[I]
Der Freischütz.
Abschrift
nach Fr. Kind’s Autograph seiner Dichtung
Für
Carl Maria von Weber
angefertigt im J.
1817 und danach versehen
mit vielen eigenhänd. Bemerkungen
Desselben
.
Aus dessen Nachlaß
durch dessen Wittwe Carolina v. Weber
zum Geschenk erhalten.
in Dresden 1841.
F. W. Jähns
Alles roth unter-oder an-Gestrichene ist
von C. M. v. Weber’s Hand
.
[II]

Diese Abschrift

ist (excl. Titelseite) gleichlautend mit dem in dieser Sammlung
ebenfalls enthaltenen Autographe Fr. Kind’s u. dessen
in demselben verzeichneten Änderungen. (S. "Weberiana"
Cl.II.g.12.) In derselben finden sich außerdem mannichfach
Bemerkungen u. Änderungen von der Hand C. M. v. Weber’s,
(Alles roth unter-oder an-Gestrichene) auch Mehreres von
anderer Hand, z. B. Titelseite u. Personen-Verzeichniß.
Von dem durch Weber in die Abschrift hinein Verzeichne -
ten ist wohl das Interessanteste die Umwandlung der Scene
zwischen Caspar u. Samiel p. 20
, welche das Autograph
Kind’s nicht enthält u. in der neuen Gestalt Weber
selbst
angehören dürfte. – Im Allgemeinen ist über die
Abschrift zu bemerken: – Das Titelblatt mit dem Titel auf
pag. 1 u. dem Personen-Verzeichniß auf pag. 2 und – die
darauf folgende eigentliche Abschrift der Opern-Dichtung
sind durchaus auseinander zu halten. Die Letztere stammt
aus der Zeit gleich nach Kind’s Entschluß: die ursprünglich
erste Scene der Oper zwischen Eremit u. Agathe auf
Weber’s Wunsch wegzulassen, welches für die Oper sehr
wichtige Zugeständniß Kind’s Weber am 21. Mai 1817
seiner bühnenkundigen Braut, von der der Wunsch eigent -
lich ausgegangen war, mittheilt. Das Titelblatt ist erst
der Abschrift später vorgesetzt (– auch rührt dasselbe auf 1.
beiden Seiten von einer andern Hand als der der Dich -
tung selbst her –) nachdem das frühere davon entfernt
worden war, auf welchem der alte Name der Oper "Die
Jägersbraut
" stand, wie auf Kind’s Autograph ebenfalls zu lesen
ist. Das nun vorgesetzte neue Titelblatt kann aber erst
nach dem 21. Juni 1820 mit der alten Abschrift verei -
nigt worden sein. Denn: – nachdem Graf Brühl am
18. Febr. 1820 an Weber gemeldet, daß die Oper zur Ersten
im neuen berliner Schauspielhause bestimmt sei, theilt
Weber am 21. Juni 1820 dem Grafen mit, daß Kind
u. er, auf seinen Wunsch eingingen: den bisherigen
Namen der Oper "Die Jägersbraut" in "Der Freischütz"
umzuändern – und – unsere Titelseite zeigt nicht nur
die Bestimmung der Oper als Erste im neuen berliner
Hause, sondern auch die Umwandlung von "Die Jägers -
braut" in "Der Freischütz". Spätestens könnte das Titel -
blatt bis zum 25. März 1821 vorgesetzt sein, denn an diesem [III]Tage schreibt W. an Brühl, daß er die von Brühl erbe -
tene Arie Ännchens No. 13 "Einst träumte meiner
sel’gen Base" componiren und die Vertauschung
des Fürsten Ottokar mit einem Grafen Ottokar
vornehmen würde. Das Personen-Verzeichniß
des Titelblattes zeigt aber noch den Fürsten, wie
in der Abschrift der Dichtung auch noch Ännchens
Arie N. 13 fehlt
. – Die sonstigen räthselhaften
Eigenthümlichkeiten der Abschrift zu enträthseln,
ist mir trotz vielfältiger Erwägung nicht möglich
geworden, z. B. die Streichung der 10 Verszeilen
in der Parthie des Eremiten im Finale III von
"Leicht kann des Frommen Herz auch wanken" bis
"Wer griff’ in seinen Busen nicht?" auf dem letz -
ten und vorletzten Blatte der Abschrift. – Jeden -
falls ist dieselbe ein sehr interessantes Unicum
betreffs der Geschichte der Composition des Freischütz,
besonders werthvoll durch Weber’s vielfache darin
enthaltene eigenhändige Bemerkungen, zumal es
nach den letzteren eine große Wahrscheinlichkeit
für sich hat, daß diese Abschrift der Dichtung das Hand -
Exemplar Weber’s
bei Composition seines welt -
berühmten Meisterwerkes gewesen sei
. F. W. Jähns. Berlin 11. Sept. 1878.

[IV][1r]
Der Freyschütze.
romantische
Oper in drey Aufzügen.
Dichtung von Friedrich Kind
.
Musik von
Karl Maria von Weber.

Zunächst zu Eröffnung des neuen

Königl: Schauspielhauses in Berlin

1821. geschrieben.
[1v]

Personen.

  • Ottokar,

    böhmischer Fürst.

  • Cuno,

    Fürstlicher Erbförster.

  • Agathe,

    seine Tochter.

  • Annchen,

    eine junge Verwandte

    • Caspar,

      erster Jägerpursch.

    • Max,

      zweiter

  • Sammiel,

    der schwarze Jäger.

  • Ein Eremit.
  • Kilian,

    ein reicher Bauer.

  • Brautjungfern.
  • Jäger und Gefolge.
  • Landleute und Musikanten
  • Erscheinungen.
  • Die Zeit: Kurz nach Beendigung
    des dreißigjährigen Krieges
    .


[2r]

Erster Aufzug.


Erster Auftritt.



Platz vor einer Waldschenke /:sogenanntem Schenk -
giebel:/
Max sitzt allein im Vorgrunde an einem Tische,
vor sich den Krug. Im Hintergrunde eine Vogelstan -
ge, von Volksgetümmel umgeben. Böhmische Berg -
Musik. In dem Augenblicke, als der Vorhang aufgeht,
fällt ein Schuß und das letzte Stück einer Sternschei -
be fliegt herunter
.

Introduktion
Note: im Handexemplar „Introduktion“ von Weber ergänzt.
Volk.


Ah! ah! – Brav! Herrlich getroffen! Jubel und Geklatsch.


Max.


bis jetzt die geballte Faust vor der Stirn, schlägt
damit heftig
auf den Tisch
.


Glück zu, Bauer!


Chor der Landleute,


unter rauschender Musik, indem die Stange herab -
gelassen wird
.

Victorja! Victorja! der Meister soll leben,

Der wacker dem Sternlein den Rest hat gegeben!

Ihm gleichet kein Schütz’ von fern und von nah!

Victorja! Victorja! Victorja!

[2v]
Max.


Immer frisch! Schreit! schreit! – {stampt}Note: Kopistenfehlermit der Büchse auf den
Boden und legt sie an einen Baum
.
War ich denn blind? Sind
die {Sennen} dieser Faust erschlafft?



Es hat sich unterdeßen ein Zug geordnet{?} Voran die Mu -
sikanten
, einen Marsch spielend. Dann Bauerknaben, die
das letzte Stück der Scheibe auf einem alten Degen, und
mancherlei Zinngeräth als Gewinn tragen. Hierauf
Kilian, als Schützenkönig, mit gewaltigem Strauß und
Ordensbande, worauf die von ihm getroffenen Sterne be -
festigt sind. Schützen mit Büchsen, mehrere mit Sternen
auf Mützen und Hüten, Weiber und Mädchen folgen.
Der Zug geht im Kreise herum, und Alle, die bei
Max vorbeikommen, deuten höhnisch auf ihn, vernei -
gen sich, flüstern und lachen. Zuletzt bleibt
Kilian

vor ihm stehen, wirft sich in die Brust und singt:

Schau’ der Herr mich an als König!

Dünkt ihm meine Macht zu wenig?

Gleich zieh’ er den Hut, Mosje!

Wird er? frag’ ich – He? he? he?

Chor
wiederholt die letzte Zeile.
Kilian.

Stern und Straus hab’ ich vor’m Leibe,

Cantors Sopherl trägt die Scheibe; 

Hat er Augen nun, Mosje? 

Was traf er denn? He? he? he?

[3r]
Chor
wie oben.
Kilian.

Darf ich etwa Eure Gnaden

’s nächste Mal zum Schießen laden?

Er gönnt Andern was, Mosje!

Nun, er kommt doch? He? he? he?

Chor
wie oben.

Max

springt auf, zieht den Hirschfänger und faßt Kilian
bei der Brust
.


Laßt mich zufrieden, oder –! Getümmel auf Max
eindringend
.


Zweiter Auftritt.



Die Vorigen. Cuno, Caspar und mehrere Jäger,
mit Büchsen und Jagdspießen
.

Cuno.


Was giebt’s hier? – Pfui, dreyßig über einen! – Wer un -
tersteht sich, meinen Jägerpurschen anzutasten?


Kilian,


von Max losgelaßen, aber noch furchtsam.


Alles in Güte und Liebe, werther Herr Erbförster! nicht
so böse
gemeint! Es ist Herkommen bei uns, daß, wer
stets gefehlt hat, vom Königschuße ausgeschloßen, und
dann ein wenig gehänselt wird – alles in Güte und Liebe!


Cuno,
heftig.


Stets gefehlt? wer? wer hat das?


Kilian.


Es ist freilich arg, wenn der Bauer einmal über den [3v]Jäger kommt – aber da, fragt ihn nur selbst!


Max,


beschämt und verzweifelnd.


Ich kann’s nicht läugnen; ich habe nie getroffen.


Caspar
v. s.

Dank, Sammiel!


Cuno.


Max! Max! ist’s möglich? Du, sonst der beste Schütz
weit und breit! Seit vier Wochen hast du keine Feder
nach Hause gebracht, und auch jetzt – pfui der Schande!


Caspar.


Glaube mir, Camerad! es ist, wie ich dir gesagt habe.
Es hat dir jemand einen Waidmann gesetzt, und den
mußt du lösen, oder du triffst keine Klaue.


Cuno.


Possen!


Caspar.


Das meine ich eben. So etwas ist leicht gemacht. Laß
dir rathen, Camerad! Geh’ nächsten Freitag auf einen
Kreuzweg, zieh’ mit dem Ladestocke einen Kreis um dich
und rufe dreimal den Namen –


Kilian

Gott bewahre uns! Das sind
böse Künste. –

Cuno.


Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst. Du bist ein
Tagedieb, ein Schlemmer, ein falscher Würfler – hüte dich,
daß ich nicht noch Aergeres von dir denke! Caspar macht
eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschuldigen
.

Kein Wort, oder du hast auf der Stelle den Abschied! – [4r]Aber auch du, Max! siehe dich vor! So väterlich gewogen ich dir bin,
so sehr es mich freut
, daß der Herr FürstGrafNote: von fremder Hand korrigiert; vgl. KA-tx15 und KA-tx21 dort ebenso "Graf" Sohnesrecht auf
den Eidam übertragen will – fehlst du morgen beim Pro -
beschuße, so ist muß ich Dir dennoch das Mädchen und Dienst für dich verloren versagen.

Wollt Ihr in der Irre herum laufen?

Max.


Morgen! morgen schon!


Einige Jäger.


Was ist das eigentlich mit dem Probeschuße? – Schon oft
haben wir davon gehört –


Kilian.


Ja auch wir, aber noch hat uns Niemand die wahre Be -
wandniß zu sagen gewußt.


Andere.


O erzählt’s uns, Herr Cuno!


Cuno.


