann der andere geschwind mit dem Dolch das Herz durchbohrt, bei sich selbsten frohlockend, daß er ihm nit allein das zeitliche, sondern auch das ewige Leben benommen. O Gott!
Dem David ist es nit wohl angestanden, wie er den Harnisch des Sauls angelegt, da er sollt' wider den ungeheuren großgrindigen Goliath streiten, sondern er beklagte, wie daß er sich so gar in den Harnisch [83] nicht kann schicken, auch stehe ihm solcher nie wohl an. Also auch du, mein Christ, der du durch das Blut des sanftmüthigsten Lamm Gottes gewaschen, gedenke vor Allem, daß es dir gar nit wohl anstehe, so du wegen einer geringen Sache so geschwind in Harnisch kommst und dich erzürnest, welcher Zorn Gott den Herrn beleidiget, deinen Nächsten und dich selbsten, weil du hierdurch selbsten dir die Sentenz der ewigen Verdammnuß fällest, und du, ungezähmter Tieger, solchergestalten nit verlangest, am jüngsten Tag vor den ewigen Richter gestellt zu werden unter die Schaaf seiner Ausenwählten.
Obgedachter König in Israel hat auf eine Zeit ganz inbrünstig zu Gott geseufzet in seinem 30. Ps. 10. V.: Conturbatus est in ira oculus meus, anima mea et venter meus: Erbarme dich meiner, o Herr, denn ich werde geängstiget, mein Aug' ist durch den Zorn betrübt, dazu mein Seel und mein Bauch! Dieß ist das Erste, so ich hör', der David hatte das Bauchwehe, und lamentirte deßhalb nicht wenig, setzte auch die Ursach' daß ein solches Uebel vom Zorn hergerühet. Da siehet man den saubern Nutzen des Zorns, der nicht allein der Seele höchst schädlich, sondern auch beschwerliche Leibes-Preß verursacht. Senertus schreibt, daß, [84] wenn ein Zorniger esse und trink', so sey dieß ihm höchst schädlich, denn damalen die Speis' in dem Magen corrumpirt wird, und nachmals lauter Gift dem Leib verursachet. Was für ein Elend ist es, wann einer wie ein ausgezogener Frosch im Bett liegt, wenn er krumme Finger machet, wie ein Schuster-Kneip wenn ihm die Backen schlampen wie die Schrotbeutel, wenn er die Arm ganz saftlos, kraftlos, haftlos hangen läßt, wenn er wie Duck-Enten mit dem Kopf wacklet, wenn er sich zusammenkrümmt wie ein Taschenmesser, wenns ihm im Bauch schneidet, als hätte er junge Feder-Fechter darin, wenn er den ganzen Tag pfeift wie ein Erd-Zeisel, wenn er ganze Nächt' jugetzt wie ein junger Wolf, wenn er sich mit Lumpen und Fetzen einfätschet wie die Zigeuner-Kinder, wenn ihm die Gall in alle Glieder marschiret, ja endlich die blühende Jahr' der unverhoffte Tod abschneidet: wer ist daran schuldig, als allein der unbändige Zorn?
Absonderlich ist der Zorn ein Gift des Ehestandes. Was Trübsal denn empfindet nicht ein Weib, die solchen zornigen Mann leiden muß, welcher wegen [85] des geringsten Würmleins mit dem Jona erzürnet? In einem solchen Haus heißt es nachmals: willkommen Elend! adio Einigkeit! herein Unfried! key dich fort Lieb!
In Unterösterreich ist ein Marktflecken mit NamenGrein, allwo der gefährlichste Ort für die Schiffleut: so jemand auf dem Wasser nach Oesterreich zu reisen Vorhabens ist, jaget ihm kein Ort mehr Furcht ein als Grein. Das Weibergeschlecht trägt förderist davor einen Abschen, und so man nun dessen wenigste Meldung thut, zittern sie wie eine schweinene Sulz. Bin selbst einmal durch diesen gefährlichen Ort gefahren, und war auch auf dem Schiff ein reicher Rabbiner oder Jud, welcher – kann es mit Gewissen betheuern – sich ob dem Ort also entsetzt, daß er gleich andern Christen das Kreuz-Zeichen gemacht. Ich lachte, diese saubere Monstranzen ohne Heiligthum aus, und versicherte ihn beinebens, wie daß er nit werde ersaufen, aus Ursach, was an Galgen gehört, findet in der Donau kein Grab. Gedachter Ort ist gefährlich wegen des Strudels, wie auch nit weniger wegen des Wirbels oder Kessels, so ganze Schiffe zu schlucken mächtig ist. Es hatte vor diesem den Namen Poenostonos. Allda mitten in drohenden Wasserwellen stehet empor ein hoher Fels, anjetzo mit einem Cruzifix gezeichnet, an welchem Ort der Teufel in sichtbarer Gestalt eines Mohren dem vorbeifahrenden Kaiser [86] Heinrich dem Dritten und Brunoni dem würzburgischen Bischof erschienen, auch nach vielen Drohwörtern wieder verschwunden etc.; mit einem Wort bei Grein ist ein übler Ort. Aber versichere euch Eheleut': Greinen, Greinen und ein zänkisch Leben führen haltet nit weniger Uebel in sich; denn wo das vielfältige Greinen ist, dort erkaltet die Lieb', dort wacklet die Treu, dort verschwind't die Einigkeit, dort versauert das Gemüth, dort schimmlet die Redlichkeit, dort mauset die Wirthschaft, dort gaumezt die Kuchel, dort zerlechzet der Keller, dort trauert die Stuben, dort pfnottet die Kammer, dort verwelken die Mittel, dort schlüpfern die Kinder, dort rutschen die Menscher, dort fallen die Diener, dort leidet das Gewissen, dort verdorret die Gesundheit, dort zertrümmert die Gottesfurcht, dort ist der Teufel gar bei Grein.
