1814.


Mit Therese Hankel

Meine [Lothar Hetschel's] sel. Mutter, Therese geb. Hankel aus Buttstädt bei Weimar, befand sich als 16jähriges Mädchen als Kammerjungfer in den Diensten der Frau v. Stein und hatte die Obliegenheit, den Briefwechsel Letzterer mit Herrn von Goethe persönlich zu vermitteln und bei den intimen Theeabenden, welche bei Frau v. Stein stattfanden, zu serviren. An solchen Abenden, wo Großherzog Karl August und alle damaligen hervorragenden Männer Weimars zugegen waren, las Goethe oft seine Manuscripte vor. Als er einst – es war [337] im Jahre 1814 – Fragmente aus Wilhelm Meisters Wanderjahren vorlas und den Namen »Lothar« aussprach, lächelte meine Mutter. Goethe bemerkte dieses, winkte Therese zu sich heran und frug sie, worüber sie gelacht habe. ›Über den sonderbaren Namen, Herr von Goethe,‹ antwortete meine Mutter. Er winkte sie zu sich heran, nahm ihre Hand und sagte ihr: »versprechen Sie mir vor dieser illustren Gesellschaft, daß, wenn Sie einmal heirathen und« – ›o ich werde nie heirathen,‹ unterbrach meine Mutter – »Sie werden,« sagte hierauf Goethe, »Ihrem Schicksal schon verfallen! und wenn Sie dann der Himmel mit einem Knaben segnet, daß dieser Knabe ›Lothar‹ heißen soll. Merken Sie es sich, daß dieses ein schöner deutscher Name ist!«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1814. 1814. Mit Therese Hankel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A485-C