Meinetwegen! zum Hoflager kommen wir noch Zeit ge -
nug. – Mein Urältervater, der noch im Forsthause ab -
gebildet steht, hieß Cuno, wie ich, und war fürstlicher
Leibschütz. Einst bei einer Jagd trieben die Hunde einen
Hirsch heran, auf welchen ein Mensch angeschmiedet
war. So grausam bestrafte man in jenen Zeiten die
Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des
damaligen Fürstens. Er versprach demjenigen, welcher
den Hirsch erlege, ohne den Mißethäter zu verwun -
den, eine Erbförsterei und das nahe gelegene Wald -
schlößchen. Der wackere Leibschütz, mehr aus eignem
Erbarmen, als wegen der großen Verheißung, besann [4v]sich nicht lange. Er legte an; der Hirsch stürzte, und der
Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb
zerkratzt, doch im übrigen unversehrt.


Weiber.


Gott sey Dank! – der arme Wildschütze!


Männer.


Brav! brav! – das war ein Meisterschuß!


Caspar.


Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar –


Max.


-
Ich möchte der Cuno gewesen seyn! starrt zu Boden
und versinkt in sich selbst
.⟩

Cuno.


Auch mein Urvater freute sich baß über die Rettung
des Unglücklichen, und der Fürst erfüllte in Allem
seine Zusage.


Kilian.


So? Also davon schreibt sich der Probeschuß her, Nach -
barn und Freunde! Nun weiß man’s doch auch!


Cuno.


Hört noch das Ende! Es ging damals, wie jetzt, mit ei -
nem Blick auf Caspar
daß der böse Feind immer
Unkraut unter den Weizen sät. Cuno’s Neider wußten
es an den Fürsten zu bringen, der Schuß sey mit Zau -
berei geschehen, Cuno habe, ohne zu zielen, einen soge -
nannten Freischuß gethan
.


Caspar.

Dacht’ ich’s doch! − vor sich. Hilf zu, Sammiel!


Note: Der Dresdner Kopist 2 vergaß die Worte Caspars von fol. 4v unten zu streichen, als er sie auf dem folgenden Einlageblatt (fol. 4ar), allerdings nicht komplett identisch, wiederholte.
[4ar]
Caspar.

Dacht’ ich’s doch! − Hilf, zu Sammiel!


Kilian.

Ein Freischuß! Eine Freikugel! Das sind Schlingen
des bösen Feinds. Meine Grosmutter hat mir’s
erklärt. Sechse treffen, aber die siebente gehört
dem Bösen. Der kann sie hinführen, wohin ihms beliebt.

Caspar.

Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte!

Cuno.

Aus diesem Grunde machte der Fürst den
Zusatz, daß jeder von Cunos Nachfolgern
zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder
leicht, wie es der regierende Fürst oder sein
Abgeordneter anzubefehlen geruht. Auch will
es das Herkommen, daß der junge Förster
an demselben Tage mit seiner {Erwahlten}
getraut wird, die aber völlig unbescholten
seyn, und im jungfräulichen Kränzlein er -
scheinen muß.

[4av][5r]
Kilian,

/:schaudernd:/

Hu! Freykugeln soll der Böse gießen helfen,
die treffen allemal. Dafür lenkt er aber Eine auch nach
seinem Willen!


Cuno.


Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung
den Zusatz, daß jeder von Cuno’s Nachkommen, wolle
er Erbförster werden, zuvor einen Probeschuß ablege.
Ich meiner Seits habe einen Kaiserthaler von einem
Reißlein geschoßen; was Maxen unser gnädiger Fürst
morgen aufgeben wird, wer kann’s wissen? – Doch nun
genug
! zu den Jägern die mit ihm gekommen. Wir
wollen uns wieder auf den Weg machen! Du aber, Max!
magst noch einmal zu Hause nachsehen, ob sämmtliche
Treibleute angelangt sind. halblaut und treuherzig.
Du solltest mich dauern, guter Pursch!
Nimm dich
zusammen – Der Waidmann der dir gesetzt ist, ist
die Liebe
. – Noch vor Sonnenaufgang erwarte ich
dich beim Hoflager.


Nro. 2. Ensemble Terzett mit doppeltem Chor.

Max.


der erst bei Cunos Anrede aus
seiner Zerstreuung zurück
gekommen ist
.
O! diese Sonne!

Furchtbar steigt sie mir empor!

Cuno.

Leid oder Wonne,

Beides ruht in deinem Rohr!

Max.

Ach, ich muß verzagen,

Daß der Schuß gelingt!

Cuno.

Den mußt du entsagen!

Caspar

zu Max mit bedeutungsvoller Heimlichkeit.

[5v]
Nur ein keckes Wagen

Ist’s, was Glück erringt!

Max.

Agathen entsagen?

Wie könnt’ ich’s ertragen?

Doch verfolgt mich Mißgeschick –

Chor.

Seht, wie düster ist sein Blick!

Ahnung scheint ihn zu durchbeben –


zu Max.

O laß Hoffnung dich beleben,

Und vertraue dem Geschick!

Max.

Weh’ mir! mich verließ das Glück,

Unsichtbare Mächte grollen,

Bange Ahnung füllt die Brust!

Caspar.

Mag Fortuna’s Kugel rollen,

Wer sich höhrer Kraft bewußt,

Trotzt dem Wechsel und Verlust!

Cuno.

So’s des Himmels Mächte wollen,

Dann – trag’ männlich den Verlust!

Max.

Nimmer trüg’ ich den Verlust!

Chor.

Nein! er trüg nicht den Verlust!

Kuno,

/.faßt Max bei der Hand./
Mein Sohn! nur Muth!

Wer Gott vertraut, baut gut!

Cuno
zu den Jägern.

Jetzt auf! In Bergen und Klüften

[6r]
Tobt morgen der freudige Krieg!

Chor der Jäger.

Das Wild in Fluren und Triften,

Der Aar in Wolken und Lüften

Ist unser, und unser der Sieg!

Chor der Landleute.

Laßt lustig die Hörner erschallen –

Chor der Jäger.

Wir lassen die Hörner erschallen –

Alle
außer Max.
Wenn wiederum Abend ergraut,

Soll Echo und Felsenwand hallen:

Sa! Hussah, dem Bräut’gam! der Braut!


Cuno mit Caspar und den Jä-
gern ab
.


Dritter Auftritt.



Die Vorigen ohne Cuno und seinem Gefolg.

Kilian.


Ein recht braver Mann, der Herr Förster! – Aber nun
kommt auch in den Schenkgiebel; es wird hier schon recht
dämmrig und schaurig. zu Max. Wir wollen gute Freun -
de bleiben, wackrer Pursch! auch ich gönne ihm morgen
das beste Glück! Jetzt schlag’ er sich die Grillen aus
dem Kopfe, nehm’ er sich ein Mädchen und tanz’ er mit hinein.


Max.


Ja, es wär’ mir, wie Tanzen!


[6v]
Kilian.


Nun, wie’s beliebt! er nimmt eine der Frauen; die andern
folgen. Die mehresten drehen sich tanzend in den Schenk -
giebel; die übrigen zerstreuen sich außerhalb deßelben.
Es ist ganz düster geworden
.

Vierter Auftritt.


No. 3.
Max allein. Späterhin Sammiel, von fast übermensch -
licher
Größe, dunkelgrün und feuerfarb mit Golde
gekleidet. Der große, mit einer Hahnfeder verzierte
Hut bedeckt fast das ganze schwarze Gesicht
.

Max
singt:

Nein, länger trag’ ich nicht die Qualen,

Die Angst, die jede Hoffnung raubt!

Für welche Schuld muß ich bezahlen?

Was weiht dem falschen Glück mein Haupt?

Durch die Wälder, durch die Auen,

Zog ich leichten Sinns dahin;

Alles, was ich konnt’ erschauen,

War des sichern Rohrs Gewinn.

Abends bracht’ ich reiche Beute,

Und, wie über eignes Glück,

Drohend wohl dem Mörder, freute

Sich Agathe’s Liebesblick.

Hat denn der Himmel mich verlaßen?


Sammiel, fast ganz bewegungslos, [7r]tritt im Hintergrunde einen
Schritt aus dem Gebüsche
.

Die Vorsicht ganz ihr Aug’ gewandt?

Soll das Verderben mich erfaßen?

Verfiel ich in des Zufalls Hand?

Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,

Und sie horcht auf meinen Schritt,

Läßt nicht ab vom treuen Hoffen:

Max bringt gute Zeichen mit!

Wenn sich rauschend Blätter regen,

Wähnt sie wohl, es sey mein Fuß;

Hüpft vor Freuden, winkt entgegen –

Nur dem Laub – den Liebesgruß.

Doch mich umgarnen finstre Mächte;

Sammiel schreitet mit grossen
Schritten im Hintergrunde über
die Bühne
.

Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!

O dringt kein Strahl durch diese Nächte?

Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott?


Sammiel, schon ganz an der entge -
gengesetzten Seite, macht bei dem
letzten Worte eine zuckende Bewe -
gung und ist verschwunden
.


Fünfter Auftritt.



Max. Caspar, herbeischleichend. Sammiel, größtentheils
unsichtbar
.
[7v]
Caspar,


sobald Max ihn gewahr wird.


Ei da bist du ja noch, Camerad! Gut, daß ich dich finde.


Max.


Schleichst du schon wieder herum, wie ein Horcher?


Caspar.


Ist das mein Dank? Es fiel mir unter Wegs ein guter Rath
für dich ein; aus treumeinendem Herzen stehle ich mich
fort, laufe mich fast außer Athem! – Ich kann’s noch nicht
verschmerzen, daß du hier zum Spott der Bauern worden
bist. Teufel! die mögen gelacht haben! Aber was hilft’s?
S[ch]lag’Note: Kopistenfehler dir’s aus den Gedanken, Brüderchen! greift nach dem
Kruge
. Wie? was? Bier hast du? Das taugt nicht zum
Sorgenbrecher! in den Schenkgiebel rufend. Wein! Wein!
Zwei Paßgläser! – Sieh, Camerad! und kostete es mich
den lezten Heller, ich kann dich nicht so traurig sehen. Du
mußt mit mir trinken! Das Gefoderte ist indeß von
einem Schenkmädchen gebracht worden
.

Max.


Damit verschone mich! Mein Kopf ist ohnedieß wüst
genug. legt den Kopf auf die Hände.

Caspar

tropft geschwind aus einem Fläschchen etwas in das
für Max bestimmte Glas. Vor sich
:


So Freundchen! Da brauchst du wenig! gießt schnell Wein
ein
.
Hilf, Sammiel! Sammiel schaut mit dem Kopfe [8r]aus dem Gebüsch, an welchem sie sitzen. Caspar erschrok -
ken:
Du da? Sammiel verschwindet.

Max,

auffahrend.


Mit wem sprachst du?


Caspar.


Ich? mit Niemand! Ich sagte: „So, Freundchen!“ weil
ich dir einschenkte.


Max.


Ich mag aber nichts!


Caspar.


Der Herr Förster soll leben! Die Gesundheit deines
Lehrherrn wirst du doch mit trinken?


Max.


So sey’s! sie stoßen an und trinken.

No. 4.

Caspar.


Nun laß uns eins singen!


Hier im {irrd’schen}Note: Kopistenfehler Jammerthal

Wär’ doch nichts, als Plack und Qual,

Trüg der Stock nicht Reben;⟨Trauben;⟩
Darum bis zum letzten Hauch

Setz’ ich auf Gott Bachus Bauch

Meinen festen Glauben.

Darum bis zum –

Ei, du mußt auch mit singen!
 singt es allein aus und trinkt.

Max.


Laß mich!


Caspar.


