Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich

(Römer 8)

1.
Ist Gott für mich, so trete
Gleich alles wider mich,
So oft ich ruf und bete,
Weicht alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir tun der Feinde
Und Widersacher Rott?
2.
Nun weiß und glaub ich feste,
Ich rühms auch ohne Scheu,
Daß Gott, der Höchst und Beste,
Mir gänzlich günstig sei,
[239]
Und daß in allen Fällen
Er mir zur Rechten steh
Und dämpfe Sturm und Wellen
Und was mir bringet Weh.
3.
Der Grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein Blut,
Das machet, daß ich finde
Das ewge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
Ist nichts auf dieser Erd,
Was Christus mir gegeben,
Das ist der Liebe wert.
4.
Mein Jesus ist mein Ehre,
Mein Glanz und schönes Licht,
Wenn der nicht in mir wäre,
So dürft und könnt ich nicht
Vor Gottes Augen stehen
Und vor dem Sternensitz,
Ich müßte stracks vergehen
Wie Wachs in Feuers Hitz.
5.
Der, der hat ausgelöschet
Was mit sich führt den Tod,
Der ists, der mich rein wäschet,
Macht schneeweiß, was ist rot.
In ihm kann ich mich freuen,
Hab einen Heldenmut,
Darf kein Gerichte scheuen,
Wie sonst ein Sünder tut.
6.
Nichts, nichts kann mich verdammen,
Nichts nimmet mir mein Herz,
Die Höll und ihre Flammen,
[240]
Die sind mir nur ein Scherz.
Kein Urteil mich erschrecket,
Kein Unheil mich betrübt,
Weil mich mit Flügeln decket
Mein Heiland, der mich liebt.
7.
Sein Geist wohnt mir im Herzen,
Regiert mir meinen Sinn,
Vertreibet Sorg und Schmerzen,
Nimmt allen Kummer hin,
Gibt Segen und Gedeihen
Dem, was er in mir schafft,
Hilft mir das Abba schreien
Aus aller meiner Kraft.
8.
Und wenn an meinem Orte
Sich Furcht und Schrecken findt,
So seufzt und spricht er Worte,
Die unaussprechlich sind
Mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohlbewußt,
Der an des Herzens Grunde
Ersiehet seine Lust.
9.
Sein Geist spricht meinem Geiste
Manch süßes Trostwort zu:
Wie Gott dem Hilfe leiste,
Der bei ihm suchet Ruh,
Und wie er hab erbauet
Ein neue edle Stadt,
Da Aug und Herze schauet
Was es geglaubet hat.
10.
Da ist mein Teil und Erbe
Mir prächtig zugericht't;
[241]
Wenn ich gleich fall und sterbe,
Fällt doch mein Himmel nicht.
Muß ich auch gleich hier feuchten
Mit Tränen meine Zeit,
Mein Jesus und sein Leuchten
Durchsüßet alles Leid.
11.
Wer sich mit dem verbindet,
Den Satan fleucht und haßt,
Der wird verfolgt und findet
Ein hohe schwere Last
Zu leiden und zu tragen,
Gerät in Hohn und Spott;
Das Kreuz und alle Plagen,
Die sind sein täglich Brot.
12.
Das ist mir nicht verborgen,
Doch bin ich unverzagt,
Gott will ihn lassen sorgen,
Dem ich mich zugesagt.
Es kostet Leib und Leben
Und alles, was ich hab:
An dir will ich fest kleben
Und nimmer lassen ab.
13.
Die Welt, die mag zerbrechen,
Du stehst mir ewiglich,
Kein Brennen, Hauen, Stechen
Soll trennen mich und dich.
Kein Hunger und kein Dürsten,
Kein Armut, keine Pein,
Kein Zorn der großen Fürsten
Soll mir ein Hindrung sein.
14.
Kein Engel, keine Freuden,
Kein Thron, kein Herrlichkeit,
[242]
Kein Lieben und kein Leiden,
Kein Angst und Fährlichkeit,
Was man nur kann erdenken,
Es sei klein oder groß,
Der keines soll mich lenken
Aus deinem Arm und Schoß.
15.
Mein Herze geht in Springen
Und kann nicht traurig sein,
Ist voller Freud und Singen,
Sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ,
Das, was mich singen machet,
Ist, was im Himmel ist.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gerhardt, Paul. Gedichte. Gedichte. Ist Gott für mich, so trete. Ist Gott für mich, so trete. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-AA08-1