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In dem Schweiggerschen Journal hab ich einen Aufsatz von Pfaff erblickt, der auch gegen meine Farbenlehre gerichtet ist. Notiren Sie ihn doch zu den übrigen: denn ich fühle jetzt nicht die mindeste Lust, die Sache wieder vorzunehmen; ich habe sie herzlich satt und die Herrn noch mehr; erst lernen sie von einem, werden auf Dinge aufmerksam, an die sie ihr Lebtag nicht gedacht hätten, und dann soll es noch Wasser auf ihre Mühle seyn. Ich weiß recht gut, welcher Bach meine Räder treibt, und den sollen sie mir nicht abgraben.

Die Bilder welche der Doppelspath hervorbringt und die Färbung ihrer Säume habe ich recht gut gesehn und mich viel mit ihnen beschäftigt. Sie sagen aber nichts mehr und nichts weniger als die übrigen auch, und ich habe ihrer, so wie manches andern nicht erwähnt, weil es mir um die Elemente, um die Anfangsgründe zu thun war, welche diese verschrobenen Köpfe ja nicht einmal fassen können. Sie möchten einen gern in die Schule schicken, in die sie gehen sollten. Ich habe dieses Gelichter in meiner Geschichte[180]der Farbenlehre schon so genau geschildert, daß mir über sie zu denken oder gegen sie zu thun nichts übrig bleibt.

Aber über einen anderen Mann habe ich mich neulich betrübt, und ich wünschte, Sie gäben mir einigen Aufschluß. Zufälliger Weise kommt mir eine Stelle aus der Vorrede von Hegels Logik in die Hände. ...

... [181] ...

Grüßen Sie Herrn Schweigger vielmals. Bitten Sie ihn ja, daß er gegen die Sache redlich gesinnt bleibe. Der Journalist ist in doppelter Gefahr. ... [182] ...

So eben sehe ich noch einmal in das chemische Journal und finde den ungeheueren Unsinn von einem doppelten Grau, aus dem nun das weiße Licht bestehn soll, damit nur ja das Schwarz bey den Er-[183]scheinungen keine Mitwirkung habe. Man meynt immer, die Narrheit der Parteiwuth müsse doch einmal eine Grenze finden; aber es gelingt ihr noch immer, sich selbst in's Unendliche zu überbieten. Und dann fällt mir die Hegelsche Stelle wieder ein und ich verstumme

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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 28. November 1812. Goethe an Seebeck. Z_1812-11-28_d.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-342D-5