Jungfer Agathe soll leben! Wer die Gesundheit seiner
Braut ausschlüg, wär’ doch warlich ein Schuft!


[8v]
Max.


Du wirst unverschämt! sie stoßen an und trinken.

Caspar.

Eins ist Eins und Drei sind Drei!

Drum addirt noch zweierlei

Zu dem Saft der Reben;

Kartenspiel⟨⟩ und⟨⟩ Würfellust⟨⟩ d1e2711_3d1e2711_2d1e2711_1
Und ein Kind mit runder Brust⟨das uns gefiel,⟩
Hilft zum ewgen Leben!

Und ein Kind mit –

Mit dir ist aber auch gar nichts anzufangen! trinkt.

Max.


Wie kannst du mir zumuthen in so etwas mit einzustimmen?


Caspar.


Unser Herr Fürst soll leben! Wer nicht dabei ist, ist
ein Judas!


Max.


Nun denn, aber dann auch keinen Tropfen mehr! sie
stoßen an und trinken. Max weht sich mit dem Hute
Luft zu, und giebt sonst zu erkennen, daß ihm heiß ist
.

Caspar.

Ohne dies Trifolium

Giebt’s kein wahres Gaudium

Seit dem ersten Uebel!

Fläschchen! sey mein A. B. C.

Mein Gebetbuch, Catherle,
Karte, meine Bibel!
oder
Würfel, Karte, Katherle,
Meine Bilder-Fibel!
Max,
aufspringend.
[9r]

Elender! Agathe hat Recht, wenn sie mich immer vor dir
warnt! will fort. Man merkt ihm von jetzt eine ge -
wiße Heftigkeit an, einem leichten, aber bösen Rausche gleich
.

Caspar.


Wie kannst du auch gleich so in Harnisch gerathen, Bruder -
herz? Ich diente noch als Bube unter dem Altringer und
Tilly; ich war mit beim Magdeburger Tanze; unterm Kriegs -
volke lernt man solche Schelmliedlein. Die Dorfuhr schlägt.
Max steht auf.⟩
Willst du schon nach Hause.


Max.


Ja, es wird Zeit. Das schlug Sieben!


Caspar.


Zu Agathen? – Da weiß ich doch nicht – Du könntest sie
erschrecken. Weißt du nicht, daß sie auf einen Gewinn, als
gute Vorbedeutung für morgen, hofft?


Max.


Ach, die Arme! und ich selbst! Morgen!


Caspar

Deshalb bleib’ noch und laß dir rathen. Das war es eigent -
lich, weshalb ich dich aufsuchte.
Dir könnte gar wohl noch
geholfen werden!


Max.


Mir geholfen?


Caspar,


geheimnißvoll.


Um dir ganz meine Freundschaft zu beweisen, könnte ich
dir unter vier Augen – – nicht umsonst habe ich gegen
dich zuweilen ein Wort fallen laßen – – es giebt aller -
dings gewiße geheime Kräfte der Natur, gewiße un -
schuldige Jagdkünste, – diese Nacht, wo sich die Mondscheibe [9v]verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt – Ein alter Berg -
jäger hat mir vor Zeiten einmal – ⟨vertraut –⟩


Man sieht Sammiel von Zeit zu Zeit
lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden
bemerken
.

Max.


Du zählst mir das Gift tropfenweis zu –


Caspar.


Wie wär’s, Camerad! wenn ich dir noch heute zu einem
recht glücklichen Schuße verhülf, der Agathen beruhigte, und
Euch zugleich euer morgendes Glück verbürgte?


Max.


Du fragst wunderbar; wie ist das möglich?


Caspar.


Nur Muth! Muth! Was die Augen sehen glaubt das Herz.
Da, nimm meine Büchse!


Max.


Was soll ich damit?


Caspar.


Geduld! er sieht nach dem Himmel. Zeigt sich denn nichts?
schnell, indem er ihm das Gewehr giebt. Da! da! Siehst
du den Stößer dort? Schieß!


Max.


Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich bin’s. Es ist schon
ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer Punkt
in der Luft, wolkenhoch über der Schußweite!


Caspar.


Schieß in’s T – Schellobers Namen! Haha!


[10r]
Max.


berührt wie im Zweifel den Stecher; das Gewehr
geht los. In demselben Augenblicke hört man ein
gällendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach
Caspar umsieht
.


Was lachst du? – Wie Fittige der Unterwelt kreißt’s
dort oben – Ein mächtiger Steinadler schwebt einen
Augenblick wirbelnd in der Luft und stürzt dann todt
zu Maxens Füßen
.
Was ist das?


Caspar,


der ihn aufhebt.


Sieh! der größte Steinadler, den es giebt! Was für Klau-
en
Fänge! Und dazu, wie herrlich getroffen! Gleich unterm
Flügel, sonst nichts verletzt! – Kannst ihn ausstopfen
laßen, Bruder, für ein Naturalienkabinet!


Max.


Aber ich begreife nicht – – diese Büchse ist doch
wie jede andre –


Caspar.


Victoria! Das wird dich bei den Bauern in Respect set -
zen! Das wird Agathen erfreuen! rauft einige
der größern Federn aus und steckt sie auf Maxens
Hut
:
So, Camerad! dieß als Siegszeichen!


Max.


Was machst du? – Wird mir doch ganz schauerlich! –
Was hast du geladen? Was war das für eine Kugel?


Caspar.


Gar keine Kugel, Närrchen! Eine trächtige Blindschleiche!
Die trifft allemal!


[10v]
Max.


Träum’ ich denn, oder bin ich berauscht? So etwas ist mir
noch nie begegnet! – Caspar! ich bitte dich, ich beschwöre
dich – faßt ihn. Caspar! ich bringe dich um – Sag’ – was
war das für eine Kugel?


Caspar.


Bis[t]Note: Kopistenfehler du verwirrt, Freundchen, vor Freuden? Ich theile sie
mit dir! umarmt ihn. Nicht, das war ein Schuß? –
Laß mich los.


Max
läßt ihn los.


Wo hast du die Kugel her? –


Caspar.


Nun, wenn du Vernunft annimmst – so sag’ mir – du,
der wackerste Jäger, bist du, oder stellst du dich nur
so ganz unerfahren? Wüßtest du wirklich nicht, was
eine Freikugel sagen will?


Max.


Albernes Geschwätz!


Caspar.


Da lernt man’s doch beßer unter dem Kriegsvolk.
Haha! wie kämen die Scharfschützen zurecht, die oft ih -
ren Mann aus dem dicksten Pulverdampfe heraus -
schießen? Oder hast du nie nachgedacht, wie der Schwe -
denkönig, trotz seines K⟨G⟩ollers von Elendshaut bei Lützen
gefallen sey? Zu so etwas⟨zwei silberne
Kugeln, hieß es.
Ja, der Gescheite
kennt das. Doch dazu,⟩
bedarf’s anderer Künste,
als blos zu zielen und loszudrücken.


Max,


den Adler betrachtend.

[11r]

Der Schuß ist unglaublich – in trüber Dämmerung –
aus den Wolken herabgeholt! So wäre es doch wahr –?


Caspar.


Zudem ist’s wohl Zweierlei, einem armen Erdensohn
aus dem Hinterhalte das Lebenslicht ausblasen, und
sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen
erschießen!


Max,


vor sich selbst brütend.


Hast du noch mehr’ solche Kugeln?


Caspar.


Es war die letzte – sie haben gerade ausgereicht.


Pause.
Max.


Bist du doch auf einmal so wortkarg! – Ausgereicht!
wie verstehst du das?


Caspar.


Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind! –


Max.


In dieser Nacht –?


Caspar.


Ja doch! Drei Tage hinter einander steht jetzt die Sonne
im Schützen, und heut ist der mittelste; heut; wenn
sich die Tage scheiden, giebt’s eine totale Mondenfinsterniß.
– Max! Kamerad! Dein Schicksal steht unter dem Einflus -
se günstiger Gestirne; du bist zu hohen Dingen ersehen!
Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß
thun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hülfe [11v]unsichtbarer Kräfte so sehr bedarfst, beut die Natur sich selbst
zu deinem Dienst an!


Max.


Wohl! Mein Geschick will’s! – Schaff’ mir so eine Kugel –!


Caspar.


Mehrere, als du brauchst! Aber bedarf der Mann eines Vor -
munds?


Max.


Wie verlangt man sie?


Caspar.


Das will ich dir lernen. – Sey Punkt [zwölf] Uhr in der
Wolfsschlucht!


Max.


Um Mitternacht in der Wolfsschlucht? – Nein! Die Schlucht
ist verrufen, und um Mitternacht öffnen sich die Pforten
der Hölle.


Caspar.


Pah! – Wie du denkst! – Und doch kann ich dich deinem Un -
stern nicht überlaßen – ich bin dein Freund! ich will dir
gießen helfen –


Max.


Auch das nicht!


Caspar.


So mach’ dich morgen zum Landesgespött! Verlier die Förste -
rei und Agathen! – – Ich bin dein Freund, ich will selbst
für dich gießen; aberNote: Kopistenfehler "eber" anstelle "aber" dabei mußt du seyn!


Max.


Deine Zunge ist glatt – Nein, an solche Dinge muß ein from -
mer Jäger nicht denken!


Caspar.


Feigling! Also nur durch fremde Gefahr, gäb’s anders der -
gleichen, möchtest du dein Glück erkaufen? Und glaubst du, [12r]dann wär’ deine Schuld, gäb’ es dergleichen, geringer? glaubst
du, diese Schuld, gäb’ es dergleichen, laste nicht schon auf dir?
den Adler an den Fittichen ausspreizend. Glaubst du,
dieser Adler sey dir geschenkt.


Max.


Furchtbar, wenn du recht hättest!


Caspar.


Sonderbar, wie du fragst! – Hm! Undank ist der Welt Lohn.
Ich will mir doch hier einen Flederwisch abhauen, daß ich
wenigstens etwas davon trage! thut es. – Drollig! um
Agathen zu erfreuen, wagtest du den Schuß; sie zu er -
werben fehlt’s dir an Herzhaftigkeit! Das würde sich das
Wachspüppchen schwerlich einbilden. das mich um deinet -
willen verwarf, schwerlich einbilden. für sich. Es
soll gerochen werden!!


Max.


Elender! Muth hab’ ich –


Caspar.


So bewähr’Note: Die falsche Apostrophierung "bewäh’r" wurde korrigiert ihn! Brauchtest du schon eine Freikugel, so
ist’s ja ein Kinderspiel, welche zu gießen. Was dir bevor -
steht ohne diese Hülfe, kannst du aus deinen bisherigen
steten Fehlschüßen leicht abnehmen. Das Mädchen ist auf
dich erseßen, kann nicht ohne dich leben; sie wird verzwei -
feln! Du wirst allen Menschen ein Spott herumschleichen,
vielleicht aus eigner Verzweiflung – drückt sich die Faust
in die Augen, als trät das Waßer hinein
.
Schäme dich,
rauher Waidmann, daß du ihn mehr liebst, als er sich selbst!
vor sich.Hilf zu, Sammiel!


Max.


Agathe sterben! Ich in einen Abgrund springen! Ja, das wär’ [12v]das Ende! – –giebt Caspar die Hand. Bei Agathe’s Leben!
ich komme!



Sammiel, der bei den letzten Worten
hervorgelauscht hat, nickt und ver -
schwindet
.

Caspar.


Schweig gegen Jedermann! Es könnte dir und mir Ge -
fahr bringen. Ich erwarte dich!


Max.


Ich dich verrathen? Glock [zwölf]! – Ich komme! schnell ab.

Sechster Auftritt.


Caspar
allein.
Höhnisch ihm nachsehend. Es ist indeßen fast ganz
dunkel worden
.
No. 5.
Schweig’, schweig’ – damit dich Niemand warnt!