Wie Christus der Herr seine Apostel ausgesandt, hat er ihnen ernsthaft verboten neben andern, sie sollen keine Stecken noch Stäb' mit sich nehmen. Ich frage aber: wie werden sie über die Gräben springen, Herr? wie werden sie sich vor den bösen Kettenhunden defendiren, Herr? und wann der Weg bergauf ist,[87] so muß ja der Stecken einen hölzernen Vorspann abgeben, Herr? Ungeacht' alles dieses, verbietet der gebenedeyte Herr den Aposteln die Stecken, um weilen dieselben seynd ein Sinnbild und Zeichen des Schlagens und Stoßens: hat dahero dieser göttliche Meister sogar den Aposteln die nothwendigen Stecken verboten. Wie viel mehr seynd euch verboten, zornigen Männern, die unnöthigen Prügel, mit denen ihr wider alles Gewissen euere von Gott gegebene Ehegatten also schmählich tractiret! Hört ihr, und schreibt es auf euere Thüren, zeichnet es auf euere Tafel, registriret es in euere Handbüchlein, was harten Spruch nit ich, nit ein Cicero, nit ein Xenophon, nit ein Cato, nit ein anderer heidnischer Philosoph, sondern ein großer heiliger Lehrer, Johannes Chrysostomus sagt: daß ein solcher Mann kein Mann eigentlich zu nennen, sondern eine grausame Bestie, ja für einen Todtschläger und Mörder zu halten.
Ihr Männer habt endlich den Titul von Gott erhalten, daß ihr das Haupt genennet werdet: »Vir caput est mulieris;« demnach, so haltet euch, wie es einem Haupt gebührt! müßt wissen, daß das Haupt eines jedweden Menschen über das Hirn zwei Häutlein hat, deren eines genennt wird von den Medicis die harte Mutter, das andere die sanfte Mutter; das Häutlein Namens sanfte Mutter ist weiter von dem Hirn als das andere, und so man das Häutlein sanfte [88] Mutter verletzet, muß der Mensch unfehlbar sterben: zeigt deßwegen die Natur selbsten, daß die harte Mutter soll weit von dem Menschen seyn, die Sanftmuth aber nahe, denn Sanftmuth macht alles gut. Wie unser Herr und, Heiland bei der Ungestümme des Meers in dem Schiffe geschlafen, sagen etliche Lehrer, daß er nit habe recht geschlafen, sondern nur die Augen zugeschlossen, damit er nit sehe die Kleinmütigkeit seiner Aposteln: Deßgleichen auch ihr Männer, wenn ihr schon einige Mängel und Fehler spüret in euren Weibern, müßt ihr auch zuweilen ein Aug' zuthun und nit gleich mit Schärfe verfahren! Die Weiber seynd sonst genaturt, wie das Kraut mit Namen Basilicum: wenn man dieses gemach und sanft streichet, so gibt es einen überaus lieblichen Geruch von sich, da man es aber stark reibet, stinkt es gar wild. – Es scheint nichts ungereimter, als wenn die Männer seynd wie der Esau, der gar rauh und grob war. Ihr Männer könnet euch wohl spiegeln an jenem, was sich bei dem heiligen Grab gleich nach der Urständ Christi hat zugetragen, allwo der gebenedeyte Jesus der Magdalena und den zweien andern Frauenzimmern einen, Befehl geben, sie sollen eilfertig sich zu den Aposteln begeben und ihnen andeuten, daß er sey siegreich, freudenreich und glorreich von den Todten auferstanden; forderist aber und vor allen, sollen sie diese trostreiche Avisa und Zeitung dem Peter bringen: dicite discipulus et Petro. Warum daß der Herr hat wollen, [89] daß diese drei fromme Weiber absonderlich dem Petro diese freudenvolle Zeitung sollen ankünden? Darum, es wußte Christus der Herr, daß Petrus nunmehr ein Erzfeind der Weiber, und ihm vorgenommen, die Zeit seines Lebens mit keinem Raabensweib mehr zu reden, aus Ursache weil er durch dergleichen Geflügelwerk zu Hof in Meineidigkeit und größte Ungelegenheit gerathen. Damit demnach der Zwiespalt zwischen dem Petro und den Weibern möchte geendet werden, und vorige Einigkeit möge verharren, hat Christus wollen, daß diese Weiber dem Petro solche freudenvolle Zeitung brachten, auf daß durch solche, gute Manier wieder ein Vergleich geschehe. Hat nun der gebenedeyte Herr auf allerlei Weis' gesucht die Einigkeit zu pflanzen, den Zwiespalt zu dämpfen, die