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[1r]
An
den Zeichenlehrer Raabe
hier

Das unterzeichnete Ministerium er-
öffnet Ihnen auf Ihre unter
dem 22tn d. M. eingereichte
Vorstellung, daß es möglichst Be-
dacht nehmen wird, Ihre Existenz
bei der an der Universität Bonn
Ihnen übertragene Stelle eines
Zeichenlehrers durch eine ange-
messene Gehalts Erhöhung noch
mehr in der Folge zu sichern.

Die desfalsige definitive Entschei-
dung muß sich aber das Ministerium
bis zu dem Zeitpunkt vorbehalten, wo
Sie von Ihrer jezt zu unternehmen-
den Kunstreise zurückgekehrt und
in Wirksamkeit auf der Univer-
sität Bonn
getreten sind.

Dann erst wird sich auch be-
stimmen lassen, in wie weit
es thunlich ist Sie Ihrem
Wunsche gemäß noch zum Lehrer
der Architektur u des Architek-
[1v]tonischen Zeichners zu ernennen.

Das Ministerium hofft durch die
während dieser Zeit von
Ihnen einzureichenden Zeichnungen
und architektonischen Arbeiten,
für welche es Ihnen zum voraus
eine angemessene Remuneration
verheißt, in den Stand gesezt
zu werden, genauer als bis
jezt möglich ist beurtheilen zu
können was Sie in Hinsicht
der Architektur und des Architek-
tonischen Zeichners zu leisten
vermögen, und hält es noch für
nötig zu bemerken, daß eine
nicht gewöhnliche wissenschaftliche
und Kunstbildung zur Ausfüllung
einer Lehrstelle der Architektur
für eine Universität erforderlich
ist. Es ist wichtig daß Sie die
Zeit Ihres Aufenthaltes in Italien
möglichst beschränken und solche
daher auf das vortheilhafteste für
Ihre künftige Wirksamkeit
benützen. Das Ministerium
[2r]wünscht daß Sie deshalb und
vorzüglich wegen der von Ihnen
zu leistenden Arbeiten mit
dem Herrn Geheimen Ober Bau
Rath Schinckel Rücksprache
nehmen. Es kommt darauf
an daß Sie solche Gegenstände
wählen welche noch weniger be-
kannt ein vorzügliches künstle-
risches oder wissenschaftl. Inte-
resse haben. Uebrigens dürfen
Sie Sich versichert halten, daß
das Ministerium bereit-
willig zur Erfüllung Ihrer
billigen Wünsche beitragen und
jede desfalsige Gelegenheit
dazu gern benutzen wird. Sollten Sie einen mäßigen
Vorschuß für Rechnung der
von Ihnen aus zustehenden
Arbeiten zu erhalten wünschen,
so wird Ihnen solcher verwilligt
ausserdem aber die Bezahlung
[2v]sogleich bey Einsendung der
Arbeiten geleistet werden.


Ministerium |gez| Frh vAltenstein
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 27. Mai 1819. Kultusministerium an Raabe (Konzept, Abschrift). Z_1819-05-27_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-36DC-D