Der Hölle Netz hat dich umgarnt;

Nichts kann vom tiefen Fall dich retten!

Umgebt ihn, ihr Geister, mit Dunkel beschwingt!

Schon trägt er knirschend eure Ketten!

Triumph! die Rache, die Rache gelingt!


auf der entgegengesetzten Seite ab.

[13r]

Zweiter Aufzug.


Erster Auftritt.



Schmaler Vorsaal mit zwei Seiteneingängen, nur eine
Coulisse tief
. Hirschgeweihe und düstere Tapeten mit Jagd -
stücken geben ihm ein alterthümliches Ansehen, und bezeichnen,
daß das Forsthaus ehedem ein fürstliches Waldschloß war.
In der Mitte eine mit Vorhängen bedeckte Thür, die zu ei -
nem Altan führt. Auf einer Seite Annchens Spinnrad; auf
der andern ein großer Tisch, worauf ein Lämpchen brennt
und ein {weises} Kleid mit grünem Band liegt
.

Annchen

steht auf einem Fußtritt, hat das Bild des ersten
Cuno’s wieder aufgehängt und hämmert den Nagel
fest
.

Duetto No. 6.

Agathe,

im Nachtkleid, bindet einen Verband von der Stirn.

Annchen.

Schelm! halt fest!

Ich will dir’s lehren!

Spukereien kann man entbehren

In solch altem Eulennest.

Agathe.

Laß das Ahnenbild in Ehren!

Annchen.

Ei, dem alten Herrn

Zoll’ ich Achtung gern;

Doch dem Knechte Sitte lehren

Kann Respect nicht wehren –

[13v]
Agathe.

Sprich, wen meinst du? welchem Knecht?

Annchen.

Nun, den Nagel! Kannst du fragen?

Sollt er seinen Herrn nicht tragen,

Ließ ihn fall’n! war das nicht schlecht?

Agathe.

Ja, gewiß, das war nicht recht!
Annchen.

Das war warlich mehr, als schlecht.

} zugleich.
steigt herab.⟩

u: setzt die Leiter weg
Agathe.

Alles wird dir zum Feste,

Alles beut dir Lachen und Scherz –

O wie anders fühlt mein Herz!

Annchen.

Grillen sind mir böse Gäste!

Immer mit leichtem Sinn

Tanzen durchs Leben hin,

Das nur ist Hochgewinn –

Sorg’ und Gram muß man verjagen!

Agathe.

Wer bezwingt des Busens Schlagen?

Wer der Liebe süßen Schmerz?

Stets um dich Geliebter zagen

Muß dieß ahnungsvolle Herz.

Annchen.
Das bezwingen Lust und Scherz!
Agathe.
Immer bebt ein liebend Herz!
} zugleich.
Annchen.


steigt herunter undb⟨B⟩esieht sich das Bild.


So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundert -
chen fest hängen. Da oben mag ich ihn recht gern leiden. [14r]zu Agathen gekehrt. Aber du hast das Tuch schon abgebun -
den? Das Blut ist doch völlig gestillt?


Agathe.


Sey ohne Sorgen, liebes Annchen! Der Schreck war das Schlimm -
ste! – Wo nur Max bleibt?


Annchen.


Nun kommt er gewiß bald. Herr Cuno sagte ja bestimmt,
daß er ihn noch einmal heimsenden werde.


Agathe.


Es ist recht still und einsam hier –


Annchen.


Unangenehm ist’s freilich, in einem solchen verwünschten
Schlosse am Polterabende fast mutterseelen allein zu seyn,
zumal – wenn sich so ehrwürdige längst vermoderte Herr -
schaften mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen.
Da lob’ ich mir die lebendigen und jungen! singt mit
lebhafter Pantomime
.

Arietta No. 7.
Kommt ein schlanker Pursch gegangen,

Blond von Locken oder braun,

Hell von Aug’ und roth von Wangen,

Ei, nach dem kann man wohl schaun:,:

Zwar schlägt man das Aug’ auf’s Mieder,

Nach verschämter Nonnen Art;

Doch verstohlen hebt man’s wieder,

Wenn’s das Pürschchen nicht gewahrt:,:

Sollten ja sich Blicke finden,

Nun was hat auch das für Noth?

Man wird drum nicht gleich erblinden,

Wird man gleich ein wenig roth.:,: 

[14v]
Blickchen hin, und Blick herüber;

Bis der Mund sich auch was traut!

Er seufzt: Schönste! Sie spricht: Lieber!

Bald heißt’s Bräutigam und Braut.:,:

Immer näher, lieben Leutchen!

Wollt ihr mich im Kranze seh’n?

Nicht, das ist ein nettes Bräutchen,

Und der Pursch nicht minder schön?:,:

Agathe,


die ⟨hat sich⟩ während des Liedchens sich erheitert. hat angefangen hat, das Kleid
mit Bande zu besetzen, fällt mit ein:

Und der Pursch nicht minder schön!.,:
Annchen.


So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch, wie ich
seyn werde – wichtig wenn ich einmal Braut bin!


Agathe.


Wer weiß! Doch ich gönne dirs von Herzen, ist auch mein
eigner Brautstand nicht so ganz kummerlos. Besonders,
seit ich heute von dem ehrwürdigen Eremiten zurück kam,
hat mir’s wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt
fühle ich mich um vieles leichter.


Annchen.


Wie so? Erzähle doch! Noch weiß ich gar nicht, wie dein Be -
such abgelaufen ist, außer daß dir der fromme Greis
von seinen Rosen geschenkt hat.


Agathe.


Ja! Diese ⟨sind aus einem Reißlein entsproßt, das ein Pilger
aus Palästina mitbrachte, und⟩
umblühen das Cruzifix seines Betaltars, und
die Landleute, die er mitlegen ihnen und dem daraus gepreßten Waßer [15r]beschenkt, rühmen dies allgemein als ein wunderthätiges
Heilmittel
wunderbare Schutz- und Heilkräfte bei. Als ich ihn um seine Vorbitte für mich und Ma -
xen bat, warnte er mich vor einer unbekannten, aber
schweren Gefahr, welche ihm ein Gesicht offenbart habe.
Dann schenkte er mir die Rosen.
Nun ist seine Warnung
ja in Erfüllung gegangen. Das herabstürzende Bild konn -
te mich tödten.


Annchen.


Gut erklärt! So muß man böse Vorbedeutungen hinter -
drein nehmen!
 ⟨Mein Vater war einst ein tapferer Degen und sehr unzufrieden, daß ichs
nicht auch werden konnte. Er meinte, man müße die Furcht nur verspotten, dann fliehe
sie, und das wahre Sprichlein, sich fest zu machen, sey: Hundsfott, wehre dich!⟩

Agathe.


Die Rosen sind mir nun doppelt theuer, und ich will ihrer
auf das treueste pflegen!


Annchen.


Wie wär’s, wenn ich sie in die Nachtfrische vor’s Fenster
setzte? Es wird ohnedieß Zeit, mich auch auszukleiden.


Agathe.


Thue das, liebes Annchen!


Annchen.


Aber dann laß uns auch zu Bette gehen!


Agathe.


Nicht eher, bis Max da ist! Es ist ja ohnedieß ein recht ein -
samer Vorabend

Annchen.


Hat man nicht seine Noth mit euch Liebesleutchen! ab.

Zweiter Auftritt.


No. 9 ⟨8⟩. Scena et Aria
Agathe
allein:

Wie nahte mir der Schlummer,

Bevor ich ihn geseh’n?

Ja, Liebe pflegt mit Kummer

Stets Hand in Hand zu gehn! –

[15v]
Ob Mond auch⟨f⟩ seinen Pfad wohl läuft lacht –? 


sie öffnet die Althanthüre, daß man in eine
sternenhelle Nacht sieht
.

Welch schöne Nacht! –


sie tritt in den Altan und erhebt mit
frommer Rührung ihre Hände
.

Leise, leise,

Fromme Weise!

Schwing’ dich auf zum Sternenkreise!

Lied, erschalle!

Feiernd walle

Mein Gebet zur Himmelshalle! –
hinaussehend.
O wie hell die goldnen Sterne,
Mit wie reinem Glanz sie glüh’n!

Nur dort in der Berge Ferne

Scheint ein Wetter aufzuzieh’n.

Dort am Wald auch schwebt ein Heer

Düstrer Wolken dumpf und schwehr. –

Zu dir wende
Ich die Hände,

Herr ohn’ Anfang und ohn’ Ende!

Vor Gefahren

Uns zu wahren, 

Sende deiner Engel Schaaren! –
wieder hinaussehend.
Alles pflegt schon längst der Ruh’

Trauter Freund! was weilest du?

Ob mein Ohr auch eifrig lauscht,

Nur der Tannen Wipfel rauscht,

[16r]
Nur das Birkenlaub im Hain,

Flüstert durch die hehre Stille;

Nur die Nachtigall und Grille

Scheint der Nachtluft sich zu freu’n. –

Doch wie? trügt mich mein Ohr?

Dort klingts, wie Schritte –

Dort, aus der Tannen Mitte

Kommt was hervor –

Er ist’s! er ist’s! –

Die Flagge der Liebe mag wehen!

sie winkt ihm mit ei -
nem weißen Tuche
.
Dein Mädchen wacht

Noch in der Nacht –

Er scheint mich noch nicht zu sehen –

Gott! täuscht das Licht

Des Monds mich nicht,

So schmückt ein Blumenstrauß den Hut –

Gewiß, er hat den besten Schuß gethan!

Das kündet Glück für morgen an!

O süße Hoffnung! neu belebter Muth!

Alle meine Pulse schlagen,

Und das Herz wallt ungestüm,

Süß entzückt entgegen ihm!

Konnt’ ich das zu hoffen wagen? –

Ja! es wandte sich das Glück

Zu dem theuern Freund zurück,

Will sich morgen treu bewähren!

Ist’s nicht Täuschung, ist’s nicht Wahn? –

Himmel! nimm des Dankes Zähren

Für dieß Pfand der Hoffnung an!

[16v]

Dritter Auftritt.



Agathe. Max, verstört und heftig eintretend. Bald
darauf
Annchen
.

Agathe.


Bist du endlich da, lieber Max!


Max.


O meine Agathe!


sie umarmen sich. Agathe tritt still
zurück, als sie statt des gehofften
Straußes den Federbusch erblickt
.

Max.


Verzeiht, wenn ihr meinetwegen aufgeblieben seyd. Lei -
der komm’ ich nur auf wenig Augenblicke –


Agathe.


Du willst doch nicht wieder fort? Es scheinen Gewitter im An -
zuge.


Max.


Ich muß! – Ja! – wirft den Hut auf den Tisch, daß das
Lämpchen von dem Federbusche ausgelöscht wird.

Note: Kopistenfehler: die für diese Kopie übliche Unterstreichung der Szenenanweisung wurde vom Kopisten vergessen.
Annchen.


Gut, daß der Mond scheint; sonst säßen wir im Finstern.
schlägt Feuer und brennt das Lämpchen wieder an. Wir
sind ja recht lebhaft! Vermuthlich getanzt?


Max.


Ja! ja! vermuthlich!


Agathe,


furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung.


Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglücklich gewesen?


Max.


Nein! nein! Im Gegentheil –!


Agathe.


Nicht? gewiß nicht?


[17r]
Annchen

zu Max.


Was hast du gewonnen? Wenn’s ein Band ist, Vetter! mußt
du mir’s schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bänderkram
genug von dir!


Agathe.


Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir’s von Wichtigkeit.


Max,


mit ängstlicher Verlegenheit.


Ich habe – ich war gar nicht beim Sternschießen!


Agathe.


Und sagst doch, du seyst glücklich gewesen?


