1800 (?).


Mit Friedrich Schiller

Hier wollen wir im nächsten Monat Goethe's »Iphigenia« auf's Theater bringen. Bei diesem Anlaß habe ich sie auf's neue mit Aufmerksamkeit gelesen, weil Goethe die Nothwendigkeit fühlt, einiges darin zu verändern. Ich habe mich sehr gewundert, daß sie auf mich den günstigen Eindruck nicht mehr gemacht hat, wie sonst, ob es gleich [33] immer ein seelenvolles Product bleibt. Sie ist aber so erstaunlich modern und ungriechisch, daß man nicht begreift, wie es möglich war, sie jemals einem griechischen Stück zu vergleichen. Sie ist ganz nur sittlich, aber die sinnliche Kraft, das Leben, die Bewegung und alles, was ein Werk zu einem ächten dramatischen specificirt, geht ihr sehr ab. Goethe hat selbst mir schon längst zweideutig davon gesprochen, aber ich hielt es nur für eine Grille, wo nicht gar für Ziererei, bei näherem Ansehen aber hat es sich mir auch so bewährt. Indessen ist dieses Product in dem Zeitmoment, wo es entstand, ein wahres Meteor gewesen, und das Zeitalter selbst, die Majorität der Stimmen, kann es auch jetzt noch nicht übersehen; auch wird es durch die allgemeinen hohen poetischen Eigenschaften, die ihm ohne Rücksicht auf seine dramatische Form zukommen, bloß als ein poetisches Geisteswerk betrachtet in allen Zeiten unschätzbar bleiben.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1800. 1800 (?). Mit Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A85A-C