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Hier (in Frankfurt) macht die Stadt ein Goethe-Album, darin alle literarischen und selbst politischen Notabilitäten Deutschlands sich verewigen sollen, und bleibt es auf der Stadt-Bibliothek. Mir haben sie auch ein großes Pergamentblatt geschickt, worauf ich beide Seiten vollgeschrieben habe, mit einer greulichen Philippica und zwar dies Mal adversus physicos. Diese nämlich haben gegen Goethes Farbenlehre sich analog benommen, wie die Philosophie-Professoren gegen meine Philosophie. Ich bin meiner Sache gewiß, habe mich also dermaßen deutlich gemacht, daß es ein Skandal sein wird. Goethe sieht von oben herab auf das Album seiner Vaterstadt, hat gewiß zehnmal mehr Freude über mein Donnerwetter, als über alle Lobhudeleien der übrigen, sagt: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe", und begreift, wie dämonisch er getrieben war, als er 1813 mich zu seinem persönlichen Schüler darin gleichsam preßte, vorherfühlend

Exoriare aliquis meis ex ossibus ultor

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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 1813/1814. Schopenhauer an Frauenstädt. Z_1813-12-31_wd.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-B7AD-0