Max.


Ja doch! wunderbar, unglaublich glücklich! Sieh! zeigt ihr
mit solcher Heftigkeit den Federbusch auf dem Hute, daß
sie zurückfährt
.
Den größten Raubvogel habe ich aus den
Wolken geholt!


Agathe.


Sey doch nicht so hastig! Du fährst mir in die Augen –


Max.


Vergieb! bemerkt Blut an ihrer Stirn. Aber was ist das?
Du bist verwundet, deine Locken sind blutig – Um aller
Heiligen Willen, was ist dir begegnet?


Agathe.


Nichts! so viel als nichts! Es heilt noch vorm Brautgang.
sich sanft an ihn schmiegend. Du sollst dich drum deines
Bräutchens nicht schämen.


Max.


Aber so sagt doch nur –


Annchen.


Das Bild dort fiel herunter –


[17v]
Max.


Dort, der Urvater Cuno?


Agathe.


Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier.


Max.


Der wakere, gottesfürchtige Cuno?


Annchen.


Halb und halb war Agathe selbst schuld. Wer hieß ihr auch, schon
nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da ließ
sich doch kaum erwarten, daß du schon heim kämst!


Max.


Seltsam! wunderbar seltsam! Um sieben Uhr?


Annchen.


Du hörst ja! Die {Durmuhr} drüben im Dorfe hatte nur
kurze Zeit
ausgeschlagen.


Max,

v. s.

Seltsam! schrecklich! Um diese Zeit schoß ich den Bergadler.


Agathe.


Du sprichst mit dir selbst. Was hast du?


Max.


Nichts! nichts auf der Welt!


Agathe.


Bist du unzufrieden mit mir?


Max,


mit steigender Verlegenheit.


Nein wie könnt’ ich? – Ja, denn! ich bringe dir eine Bürg -
schaft meines wiederkehrenden Glücks – sie hat mich viel
gekostet, und du – du freust dich nicht einmal drüber!
Ist das auch Liebe?


Agathe.


Sey nicht ungerecht, Max! Noch konnt’ ich nicht recht [18r]zur Freude kommen, noch weiß ich ja nicht – so große Raub -
vögel, wie ich diesen mir denken muß, haben immer was
Furchtbares.

Annchen.


Das dächt’ ich nicht! mir seh’n sie recht stattlich aus.


Agathe,

zu Max.


O steh nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig.
Solltest du morgen nicht glücklich seyn, solltest du mir,
ich dir entrissen werden, o! gewiß, der Gram würde mich
tödten
.


Max.


Drum – eben darum muß ich wieder fort!


Agathe.


Aber was treibt dich?


Max.


Ich habe – ich bin noch ein Mal glücklich gewesen –


Agathe.


Noch ein Mal?


Max.


Ja doch! ja! ohne Agathen ansehen zu können. Ich hab’
in der Dämmerung einen Sechzehnender geschoßen!
Der muß noch hereingeschafft werden; sonst stehlen
ihn des Nachts die Bauern.


Agathe.


Wo liegt der Hirsch?


Max.


Ziemlich weit – im tiefen Walde – bei der Wolfschlucht!


No: 10⟨9⟩ Terzett.
Note: bei Webers Ergänzung der musikalischen Nummer ursprünglich Nr. 10, von Weber korrigiert zu 9
Agathe.

Wie? was? – Entsetzen!

Dort, in der Schreckensschlucht?

Annchen.

Der wilde Jäger soll dort hetzen,

Und wer ihn hört, ergreift die Flucht.

[18v]
Max.

Darf Furcht im Herz des Waidmanns hausen?

Agathe.

Doch sündigt der, der Gott versucht!

Max.

Ich bin vertraut mit jenem Grausen,

Das Mitternacht im Walde webt,

Wenn sturmbewegt die Eichen sausen,

Der Häher krächzt, die Eule schwebt –


nimmt Hut, Jagdtasche und Büchse.

Agathe.

Mir ist so bang! O bleibe!

O eile, eile nicht so schnell!

Max,


nach dem Altan schauend, düster vor sich.

Noch trübt sich nicht die Mondenscheibe,

Noch strahlt ihr Schimmer klar und hell;

Doch bald wird sie den Schein verlieren –

Annchen.

Willst du den Himmel observiren?

Das wär’ nun meine Sache nicht!

Agathe.

O kann dich meine Angst nicht rühren –

Max.

Mich ruft von hinnen Wort und Pflicht.

Agathe und Annchen.

Leb wohl!

Max.

Lebt wohl!

} zugleich.
er geht hastig fort und kehrt in der
Thür noch einmal zurück. Mit Wehmuth
:

Doch – hast du auch vergeben

Den Vorwurf? den Verdacht?

[19r]
Agathe.

Nichts fühlt mein Herz, als Beben!

Nimm meiner Warnung Acht!

Annchen.

So ist das Jägerleben!

Nicht Ruh bei Tag und Nacht!

Agathe.

Weh’ mir! ich muß dich laßen!

Annchen.

Such, Beste, dich zu faßen!

Max,

düster.

Bald wird der Mond erblaßen –!

Agathe und Annchen.

Denk’ an Agathe’s Wort!

Max,


den Hut tief in die Augen drückend.

Mein Schicksal reißt mich fort!


zu verschiedenen Thüren ab.


Vierter Auftritt.


No. 11⟨0⟩. Finale.
Note: bei Webers Ergänzung der musikalischen Nummer ursprünglich Nr. 11, von Weber korrigiert zu 10

Furchtbare Waldschlucht, größtentheils mit Schwarzholz
bewachsen, von hohen Gebirgen rings umgeben. Von
einem derselben stürzt ein Waßerfall. Der Vollmond
scheint bleich. Zwei Gewitter von entgegengesetzter
Richtung sind im Anzuge. Weiter vorwärts ein vom
Blitz zerschmetterter, ganz verdorrter Baum, inwen -
dig faul, so daß er zu glimmen scheint. Auf der andern
Seite auf einem knorrigen Aste eine große Eule mit
feurig rädernden Augen. Auf andern Bäumen Raben
und anderes Waldgevögel. Fledermäuse schwirren umher
.

[19v]
Caspar,


ohne Hut und Oberkleid, doch mit Jagdtasche und Hirsch -
fänger, ist beschäfftigt, mit schwarzen Feldsteinen ei -
nen Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Todtenkopf
liegt. Einige Schritte davon der abgehauene Adlers -
flügel, Gießkelle und Kugelform
.

Ein RabeUnsichtbare Geisterstimmen.
Milch des Mondes fiel auf’s Kraut.

Waldvögel schreienAndere.
Uhui!
Zweiter RabeDie Erstern.

Spinnweb’ ist mit Blut bethaut.

Waldvögel ⟨Die Andern⟩
wie oben.
Dritter RabeDie Erstern.

Eh’ noch wieder Abend graut –

WaldvögelDie Andern
wie oben.
EuleDie Erstern.
Ist sie todt, die zarte Braut!

Waldvögel.
wie oben.

⟨Uhui.⟩
Alle.

Eh’ noch wieder sinkt die Nacht,

Ist das Opfer dargebracht.

Waldvögel.

Uhui! Uhui! Uhui!


Fünfter Auftritt.



Die Uhr schlägt ganz in der Ferne dumpf zwölf. Der
Kreis von Steinen ist vollendet. Als der zwölfte
Schlag fällt, reißt Caspar den Hirschfänger heftig
heraus und stößt ihn mitten in den Todtenschädel.
– Bald darauf Sammiel
.

[20r]
Caspar

erhebt den Hirschfänger mit dem aufgespießten Tod -
tenkopfe, dreht sich dreimal herum, und ruft
:

Sammiel! Sammiel! erschein’!

Bei des Zaubrers Hirngebein!

Sammiel! Sammiel erschein’!


Er stellt beides wieder in die Mitte
des Kreises. Unterird’sches Getös. Sam-
miel
tritt aus oder erscheint in einem Felsen.
Caspar
wirft sich vor ihm nieder
.

Sammiel.

Was rufst du?

Caspar.

Meine Frist ist schier abgelaufen. Dreimal hast du
mir sie verlängert. kriechend. Du wirsts auch zum vier -
ten Male –

Sammiel.

Nein!

Caspar.

Wenn ich auch fernerhin dein Reich mehre auf Erden –?

Sammiel.

Sag’ an!

Caspar.

Meine Seele entgeht dir nimmer. Längere Nachsicht erkauf ich!

Sammiel.


Womit?


Caspar.


Mein Camerad kann nicht mehr fern seyn!


Sammiel.


Was begehrt er?


Caspar.


Freikugeln! 


Sammiel.


Sechse treffen, sieben äffen!


Caspar.


Die siebente ist dein, Herr! Lenke sie nach seiner Braut.


Note: Die Übertragung des obenstehenden Textabschnittes bis zur Überklebung findet sich auf der vorhergehenden Seite (vgl. fol. 20r).
[20r’]
Caspar,

/:kriechend:/

Du weißt daß meine Frist

Schier abgelaufen ist –

Sammiel.

Morgen!

Casp:

Verlängre sie noch einmal mir –

Sam:
Nein!

Casp:

Ich bringe neue Opfer dir –

Sam.
Welche?

Casp:

Mein Jagdgesell – er naht – 

Er, der noch nie dein dunkles Reich betrat –

Sam:

Was sein Begehr?

Casp:
Freykugeln sinds – auf die er Hoffnung baut. 

Sam:

Sechse treffen, sieben äffen!

Casp:

Die siebente sey dein! 

Aus seinem Rohr lenk sie nach seiner Braut, 

Dieß wird ihn der Verzweiflung weihn,

Ihn – und den Vater –

Sam:

Noch hab ich keinen Theil an ihr!

Casp:
/:zitternd:/

Genügt er dir allein?

Sam:

Das findet sich!

Casp:

Doch schenkst du Frist? und wieder auf
drey Jahr

Bring ich ihn dir zur Beute dar? –

[20v]
Sammiel.


Was fruchtet’s?

Caspar.


Unheil! Umsonst suchte ich sie zu einer Sünde zu verleiten;
sie verwarf mich; aber –


Sammiel.


Ich habe keinen Theil an ihr.


Caspar.


Aber ihren Bräutigam wird ihr Tod zum Selbstmörder ma -
chen! Ihr Vater ist alt, sie sein Abgottund – wer weiß, ob
nicht auch erder Vater der Verzweiflung unterliegt! Mein Camerad –


Sammiel.


Warum ruft er nicht selbst?


Caspar.

Er würde ohne Beistand die Schrecken nicht tragen, womit
deine Weisheit
die den Zauber umgiebteben; er würde fliehen, ehe
die Arbeit vollendet wär
, oder, fiel er in deine Hand,
allein fallen! Aber auch das Mädchen, das mich verschmäh -
te, muß sterben! Nicht umsonst liefr’ ich das neue Opfer.


Sammiel.


Elender! morgen endet deine Frist.


Caspar
zitternd.

Du gewährst mir eine neue!


Sammiel.


Wenn dein Camerad mir zu Theil wird!


Caspar.


Wieder auf drei Jahre?


Sammiel.


Es sey! Bei den Pforten der Hölle! Morgen – Er oder Du!



Dumpfer Donner vom Echo wiederholt.
Sammiel verschwindet. Auch der Todten -
kopf mit dem Hirschfänger ist versunken, [21r]und an dessen Stelle sieht man einen
kleinen Heerd mit glimmenden Kohlen.
Dabei einige Reisbunde
.


Sechster Auftritt.



Caspar steht auf und trocknet sich den Schweiß von der
Stirn. Bald darauf wird Max auf einem der Felsen,
dem Waßerfall gegenüber, sichtbar. Späterhin Erschei -
nungen
. Zuletzt Sammiel
.

