1825, 3. September. 1


Mit Joseph Sebastian Grüner

[Es] führte Goethe mich in seine Mineraliensammlung mit den Worten: »Nun können Sie von meinen Doubletten einige Ihrer Lücken ergänzen,« wozu er einen Tisch für mich herrichten ließ. Nun war ich in meinem Elemente, vergaß alle Feierlichkeiten, kümmerte mich nicht um die auf allen Straßen von Tribünen ertönende Musik. Goethe freute sich über meinen Eifer.

[Nach einiger Zeit trat Goethe wieder in das Zimmer.]

»Lassen Sie sich nicht stören!« sagte er. »Es freut mich, daß Sie Einiges gefunden haben, packen Sie es nur sorgfältig ein, wozu ich den Stadelmann schicken werde.« Einige Momente später sagte Goethe: »Der Großherzog weiß, daß Sie hier sind, es ist nothwendig, daß Sie bei der großen Audienz erscheinen und vorgestellt werden.«

[223] Er befahl, sogleich seinen Gallawagen anzuspannen, in welchem ich nach Hofe fahren sollte. Ich mußte seinen Degen, seinen Chapeaubas, seine Schuhschnallen benutzen. Als die Kammerjungfer mir die großherzogliche goldne Medaille an meinen schwarzen Frack befestigen sollte, bezeichnete er ihr die Stelle, wo sie angebracht werden müsse. Er bemerkte: »Auf das rothe Band können Sie sich etwas zu Gute thun, denn ich habe es von Napoleon erhalten. Nun, so, so ist's recht,« sagte er, als ich völlig ausstaffirt war, »jetzt fahren Sie in Gottes Namen!«


Note:

1 Seidel, C., Beiträge zur allgemeinen Theorie und Geschichte der schönen Künste. Magdeb. 1825.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1825. 1825, 3. September. 1 Mit Joseph Sebastian Grüner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A72E-5