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Hochwohlgebohrner Herr
Höchstverehrter Herr Wirklicher Geheimerrath
und Staatsminister!
 

Ew. Excellenz übersende ich hierbey ehrerbietigst die mir so eben von Berlin zugegangenen
Nummern unserer Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, worin sich der vom Herrn Staats-
minister von Humboldt versprochene und bey seiner letzten Anwesenheit in Weimar schon
zur Sprache gekommene Artikel über „den zweyten Aufenthalt in Rom findet. Ich freue
mich dieser Zierde unserer Jahrbücher um so mehr, da ich glaube voraussetzen zu
dürfen daß Ew. Excellenz diesem von einem geistesverwandten Freund aufgestell-
ten Spiegelbilde Ihre Zustimmung und Ihren Beyfall nicht versagen werden.
Über dem Septemberheft unserer Zeitschrift waltet ein besonderer Seegen; auch der
von Ew. Excellenz mir gnädigst anvertraute Artikel über den Streit zwi-
schen den pariser Akademikern
, der von unserer Societät mit freudigem Dank
aufgenommen, wird, nach der getroffenen Veranstaltung in den nächsten
Tagen im Druck erscheinen und werde ich mich freuen Ew. Excellenz sofort
einige Exemplare davon zu übersenden. - Die gnädige Aufnahme deren
Ew. Excellenz mich auch dieses Mal bei meinem Besuch in Weimar ge-
würdiget, hat, indem sie mich zu dem innigsten Dank verpflichtet, zugleich auf's
neue in mir mächtig das Verlangen angeregt mich dieser bisher unver-
dienten Huld durch beifallswerthe Leistungen nach dem Maaß meiner Kräfte werth zu machen.

Mit der treusten Verehrung verharre ich
Ew. Excellenz
ganz unterthäniger
Diener L. v. Henning.

Ich werde noch bis zu Ende der nächsten Woche bey meinen hiesigen Ge-
schäften verweilen und dann nach Berlin zurückkehren.

Die beyden Schriften über das Igler Denkmal1 welche Ew. Excellenz
zur eventuellen Berücksichtigung für die Jahrbücher2 zu empfeh-
len unsere Societät sich erlaubt, sind von Osterwald und
von Hawicht.

Notes
1
Goethe hatte das heute als Igeler Säule - nach dem Dorf Igel nahe Trier - bekannte römische Grabmal bereits 1792 im Laufe der Anreise zur „Kampagne in Frankreich“ besichtigt und zu dem nachfolgend genannten Buch von Osterwald ein Vorwort verfaßt.
2
Goethe ist der Anregung nicht nachgekommen.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 15. September 1830. von Henning an Goethe. Z_1830-09-15_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-D030-F