Caspar,


als er sich umsieht und die Kohlen erblickt.


Trefflich bedient! thut einen Zug aus der Jagdflasche.
Geseegn’ es Sammiel! Er hat mir warm gemacht! –
Aber wo bleibt Max? Sollte er wortbrüchig werden?
– Sammiel, hilf! – er geht nicht ohne Beängstigung im
Kreise hin und her. Die Kohlen drohen zu verlöschen. Er
kniet zu ihnen nieder, legt Reiß auf und bläßt an. Die
Eule und andere Vögel heben dabei die Flügel, als wollten
sie anfachen; das Feuer raucht und knistert
.

Max

beugt sich von einer Felsenspitze in die Schlucht herab.

Ja! – furchtbar gähnt

Der düstre Abgrund! – welches Graun!

Das Auge wähnt

In einen Höllenpfuhl zu schau’n! –

Wie dort sich Wetterwolken ballen!

Der Mond verliert von seinem Schein! –

Gespenst’ge Nebelbilder wallen!

Belebt ist das Gestein!

Und hier – husch! husch!

[21v]
Fliegt Nachtgevögel auf im Busch! –

Rothraue, narb’ge Zweige strecken

Nach mir die Riesenfaust! – –

Nein, ob das Herz auch graust,

Ich muß!! Ich trotze allen Schrecken!


er klettert auf dem Felsenpfade einige Schritte herab.

Caspar

richtet sich auf und erblickt ihn.


Dank, Sammiel! Die Frist ist gewonnen! – zu Max. Kommst
du endlich, Camerad? Ist das auch recht, mich allein zu lassen?
Siehst du nicht, wie mir’s sauer wird! hat das Feuer
mit dem Adlersflügel angefacht, und erhebt diesen im
Gespräch gegen Max
.


Max,


nach dem Adlerflügel starrend, die Hand vor der
Stirn
.

Ich schoß den Adler aus hoher Luft;

Ich kann nicht rückwärts! mein Schicksal ruft! –


bleibt wieder stehen und blickt starr nach dem
gegenüberstehenden Felsen
.

Weh mir!

Caspar.


So komm doch! Die Zeit eilt –


Max.


Ich kann nicht hinab!


Caspar.


Hasenherz! Du klimmst ja sonst, wie eine Gemse!


Max.


Sieh dorthin! Sieh!



er deutet nach dem Felsen, welcher noch vom
Mondlicht beleuchtet ist. Man erblickt eine weiß [22r]verschleierte Gestalt, die die Hand erhebt
.

Was dort sich weist,

Ist meiner Mutter Geist!

So lag sie im Sarg, so ruht sie im Grab!

Sie fleht mit warnendem Blick,

Sie winkt mir zurück!

Caspar
v. s.


Hilf, Sammiel! – laut. Alberne Fratzen! Hahaho!
Sieh noch ein m⟨M⟩al hin, damit du die Folgen deiner feigen
Thorheit erkennst! Die verschleierte Gestalt ist ver -
schwunden. Man erblickt Agathe’s Gestalt, mit aufge -
lösten Locken und wunderlich mit Laub und Stroh aufge -
putzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen, und scheint im
Begriff, sich in den Waßerfall herabzustürzen
.

Max.

Agathe! – Sie springt in den Fluß!

Hinab! ich muß!


Die Gestalt ist verschwunden. Max
klimmt vollends herab. Der Mond
fängt sich an zu verfinstern
. 

Caspar,


höhnisch vor sich.


Ich denke wohl auch!


Max,


heftig zu Casparn.


Hier bin ich! Was hab’ ich zu thun? 


Caspar
wirft⟨reicht⟩ ihm die Jagdflasche zu, die Max weglegt⟨verweigert⟩.

Zuerst trink einmal! Die Nachtluft ist kühl und feucht.
– Willst du selbst gießen?


Max.


Nein! das ist wider die Abrede.


[22v]
Caspar.


Nicht? So bleib außer dem Kreise. Sonst kostet’s dein Leben!


Max.


Was hab’ ich zu thun, Hexenmeister?


Caspar.


Faße Muth! Was du auch hören und sehen magst, ver -
halte dich ruhig. mit eignem heimlichen Grauen. Käm
vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, und wär’ er
auch nackend,
was kümmert es dich? Kömmt was An -
dres
, was thuts! So etwas sieht ein Gescheidter gar nicht!


Max.


O! wie wird das enden!


Caspar.


Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Widerstand schenken verborge -
ne Naturen den Sterblichen ihre Schätze. Nur wenn du
mich selbst zittern siehst, dann komm mir zu Hülfe, und
rufe, was ich rufen werde. Sonst sind wir beide verloren.
Max macht eine Bewegung des Einwurfs. Still! Die Au -
genblicke sind kostbar! – Der Mond ist bis auf einen
schmalen Streif verfinstert. Caspar nimmt die Gießkelle
.
Merk’ auf, was ich hineinwerfen werde, damit du die
Kunst lernst! er nimmt die Ingredienzien aus der
Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein
.
Hier erst
das Blei. – Etwas gestoßenes Glas von zerbrochenen Kirch -
fenstern; das findet sich. – halb heimlich. Trift man etwa
auch auf eine Hostienschachtel zu stehlen, oder des was, desto
beßer!
Etwas Quecksilber! – Drei Kugeln, die schon
einmal getroffen! – Das rechte Auge eines Wiedehopfs
– das linke eines Luchses! – Probatum est! – Und nun
den Kugelseegen! in drei Pausen sich mit dem Kopfe gegen [23r]die Erde neigend:

Schütze, der im Dunkeln wacht,

Sammiel, Sammiel, hab’ Acht!

Steh’ mir bei in dieser Nacht,

Bis der Zauber ist vollbracht!

Salbe mir so Kraut, als Blei,

⟨segn’⟩Note: Hier ist fraglich, ob Weber ein vorher vorhandenes, jetzt nicht mehr rekonstruierbares Wort überschrieb oder eine Freilassung des Kopisten nachträglich ausfüllte. es sieben, neun und drei,

Daß die Kugel tüchtig sey!

Sammiel! Sammiel! herbei!


Die Masse in der Gießkelle fängt an zu gähren und zi -
schen, und giebt einen grünlich weißen Schein. Eine Wolke
läuft über den Mondstreif, daß die ganze Gegend nur
noch von dem Heerdfeuer, den Augen der Eule, und dem
faulen Holze des Baumes beleuchtet ist. Caspar gießt,
läßt die Kugel aus der Form fallen und ruft
:
Eins!
Das Echo wiederholt: Eins! Waldvögel kommen herunter,
setzen sich um das Feuer, hüpfen und flattern. Schlangen umkriechen ihn. Caspar
zählt
:
Zwei! Echo wiederholt. Ein schwarzer Eber
raschelt durchs Gebüsch und jagt raschelnd vorüber.
Caspar scheint zu stutzen und zählt
:
Drei! Echo wie
oben
. Ein Sturm erhebt sich, beugt und bricht Wipfel
der Bäume, jagt Funken vom Feuer. Caspar zählt
ängstlich
:
Vier! Echo wie oben. Man hört Rasseln,
Peitschengeknall und Pferdegetrappel. Vier feurige,
Funken werfende Räder rollen über die Bühne, ohne
daß man wegen der Schnelligkeit die eigentliche Gestalt
oder den Wagen gewahr werden kann. Caspar, immer
ängstlicher, zählt
:
Fünf! Echo wiederholt. Hundegebell
und Wiehern in der Luft. Nebelgestalten von Jägern [23v]zu Fuß und zu Roß, Hirschen und Hunden, ziehen in der
Höhe vorüber. Furchtbarer Gesang
:

Durch Berg und Thal, durch Schlund und Schacht,

Durch Thau und Wolken, Sturm und Nacht!

Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft!

Durch Feuer, Erde, See und Luft!

Joho! Joho! Wau! Wau!


Plötzliche Stille. Caspar: Wehe! Das wilde Heer! –
Sechs! Wehe! Echo: Sechs! Wehe! Der ganze Himmel
wird schwarze Nacht. Die vorher mit einander kämpfen -
den Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit
furchtbaren Blitzen und Donnern. Platzregen fällt;
dunkelblaue Flammen schlagen aus der Erde. Irrlichter
zeigen sich auf den Bergen. Bäume werden prasselnd
aus den Wurzeln gerissen; der Waßerfall schäumt
und tobt. Felsenstücke stürzen herab. Man hört von
allen Seiten Wettergeläut. Die Erde scheint zu wanken.
Caspar zuckend und schreiend
:
Sammiel! Sammiel!
Sammiel! hilf! – Sieben! – Sammiel! Er wird zu
Boden geworfen
.

Max,


gleichfalls vom Sturm hin und her geschleudert,
faßt einen Ast des verdorrten Baums und schreit
:

Sammiel! In demselben Augenblicke scheint das
Ungewetter beruhigt,
⟨ist⟩ der verdorrte Baum ist
verschwunden, und an dessen Stelle
steht der
schwarze Jäger, Maxens Hand faßend
.

Sammiel,


mit furchtbarer Stimme.


Hier bin ich!


[24r]
Max

stürzt zu Boden. Es schlägt Eins! Sammiel und der Heerd
ist verschwunden, aber der Todtenschädel mit dem Hirsch -
fänger wieder sichtbar.
Caspar liegt noch mit dem Gesicht
zu Boden. Max richtet sich convulsivisch auf. Der Vorhang
fällt
.


Dritter Aufzug.


No. 12⟨1⟩. Entre Act.

Erster Auftritt.



Tag. Kurze Waldscene. Man hört hinter der Gardine
von Zeit zu Zeit Jagdmusik. Zwey fürstliche Jäger.
Späterhin Max und Caspar. Zuletzt noch ein fürstlicher
Jäger
.

Erster Jäger.


Es ist herrliches Jagdwetter!


Zweiter Jäger.


Nimmermehr hätt ich das geglaubt. Bis gegen Morgen
war dort⟨ch⟩ ein Mordlärm!


Erster Jäger.


Besonders in der Wolfschlucht mag nun ganz und gar
der Teufel los gewesen seyn.


Zweiter Jäger.


Dort giebt’s Windbrüche⟨Das⟩ ist ein für allemal seiner Gros -
mutter Lustwäldchen.


Erster Jäger.


Dort giebt’s Windbrüche! Mannsdicke Stämme sind zersplit -
tert, wie Rohrstäbe, und strecken die Wurzeln gen Himmel.


Zweiter Jäger.


Wer weiß, wer dort wieder einmal sein Wesen getrieben hat!


[24v]
Erster Jäger.


Mit deinen Fratzen! Laß uns gehen!



Max, etwas erhitzt, kommt mit Caspar.

Erster Jäger,


zu ihnen im Vorübergehn.


Guten Tag!


Zweiter Jäger


zieht vor Max den Hut.


Glück zu, Herr Expectant!


Max.


Gute Jagd!


Zweiter Jäger,


den ersten noch zurückhaltend und auf Max deutend.


Hör’, seyd höflich gegen den! Das ist ein Mordkerl! Der
hat drei Schüsse gethan – unser einer kann nicht so weit
sehen, geschweigen denn treffen. Die Durchlaucht ist ganz
versessen auf ihn. Das Glücksrädchen dreht sich wunderlich.
Läuft’s so fort, kann der noch Landjägermeister werden.


Erster Jäger.


Meinethalben! Komm! sie gehen.


Max

zu Caspar.


Gut, daß wir allein sind! Hast du noch – so glückliche Ku -
geln? Gieb!


Caspar.


Bist du des Geiers, Camerad? Bedenk’! drei nahm ich, vier
für dich! Kann ein Bruder redlicher theilen?


Max.