Lieb' einzuführen, den Unfrieden zu stillen unter solchen Personen, die einander nichts verwandt: wie viel mehr ist sein göttlicher Will', daß die Eheleut in unzertrennter Einigkeit forderst sollen leben und lieben? Wenn demnach schon Patientia gen. feminini, so ist sie doch euch Männern nit übel anständig! Gesetzt, es wiederfährt euch dasselbe, was den Propheten-Kindern zu Elisäi Zeiten geschehen, welche vermeint gute und gesunde Kräuter zu klauben, und haben unterdessen bittere Colloquinten ertappet, worüber sie nachmals krumme Mäuler gemacht: Mors in olla! [90] und laut aufgeschrieen: der Tod ist im Topf! Gesetzt, ihr habet anstatt des Bisam-Krautes eine Brennnessel ertappt, da ihr gleichmäßig schreien könnt: Mors in olla, der Tod ist in Topf, der Henker halts beim Kopf, der Wurm ist im Kopf! – Geduld! – gesetzt, es begegnet euch wie jenem Scribenten, der mit sonderm, Fleiß einen vornehmen Wappenbrief abgeschieben, endlich aber anstatt der Sträh-Büchsen das Dintenfaß erwischt und also eine grobe Sau aufgehebt; gesetzt ihr habt nit mit geringer Aufmerksamkeit euch gesucht ein frommes Regerl, aber anstatt der Regerl einen Riegel gefunden, der euch die guten Tag' sperret, – Geduld! –
Es hat David ebenmäßig einen solchen stolzen und bösen Hausrummel gehabt, die ihn auch gar einmal unter die Raupen- und Lotter-Buben-Bursch gezählt; dennoch liest man nit, daß er solchen Schmachwörtern mit Unmanier wäre begegnet; denn es folgt nit, weil die Männer von Natur eine gröbere Stimm' ererbt als die Weiber, daß sie gleichförmig sollen seyn in Gebehrden. – Zu verwundern ist über jenen, von dem Stengelius registriret, desssen Weib, eine verborgene Schmach zu rächen, diese Arglist erdacht: Sie klagte, als sie großen Leibs war, daß sie eine, ob zwar ungereimte Lust hätte, und dafern sie selbige nit könnte büßen, würde unfehlbar die Leibesfrucht in Gefahr stehen, entdeckte endlich auf sein vieles Bitten, [91] wie daß sie einen Korb voll Eier habe, und die Lust treibe sie, alle dieselbigen ihm in das Gesicht zu werfen. Der arme Narr, damit er möchte größeres Uebel verhüten, setzt sich geduldig nieder, läßt sich von diesem schalkhaften Weib dergestalten archibusiren, wodurch das Angesicht wie ein lauteres Eier-Schmalz ausgesehen, ausgenommen, daß dem Gimpel das Salz gemanglet. Es wird endlich solche schier übermäßige Geduld nit erfordert bei euch Männern, jedoch ein bescheides und bescheidnes Uebersehen stehet oft nicht übel an, und da man doch die zuweilen überlästigen Fehler des Weib's abstrafen will, so muß man sich erinnern, daß die Stadt Jericho nicht mit Schießen und Stoßen ist erobert worden, sondern mit lieblichem Posaunenklang. Euch aber meine Weiber ist sehr nothwendig die Geduld, in dero absonderlich berühmt war die Mutter des heiligen Vaters Augustini, welche ihren barten ungeschliffenen und ungestümmen Mann Patritium mit ihrer artigen Sanftmuth also gestillt, daß er gleichsam aus einem Wolf ein Lämmlein worden und also mit Christo fast das Wasser in Wein verwandlet. – Es hat jenes bescheide Weib, mit Namen Abigail, wie die heilige Schrift bezeugt, einen Mann den Nabal, welcher ein grober Huyschuß von Haus aus war; läßt den dicken Rausch ausdämpfen durch den Schlaf, alsdann erst zu Morgens früh mit manierlicher Bescheidenheit ihm die Mängel vor Augen [92] gestellt. Hätte sie dem vollen Mist-Stampf in seiner Trunkenheit etwas zugeredt, hätt' er ihr unfehlbar das Gesicht mit der Faust aufgebüglet: ist dahero sehr nothwendig die Geduld. Es wird auch so weit dem Weib erlaubt, daß sie mit gutem Fug kann einSimon im Haus seyn, verstehe sie mahn, nit sie Mann, sondern sie mahn ihn, den Mann, zuweilen wegen seiner Unform, die er in seinen Gebehrden hat; doch aber in Allem muß die Freundlichkeit und Manier das Uebergewicht halten, sonst von vielem Katzengeschrei folget ein Donnerwetter, sprechen die Naturkundigen.
