[1r]

Ewr Hochwohlgeborn
werden entschuldigen
daß ich Ihnen zum dritten Male mit meinem
PaßGesuch beschwerlich falle: denn Ihr bisheriges
Stillschweigen hat mich nunmehr in Verlegenheit
gesetzt; da alles zu meiner Abreise bereit
ist, solche durch die Anstalten dazu und durch
meine Angelegenheiten in Teutschland jetzt
nothwendig ist, ich aber dennoch nicht fortkann,
weil mir der Pass fehlt. Nachdem Sie mit
diesen im Februar zugesagt u. versprochen
auch die nöthigen Notizen dazu aus meinem
Kabinetspass sich aufgezeichnet haben,
[1v]habe ich in meinem Briefe vom 7tn April
Sie um Uebersendung desselben gebeten
und beim Ausbleiben der Antwort diese
Bitte am 22stn dringend wiederholt. Heute
könnte sogar schon auf letzteren Brief
die Antwort da seyn: aber sie fehlt.
Dieses setzt mich um so mehr in Verlegenheit,
da ich gar keine Vermuthung zu ersinnen
weiss über den Grund Ihres Stillschweigens:
denn, da Sie mir im Uebrigen Gefälligkeiten
erzeigt haben, welche zu fordern ich nicht
berechtigt war, auch den Pass mir ver-
sprochen haben, so darf ich an Ihrer
Geneigtheit mir zu helfen gar nicht
zweifeln: und daß Sie in Rom sind und
sich wohl befinden sagte mir heute Hr:
Graf Bombelle. - Zwei Briefe kann
[2r]ich nicht verloren glauben. Vielleicht sind
Sie selbst auf dem Wege hieher: oder der
Pass trifft Dienstag ein: - jedoch auf alle
Fälle wiederhole ich meine Bitte um einen
Pass zu meiner Rückreise nach Berlin
u. zwar durch T Lombardei u. Tirol, nach
München und dann über Stuttgard und
Manheim, auf 6 Monat gültig.

Inzwischen habe ich die Ehre mit
vollkommenster Hochachtung zu verharren Ewr Hochwohlgeborn
ergebenster Diener
Arthur Schopenhauer

Adresse bei Em: Fenzi & Co
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 26. April 1823. Schopenhauer an Bartholdy. Z_1823-04-26_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-C719-5