Aber ich habe nur noch eine! Der Fürst hatte mich in’s
Auge gefaßt. Drei Schüße habe ich schon gethan zum Erstaunen. [25r]Was hast du denn mit den Kugeln angefangen?


Caspar

nimmt zwei Elstern aus der Jagdtasche und wirft
sie hinter einen Busch
.


Da sieh! ZweiNach den Elstern habe ich damit ge2 davon verschoßen.


Max.


Bist du toll?


Caspar.


’s macht mir Spaß, so einen Galgenvogel herunter zu
langen! Was kümmert mich die ganze fürstliche Jagd?


Max. 


So gieb mir diedeine dritte!


Caspar.


Daß ich kein Narr wär’! Ich noch eine – du noch eine!
Die heb’ dir fein auf zu dem Probeschuß.


Max.


Gieb mir die dritte von den deinigen!


Caspar.


Ich mag nicht –


Max.


Caspar!


Dritter Jäger
tritt ein, zu Max.


Der Fürst verlangt euch, aber augenblicklich! Es ist
ein Streit entstanden, wie weit euer Gewehr trifft.
ab.

Max.


Sogleich! zu Caspar, dringend. Gieb mir die dritte!


Caspar.


Nein! und wenn du mir zu Fuße fielst –


Max.


Schuft! ab.

Caspar.


Immerhin! – Jetzt geschwind die sechste Kugel verschos -
sen
braucht! Die siebente hebt er mir nun schon zum Probe [25v]schuße auf. Das Exempel ist richtig. ⟨Hahaha! Wohl bekomms der
schönen Braut! – Dort läuft ein
Füchslein, dem die
sechste in den Pelz!⟩
legt an und geht so ab. Man hört außerhalb
der Scene den Schuß fallen
.

Zweiter Auftritt.



Agathens Stübchen, alterthümlich, doch niedlich verziert.
An einer Seite ein kleiner Hausaltar, worauf in ei -
nem Blumentopfe ein {Straus weiser Roßen}. Gegen
über ein Spiegel
.
No: 13⟨2⟩. Cavatina.
Agathe,

allein.
bräutlich und blendentweiß, mit grünem Bande geklei -
det, steht vor dem Altar und wendet sich dann vor -
wärts. Mit wehmüthiger Andacht
:


N

Und ob die Wolke {sich} verhülle,

Die Sonne bleibt am Himmelszelt!

Es waltet dort ein heil’ger Wille;

Nicht blindem Zufall dient die Welt!

Das Auge, ewig rein und klar,

Nimmt aller Wesen liebend wahr!

Für mich auch wird der Höchste sorgen,
Dem kindlich Herz und Sinn vertraut!

Und wär’ dieß auch mein letzter Morgen,

Rief mich sein Vaterwort als Braut;

Sein Auge, ewig rein und klar,

Nimmt aller seiner Kindermeiner auch mit Liebe wahr! 


sich gegen den Spiegel wendend
Nicht eitles Prangen soll mich schmücken,
Nicht goldne Ketten und Geschmeid.
Zu ihm will ich in Demuth blicken,
Und wär’ dieß auch – mein Leichenkleid!
[26r]
Sein Auge, ewig rein und klar,
Nimmt meiner auch mit Liebe wahr!

Dritter Auftritt.



Agathe, Annchen, gleichfalls ländlich geschmückt.

Annchen.


Ei, du hast dich dazu gehalten! – Aber du bist ja so weh -
müthig, ich glaube gar du hast geweint? Brautthränen
und Frühregen währen nicht lange, sagt das Sprichwort.
Nun, das weiß der Himmel, Regen genug hat’s gegeben!
Oft dacht’ ich, der Sturm würde das alte Jagdschlößchen
ganz über den Haufen blasen.


Agathe.


Und Max war in diesem schrecklichen Wetter im Walde!
– Zudem habe ich so quälende Träume gehabt –


Annchen.


Träume? Ich habe immer gehört, was einem vor dem
Hochzeittage träumt, muß man sich merken. Solche Träu -
me sollen wie Laubfrösche, das ganze liebe Ehestandswet -
ter verkündigen. Was träumtest du denn?


Agathe.


Es klingt wunderbar. Mich träumte, ich sey in eine weis -
se Taube verwandelt, und fliege von Ast zu Aste. Max
zielte nach mir; ich stürzte, aber nun war die {weise}
Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein
großer schwarzer Raubvogel wälzte sich in seinem Blute.


Annchen

{klatzscht} in die Hände.


Allerliebst! allerliebst!


Agathe.


Wie kannst du dich nur über so etwas freuen?


[26v]
Annchen.


Nun, der schwarze Raubvogel – da hast du ja die ganze
Bescheerung! – Du arbeitetest noch spät an deinem
weißen Braut-Kleide und dachtest gewiß vorm Einschla -
fen an deinen heutigen Staat; da hast du die weiße
Taube! Du erschrakst vor den Adlerfedern auf Maxens
Hute, du schauerst dich überhaupt vor Raubvögeln; da
hast du den schwarzen Vogel! Bin ich nicht eine ge -
schickte Traumdeuterin?


Agathe.


Deine Liebe für mich macht dich dazu, liebes, fröhliches Kind!

Note: Zeichen für Einschub: Romanze und Arie Nr. 13 sowie Anschlusstext fehlen hier
Annchen.

Nun muß ich aber auch geschwind den Kranz holen Note: Zeichen für Streichung. Die
Botenfrau hat ihn eben gebracht, und ich vergeßliches
Ding ließ ihn unten stehen. Horch, da kommen die
Brautjungfern schon!


Vierter Auftritt.



Die Vorigen. Vier Brautjungfern.

No: 14⟨3⟩⟨4⟩ ChorVolkslied.
Annchen,


im Abgehen.


Guten Tag, liebe Mädchen! Da, singt immer die
Braut an! Ich komme gleich wieder.

ab.

ErsteEine Brautjungfer.

Wir winden dir den Jungfernkranz

Mit veilchenblauer Seide.

Wir führen dich zu Spiel und Tanz,

Zu Glück und Liebesfreude!

[27r]
Alle vier.
Schöner, grüner Jungfernkranz!

Veilchenblaue Seide!

Zweite⟨Eine⟩ Brautjungfer.

Lavendel, Mirt’ und Thymian,

Das wächst in meinem Garten;

Wie lang bleibt doch der Freiersmann?

Ich kann es kaum erwarten.

Alle vier
.
Schöner, grüner Jungfernkranz! u.s.w.

Dritte⟨Eine⟩ Brautjungfer.

Sie hat gesponnen sieben Jahr’

Den gold’nen Flachs am Rocken;

Das Hemd⟨Röck⟩lein ist wie Spinnweb’ klar,

Und grün der Kranz der Locken.

Alle vier.


Schöner grüner Jungfernkranz
 u.s.w.
Vierte⟨Eine⟩ Brautjungfer.

Und als der schmucke Freier kam,

War’n sieben Jahr verronnen.

Und weil sie der Herzliebste nahm,

Hat sie den Kranz gewonnen.

Alle vier


.
Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w.

Fünfter Auftritt.



Die Vorigen. Annchen, mit einer zugebun -
denen runden Schachtel eintretend
.

[27v]
Annchen

fällt noch mit ein, indem sie die Schachtel in die
Höhe hält
:

Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w.

Nun, da bin ich wieder! Aber fast wär’ ich auf die
Nase gefallen. Kannst du dir’s denken, Agathe? der
alte Herr Cuno haben schon wieder {gespuckt}.


Agathe,


beklommen.


Was sagst du?


Annchen.


Daß ich über das alte Bild fast die Beine gebrochen
hätte! Es ist in dieser Nacht zum zweiten Male von
der Wand gefallen, und hat ein tüchtiges Stück Kalk
mit herunter gebracht. Der ganze Rahmen ist zer -
trümmert.


Agathe.


Fast könnt’ es mich ängsten! Er war der Urvater
unsers Stammes –


Annchen.


Du zitterst auch vor einer Spinne! In einer so tollen
Nacht, wo alle Pfosten zittern und krachen, ist’s da
zu verwundern? Auch führ’ ich wohl keinen sonderlichen
Hammer, und der alte Nagel war ganz verrostet. Nun
frisch! Noch einmal das Ende des Liedchens! sie schnei -
det den Bindfaden entzwei, kniet tändelnd vor Aga -
then
nieder, und überreicht ihr die Schachtel
.


[28r]
Alle

außer Agathen.

Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w.

Agathe

öffnet und fährt zurück.


Ach! Alle, außer Annchen, die noch kniet, fahren
gleichfalls erblaßend zurück
.

Annchen.


Nun, was ist denn?


Agathe

nimmt den Kranz heraus; es ist ein silberner
Todtenkranz
.

Annchen,


selbst sehr erschrocken.


Ein⟨e⟩ Todtenkranz?krone! Nein, das istaufspringend und ihre Verlegenheit
verbergend
.
Das⟨Himmel, das ist – Nein, das⟩ ist nicht zum Aushalten! Da hat
die alte, halbblinde Botenfrau oder die Verkäuferin
gewiß die Schachteln vertauscht! Die Brautjungfern
sehen einander bedenklich an. Agathe blickt still vor
sich nieder und faltet die Hände
.
Aber was fangen
wir nun an? sie macht die Schachtel zu und verbirgt
sie schnell
.
Weg damit! – Einen Kranz müssen wir
haben!


Agathe.


Vielleicht ist dies ein Wink von oben. Der fromme
Eremit gab mir die weißen Rosen so ernst und bedeu -
tend; windet mir daraus die Brautkrone! Vor dem
Altar und im Sarge mag die Jungfrau {weise} Rosen tragen. 


[28v]
Annchen

nimmt die Rosen schnell aus dem Blumentopfe, schüt -
telt das Waßer ab, verschlingt sie zu einem Kranze
und setzt ihn Agathen auf
.


Sie verschlingen sich von selbst!⟨⟩ Ein herrlicher Einfall!⟨⟩ Ein herrlicher Einfall!Sie verschlingen sich von selbst!
Sie⟨und⟩
stehen dir allerliebst! – Doch nun laßt uns ge -
hen! Unsre Begleiter werden sonst ungeduldig.
– Singt! singt!



Die Brautjungfern und Annchen mit gedämpf -
ter Stimme. ⟨im Abgehen.⟩
Schöner, grüner Jungfernkranz u.s.w.

Sechster Auftritt.



Ganzes Theater. Eine romantisch schöne Gegend. An
einer Seite und in der Hälfte des Hintergrundes
die fürstlichen Jagdgezelte, worin vornehme Gäste
und Hofleute, alle Brüche auf den Hüten, bankettiren.
Auf der andern Seite sind Jäger und ArbeitsTreib -
leute gelagert, welche gleichfalls schmausen, und
Hirsche, Eber und anderes erlegtes Wildbret in
Haufen aufgethürmt. Ottokar, im Hauptgezelt an
der Tafel; am untersten Platz Cuno. Max,
in Cuno’s Nähe, doch außerhalb des Zelts, auf
seine Büchse gestützt. Auf der entgegengesetz -
ten Seite Caspar, hinter einem Baum lauschend.
– Zuletzt Agathe, Annchen, der Eremit, die
Brautjungfern und ein Zug von Landleuten
.

[29r]No: 14⟨15⟩
Chor.
Was glich wohl auf Erden dem Jägervergnügen?

Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?

Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,

Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich,

Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,

Erstarket die Glieder und würzet das Mahl;

Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,

Tönt freier und freud’ger der volle Pokal!

Jo hoho! Drallara!


Anstoßen der Gläser und lautes
Gejubel
.