Der König Saul war gar oft von dem bösen Geist besessen, wessentwegen er getobt, und gewüthet und geschrien, und gesprungen, und gestampft, und geheult, und brüllt, und kratzt, und geworfen, und geschlagen, und gestoßen, als wenn er unsinnig wäre; und konnte ihn kein einiger Mensch besänftigen, ausgenommen der David mit seiner wohlgestimmten Harfe und Citter. Unläugbar ist es, daß manches Weib einen Mann hat, der gleichsam gar oft die Stimm' von einem Löwen, die Zung' von einer Schlang', die Augen von einem Tieger, die Händ' von einem Bären [93] hat. So ist aber einer solchen Tröpfinn nichts rathsameres, als wenn sie mit dem David gute Saiten aufziehet. Ein Bär hat diese Natur: wenn man mit ihm schreiet und ihm drohet, so wird er wild, so man aber ihm pfeift und schön thut, so wird er ganz zahm. Wie der Bär, also der Bernhard. Habt's gehört ihr Weiber! es ist ein Fisch im Meer' mit NamenPolypus, der heft' sich also stark an Felsen und Schroffen, daß, ehe er sich läßt mit Gewalt hinweg ziehen, eher läßt er sich in viele Stücke zerreißen; wenn man aber nur etliche Tropfen Oel auf ihn gießt, alsdann weicht er freimüthig. Wie dieser Polypus also der Hyppolitus. Habt's gehört Weiber! das Meerwasser ist befreundt allen Salzburgern; da man es aber in ein Geschirr weißes Wachs schüttet, wird es ganz süß: sicut mare ita maritus; versteht ihr auch lateinisch Weiber? – Der Weinstock bringt viel mehr Frucht, wenn man ihm die unnöthigen Zweiglein und Gesträußel mit den Händen abropft und abzopft, [94] als wenn man's mit dem scharfen Messer abschneidet. Wie der Weinstock also der Weintrinker. Habt's gehört Weiber? der Barbierer, so er will eine Ader öffnen, fährt nit gleich mit der Lanzett darein, sondern es streicht, schmeichlet und liebkoset vorhero die Ader: also auch ihr Weiber, mit guter glimpflicher Manier werdet ihr viel mehr ausrichten. Ihr habt Zweifels ohne öfter gesehen, daß der bösen Buben ihre Prügel, so sie in die Birnbäume werfen, oft daroben bleiben; kommt nun einer her nach, der den Baum schüttlet, wenn er denselben sanft schüttlet, so fallen Birn herunter, schüttlet er aber mit Ungestümm, so fällt ihm der Prügel auf den Kopf. Weiß also nichts Nothwendigeres den Weibern zu rathen, als die Sanftmuth und Geduld. – Jene Frau, welche von ihrem Mann also hart und tyrannisch gehalten worden, daß er sie gar in ein Gewölb auch eingesperrt und allgemach vor Hunger sterben lassen, hatte gezeigt eine lobwürdige Geduld, zumalen nach ihrem Tod die Ziegelstein, auf denen sie ihre Füß' gehalten', in das klarste Krystall seynd verkehrt gefunden worden. Geduld demnach in Allem! auch Geduld ihr Weiber, so ihr viel Schmach und Uebels an euren Kindern erlebet! Es geschieht nichts ohne den göttlichen Willen! müßt aber wissen, daß ein friedsamer und gesegneter Ehestand selten mit bösen Kindern gestraft wird.
Dahero ich der unfehlbaren Meinung bin, es sey zwischen Ciboria und Ruben ein sündhafter, ein untreuer, ein zänkischer und ungesegneter Ehestand gewesen, zumalen sie einen solchen Erzschalken, den Judam, in die Welt gebracht.