1823, Juli oder August.


Über österreichische Finanzen

Da der Onkel [Friedrich Jakob Lewald] ein Talent für Nachahmung besaß, wußte er sehr ergötzlich darzustellen, wie ein einfältiger österreichischer Graf sich eines Tages abgemüht, Goethe zu beweisen, daß es sehr leicht sei, sich in der Rechnung mit Münz-und Scheingeld zurechtzufinden. »Zwei Kreuzer sind fünf Kreuzer, und vier Kreuzer sind zehn Kreuzer, und zwei Gulden sind fünf Gulden« hatte der Graf immerfort erklärt, und Goethe hatte das mit unerschütterlicher Gelassenheit angehört. Endlich aber hatte er mit seiner olympischen Ruhe gesagt: »Daß das Publicum sich damit in's Gleiche zu setzen versteht, das glaube ich gern, wie aber die Regierung sich einmal aus dem Dilemma zwischen Schein und Sein herauswickeln und mit ihrer Finanzwirthschaft in Ordnung kommen wird, das möchte schwerer zu bestimmen sein.« Der Graf hatte ihn [370] indeß versichert, daß »das All's 'ne Kleinigkeit« sei und sich in bester Ordnung befinde, und Goethe ihn mit der Bemerkung entlassen: »Es soll mich sehr erfreuen, mein Herr Graf! in diesem Punkte mich geirrt zu haben.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1823. 1823, Juli oder August. Über österreichische Finanzen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A0F6-E