[16]

Wenn dem Anblick eines schwarzen Kreuzes auf weißem Grunde die umgekehrte Erscheinung folgt; so ist es nicht[17]von selbst, sondern bloß auf Anregung durch eine neuerdings aufs Auge wirkende etwa graue Fläche, für welche die vorhin ausgeruhten Stellen empfänglicher sind, als die vorhin ermüdeten. Die Umkehrung ist also eigentlich bloß scheinbar. (De coloribus p. 18. V. Sehn und Farben p. 33.) Dies ist toto genere verschieden vom physiologischen Farbenspektro, wo auf die durch äußern Reiz erregte eine Hälfte der Thätigkeit der Retina, die Thätigkeit der andern Hälfte ganz von selbst und ohne äußere Aufregung nachfolgt, bloß weil sie nicht zurückbleiben will, sondern die erste Hälfte ergänzend ihr folgt. - -

Das Violette ist gerade so weit vom Schwarz, wie das Gelbe vom Weiß, nämlich 1/4 actio retinae.

Um sich von der Richtigkeit der von mir aufgestellten Zahlenverhältnisse in der Bipartition der Thätigkeit der Retina zu überzeugen, klebe man auf grauen Grund 8 gleiche Scheiben in folgender Ordnung: ein schwarze, violette, blaue, grüne, rothe, orange, gelbe und weiße. *) [FN: Vidi ad Misc.{.}]

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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. vor 31. Dezember 1830. Schopenhauer: Cogitata I. Z_1830-12-31_w.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-D03D-2