a.

Ich schreibe Dir [Herder] heute schon wieder, die Affaire des Geldes kränkt mich aber je länger je mehr. Je länger ich darüber nachdenke, je unedler und niedriger finde ich's, daß Dich Dalberg bezahlen läßt. Er hat Dir die Reise angetragen; er wußte so gut, als wir, daß Du nicht in der Verfassung bist, eine Reise nach Italien zu unternehmen, noch weniger mit ihm al Barone zu bezahlen. Unsre Gutheit spielt uns eben immer üble Streiche, und in der ersten Aufwallung und Theilnehmung an Deinem Verdruß dachte ich, ich [101] könnte und müßte Dir Geld schaffen, wenn auch gleich zu unserm Nachtheil. Die Sache wird mir aber je länger, je wichtiger, ich habe daher gegen Dein Verbot gehandelt und in Zeiten, ehe wir etwas durch gutherzige Übereilung verderben, Goethe um Rath gefragt. Wie ihn das ganze Betragen indignirt hat, kann ich Dir nicht sagen. An dem allen ist freilich niemand, als die Seckendorf schuld; Dalberg selbst ist aber äußerst schwach, daß er Dein Anerbieten des Mitbezah lens angenommen hat. Jetzt müssen wir darauf denken, daß wir in kein größeres Labyrinth kommen ohne unsere Schuld. Das Resultat unserer Berathschlagung hierüber ist dieses. Das Geld, was ich Dir diesen Winter bis Ostern ersparen kann, müssen wir als einen Hinterhalt zu Deiner Rückreise aufheben. Du selbst mußt nun mit Dalberg mündlich und allein, nur um Gotteswillen nicht schriftlich, durch einen Brief etwa, sprechen, ihm ungefähr dies sagen: »Du hättest die Reise auf sein Anerbieten mit ihm unternommen; er wüßte sowohl wie Du, daß Du nicht mit Frau und sechs Kindern in dem Verhältniß wärest, eine solche Reise auf Deine Kosten zu thun. Du sowohl, als alle Deine Freunde hier sind in der Meinung gewesen, daß Du auf seine Kosten mitreistest. Er selbst war es gewiß nicht anderes Sinnes, da er in Augsburg alles zu bezahlen übernommen hat. Da nun die Reise durch den Beitritt der Frau von Seckendorf so hoch gekommen, so hättest [102] Du freilich aus übergroßer Gutmüthigkeit Deinen Theil davon mit bezahlt, Du müßtest ihm aber sagen, daß Du Dich nicht darauf eingerichtet hättest, auch nicht in der Verfassung seiest, Dir von Hause Geld kommen zu lassen. Indessen, wenn es seine Meinung sei, daß Du bezahlen sollst, so müßte er Dir aus seiner Casse so viel leihen, als Du brauchst, und Du würdest ihm solches nach Deiner Heimkunft nach und nach abtragen.« Hier bitte ich Dich nun, lieber Engel! auf den Knieen, gegen undelicates Betragen nicht delicat zu handeln, sondern diesen Vorschuß als Gerechtigkeit von ihm zu verlangen, und Du wirst es auch erhalten. Goethe behauptet, Dalberg müsse einen unbedingten Creditbrief mithaben, anders hätte er die Reise nicht unternehmen können. »Sie sind eben wie Kinder,« sagte er, »die einen Spinnrocken anzünden und, wenn er dann brennt, darüber erschrecken. Ja, ich weiß es am besten, was es für Geld kostet, und obendrein ein Weib mitzuführen, ist lächerlich, kostspielig, und macht weder Spaß noch Nutzen« ..... Findest Du für nothwendig, von Dalberg zu ziehen, mehrerer Ersparniß wegen, so ist das Zimmer, das für den Kayser bestimmt war und worinnen Goethe logirt hat, noch ledig. Da könntest Du, wenn Du auch mit ihnen zu Tisch gehest, was Merkliches ersparen, und mit Bury kannst Du das alles abmachen. Goethens Freunde werden Dir dort mit Rath und That an die Hand gehen, wenn Du Zutrauen zu ihnen hast, sagt Goethe. – Die Rückreise[103] hat Goethe 500 Rthlr. gekostet; Dich wird sie nicht um einen Pfennig weniger kosten. Die 100 Rthlr., die darüber sind, gehen für einige Liebhabereien zu kaufen drauf.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1788. 1788, 22. September.: Mit Caroline Herder. a.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A641-3