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Früher schon hatte ich die Ehre, Ew. Excellenz von
dem Maler Raabe mündlich zu reden und ihn Ihrem
Wohlwollen und Schutz zu empfehlen. Er ist ein Schle-
sier, hat sich hier für die Architectur gebildet ging
nachher zur Malerei über, arbeitete an der
Malerakademie zu Wien, und da er neulich auch
an der Landschaftsmalerei Geschmack fand, so
ging er nach der Schweiz. Im Jahre 1813 führ-
te ihn der Krieg zu unserer Armee, wo er
nach Paris gelangte. Er ist ein Schützling von
Goethe, der nur das von ihm, Raabe, gemahlte
Bildnis von sich als gelungen anerkennt. Der
Großherzog von Darmstadt, an dessen Hof Raabe
eine Zeitlang verweilte, hat ihn wegen seiner
Arbeiten zum Hofmaler ernannt. Nun ist des-
sen Wunsch, bei den Rheinischen Unterrichtsanstalten
eine Anstellung als Lehrer zu erhalten, zuvor
aber noch auf ein Jahr nach Italien zu gehen und
hierzu eine Königliche Unterstützung zu erhalten.

Ich nehme mir die Freiheit ihn hierzu Ew. Excel-
lenz als den Beschützer aufkommenden Talents
zu empfehlen.

Berlin den 28. Mai 1818.
Grf .von Gneisenau

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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 28. Mai 1818. Gneisenau an Altenstein (Abschrift). Z_1818-05-28_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-B98C-3