1819, 16. Juni.


Mit Friedrich von Müller u.a.

Ich eilte ... zu Goethe, wo unter andern auch Frau v. Stein und v. Schiller waren. Anfangs schien Goethe taciturn und marode. Aber bald gelang es mir Leben zu erwecken. Ich erzählte von Voigts Vorlesung über Ludwig von Thüringen. Bei Erwähnung einiger Späße über unser Münzcabinet, über des Liqueurfabrikanten Henschel Wunsch, nach seinem Tode bei seiner eigenen Auction zu sein, der Baulust Huschke's und der Gräfin Henkel machte Goethe die Bemerkung, es gäbe gemauerte 1 Thorheiten, flüssige Thorheiten und unscheinbare Thorheiten; erstere fielen am meisten ins Auge.

Die Okeniade gab reichen Stoff. Wir scherzten über das, was die Studiosen am 18. Juni vornehmen könnten. Als Alle hinweg waren, scherzte Goethe noch lange darüber; das Schlimmste sei, wenn man sich zu Extremen zwingen lasse. Man müsse das Extrem [15] auch extrem behandeln, frei, grandios, imposant. Man hätte Oken das Gehalt lassen, aber ihn exiliren sollen.


Note:

1 Jedenfalls bezieht sich das auf die Baulust einiger weimarischen Persönlichkeiten und die nicht vortheilhaft sich auszeichnenden weimarischen Gebäude.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1819. 1819, 16. Juni. Mit Friedrich von Müller u.a.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A27A-7