2.
Diana ist kundig die Nacht zu erhellen

Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt

Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen

Der gierig die grünenden Saaten durchwühlt,

Ist fürstliche Freude pp

Ottokar.Ottokar

Genug nun der Freuden des Mahls, werthe Freun -
de und Jagdgenossen! und nun noch zu etwas Ernstem.
Ich genehmige sehr gern die Wahl, welche ihr, mein
alter, wackerer Cuno getroffen habt; der von euch er -
wählte Eidam gefällt mir.


Cuno.


Ich kann ihm in Allem das beste Zeugniß geben; ge -
wiß wird er sich stets beeifern, Eurer Gnade würdig
zu werden.


Ottokar.


Das hoff’ ich. Sagt ihm, daß er sich bereit halte! Cuno
geht aus dem Zelte, spricht mit Max und geht dann
wieder hinein
.

Caspar,

vor sich.


Wo bleibt nur das Döckchen? – Hilf, Sammiel! klettert [29v]auf den Baum und sieht sich um.

Ottokar.


Wo ist die Braut? Ich habe mich nach ihr erkundigt und so
viel zu ihrem Lobe gehört, daß ich auf ihre Bekanntschaft
recht neugierig bin.


Cuno.


Nach dem Beispiel Eures hohen Vorfahren ward Ihr im -
mer sehr huldreich gegen mich und mein Haus.


Max,


hält die Kugel in der holen Hand und blickt starr
auf sie hin
.


Dich sparte ich auf – Unfehlbare! – Glückskugel!
aber du lastest jetzt centnerschwer in meiner Hand.


Cuno.

Der Zeit nach muß meine Tochter bald hier seyn. Doch
wollt Ihr mir gnädig Gehör schenken, Herr Fürst! so
laßt den Probeschuß vor ihrer Ankunft ablegen.
Der gute Pursch hat seit einiger Zeit, wo freilich die
Entscheidung seines Glücks immer mehr heran nahte,
ganz besondern Unstern gehabt, und ich fürchte, die
Gegenwart der geliebten Braut könnte ihn in Ver -
wirrung setzen.


Ottokar,


lächelnd.


Er scheint mir allerdings für einen Waidmann noch nicht
kaltes Blut genug zu besitzen. So lang’ ich ihn nur aus
der Ferne beobachtete, that er drei Meisterschüße. A -
ber seit dem Augenblicke, da ich ihn rufen ließ, hat er [30r]stets gefehlt. 


Cuno. 


Es steht nicht zu läugnen, und doch war er früher stets
der Geschickteste. – Auch bewährt sich die Wißenschaft des
Jägers wohl am sichersten im Forste –

Ottokar.


Wer weiß, ob wir beyde am Hochzeittage einen recht -
schaffnen Schuß gethan hätten!
⟨Alter! obs uns beiden am
Hochzeittage beßer gegangen
wär?⟩
Indeß – altes Herkom -
men
muß man ehren. Zudem – lächelnd und laut,
daß es Max vernehmen soll
.
– habt ihr ja noch einen
ältern Jägerpurschen, Cuno! dem, wenigstens den
Jahren nach, der Vorzug gebührte.


Cuno.


Dieser – Gnädigster Herr! erlaubt mir – 


Max,

vor sich.


Caspar hat vielleicht noch seine letzte Freikugel. Er
könnte wohl gar – lädt hastig und stößt die Kugel
in den Lauf
.
Noch ein Mal, und nimmer wieder!


Ottokar. 


Nun, es ist blos um das Herkommen zu beobachten und
meine Gunst zu rechtfertigen. tritt aus dem Ge -
zelt; Gäste und Hofleute folgen. Die Jäger erheben
sich, treten auf die andre Seite u.s.w
.
Wohlauf,
junger Schütz! einen Schuß wie heut’ früh deine drei
ersten und du bist geborgen. nachdem er sich umge -
schaut
.
Siehst du dort auf dem Zweige die weiße
Taube? Die Aufgabe ist leicht. Schieß!


[30v]
Max

legt an. In dem Augenblicke, da er losdrücken will,
tritt Agathe mit den Uebrigen zwischen den Bäu -
men heraus, wo die {weise} Taube sitzt, und schreit
:

Schieß nicht! Ich bin die Taube! Die Taube flattert
auf und nach dem Baume, von welchem Caspar eilig
herabklettert. Max folgt mit dem Gewehr, der
Schuß fällt. Die Taube fliegt fort. Sowohl Agathe
als Caspar schreien und sinken. Hinter der Erstern
tritt der Eremit (ein neunzigjähriger Greis, doch
mit feurigem Blick und dem ganzen Aeußern ei -
nes Propheten⟨⟩ und⟨⟩ Patriarchen⟨⟩) PatriarchenundPropheten ein wenig
hervor,
faßt sie auf, und verliert sich dann wieder unter
dem Volke. Dieß alles ist das Werk eines Augenblicks.

No. 15⟨6⟩. Finale.
Einige.

Schaut! o schaut!

Er traf die eigne Braut!

Andere.

Der Jäger stürzte vom Baum!

Noch andere.

Wir wagen’s kaum,

Nur hinzuschau’n!

O furchtbar Schicksal! o Graun!

Chor.

Unsre Herzen beben[,] zagen!

Wär’ die Schreckensthat gescheh’n?

Kaum will es das Auge wagen,

Wer das Opfer sey, zu sehn!

[31r]
Ottokar und seine nähern Umgebungen sind zu Aga -
then
geeilt; geringere Jäger zu Caspar. Agathe
wird von Annchen, den Brautjungfern und eini -
gen Landleuten im Vorgrunde auf eine Rasen -
erhöhung gelegt. Alle sind um sie beschäfftigt.
Max liegt vor ihr auf den Knieen
.
Agathe,


aus schwehrer Ohnmacht erwachend.

Wo bin ich?

War’s Traum nur, daß ich sank?

Annchen.

O faße dich!

Max und Cuno.
Sie lebt!

Mehrere.

Den Heil’gen Preis und Dank! –

Sie hat die Augen offen –

Einige,

die Caspar umstehen.

Hier, dieser ist getroffen,

Der roth von Blute liegt –

Caspar,


sich krampfhaft krümmend.

Ich sah den Clausner bei ihr stehn;

Der Himmel siegt!

Es ist um mich gescheh’n!

Agathe,


sich nach und nach erholend, und aufstehend.

Ich lebe noch; der Schreck nur warf mich nieder.

[31v]
Ich athme noch die liebliche Luft –

Cuno.

Sie athmet frei!

Max.

Sie lächelt wieder!

Agathe.

O Max!

Max.

Die süße Stimme ruft!

Caspar

erblickt Sammiel, der von den Uebrigen ungesehn,
hinter ihm steht
.

Du, Sammiel! schon hier?

So hieltst du dein Versprechen mir?

Nimm deinen Raub! ich trotze dem Verderben!


er erhebt die geballte Faust drohend gen Himmel.

Dem Himmel Fluch! – Fluch dir!


stürzt unter heftigen Zuckungen zusammen.
Sammiel ist verschwunden
.

Einige,


von Grausen ergriffen.

Ha! das war sein Gebet im Sterben? 

Cuno.

Er war von je ein Bösewicht!

Ihn traf des Himmels Strafgericht!

Andere.

Er hat dem Himmel selbst geflucht!

Noch Andere.

Vernahmt ihr’s nicht? Er rief den Bösen –

[32r]
Ottokar.

Fort! stürzt das Scheusal in die Wolfschlucht!


einige Jäger tragen den Leich -
nam fort. Zu Max
.

Nur du kannst dieses Räthsel lösen!

Wohl schwehre Unthat ist gescheh’n!

Weh’ dir, wirst du nicht alles treu gesteh’n!

Max.

Herr! unwerth bin ich Eurer Gnade;

Des Todten Trug verlockte mich,

Daß – aus Verzweiflung! – ich vom Pfade

Der Frömmigkeit und Tugend wich;

Vier Kugeln, die ich heut’ verschoß –

Freikugeln sinds, die ich mit jenem goß. 

Ottokar,

zornig.

So eile, mein Gebiet zu meiden

Und kehre nimmer in dieß Land!

Vom Himmel muß die Hölle scheiden –

Nie, nie empfängst du diese reine Hand. 

Max.

Ich darf nicht wagen,

Mich zu beklagen;

Denn schwach war ich, obwohl kein Bösewicht.

Cuno.

Er war sonst stets getreu der Pflicht –

Agathe.

Reißt ihn nicht aus meinen Armen –

Jäger.

Er ist so brav, voll Kraft und Muth –

[32v]
Landleute.

O! er war immer treu und gut!

Annchen.

Gnäd’ger Herr! O habt Erbarmen!

Ottokar.

Nein! Agathe ist für ihn zu rein. zu Max.

Hinweg, hinweg aus meinem Blick!

Dein harrt der Kerker, kehrst du je zurück!

Eremit

tritt auf. Alle weichen ehrerbietig vor ihm zurück
und begrüßen ihn demuthsvoll. Selbst der Fürst
entblößt sein Haupt
.

Wer legt auf ihn so strengen Bann?

Ein Fehltritt, ist er solcher Büßung werth?

Ottokar.

Bist du es, heil’ger Mann!

Den weit und breit die Gegend ehrt?

Sey’ mir gegrüßt, Gesegneter des Herrn!

Dir bin auch ich gehorsam gern;

Sprich du sein Urtheil; deinen Willen

Will freudig ich erfüllen.

Eremit.

Leicht kann des Frommen Herz auch wanken

Und überschreiten Recht und Pflicht,

Wenn Lieb’ und Furcht der Tugend Schranken,

Verzweiflung alle Dämme bricht!

Ists recht, auf einer Kugel Lauf

Zwei edler Herzen Glück zu setzen,

[33r]
Und unterliegen sie den Netzen,

Womit sie Leidenschaft umflicht,

Wer höb den ersten Stein wohl auf?

Wer griff in seinen Busen nicht?

Drum⟨So⟩ finde nie der Probeschuß mehr statt!

Ihm, Herr! mit einem finstern Blick auf Max.

der schwehr gesündigt hat,

Doch sonst stets rein und bieder war,

Vergönnt dafür ein Probejahr,

Und bleibt er dann, wie ich ihn stets erfand,

Dann werde sein Agathe’s Hand!

Ottokar.

Dein Wort genüget mir!

Ein Höh’rer spricht aus dir!

Alle.

Heil unserm Fürst! Er widerstehetstrebet nicht

Dem, was der fromme Clausner spricht!

Ottokar.

Bewährst du dich, wie dich der Greis erfand,

Dann knüpf’ ich selber euer ⟨Ehe⟩band.

Max.

Die Zukunft soll mein Herz bewähren!

Stets heilig sey’ mir Recht und Pflicht!

Agathe
zu Ottokar.

O lest den Dank in diesen Zähren;

Das schwache Wort genügt ihm nicht!

Eremit
zu Ottokar.

Der über Sternen ist voll Gnade;

[33v]
Drum ehrt es Fürsten, zu verzeih’n!

Cuno,
zu Max und Agathen.

Weicht nimmer von der Tugend Pfade,

Um eures Glückes werth zu seyn!

Annchen
zu Max und Agathe⟨n⟩.

O dann, geliebte Freundin, schmücke

Ich dich aufs neu’ zum Traualtar! 

Eremit.

Doch jetzt erhebt noch eure Blicke

Zu dem, der Schutz der Unschuld war!


er kniet nieder und erhebt die
Hände. Agathe, Cuno, Max, Annchen
und Mehrere des Volks folgen seinem
Beispiel
.

Chor.

Ja! laßt uns zum Himmel die Blicke erheben

Und fest auf die Lenkung des Ewigen tr⟨b⟩au’n!

Der rein ist von Herzen, und schuldlos von Leben;

Darf kindlich der Milde des Vaters vertrau’n!


Ende.

[34r][34v]

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