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An Christiane von Goethe

Carlsbad den 12. Juny 1810.

Deinen lieben Brief, eingeschlossen in den des Herrn Genast vom 7. Juny, empfange ich eben, als ich im Begriff war, den gegenwärtigen zu schreiben. Prinz Bernhard, der auf einige Tage hier war, um der Kaiserinn aufzuwarten, geht unmittelbar nach Weimar und nimmt diesen Brief mit, begleitet von einem Korbe mit Trüffeln und getrockneten Schwämmen und einem Paketchen für August. Hätte ich gewußt, daß so eine schöne Gelegenheit kommen könnte; so hätte ich den Shawl noch zurückbehalten, er ist aber den 7. Juny schon abgegangen mit der fahrenden Post, und kommt vielleicht zugleich mit diesem in deine Hände.

Es ist sehr freundlich, daß ihr so umständlich schreibt. Setze es ja alle 8 Tage fort; ich will auch nicht verfehlen, es zu thun. Ich wünsche, daß deine neue Pflanzung gut gedeihen möge und bedaure, daß deine neue Pflanzung gut gedeihen möge und bedaure, daß dein Garten soviel gelitten hat. Uns begünstigt das Wetter hier auch nicht; doch giebt es einzelne schöne Momente und ich lasse mir alles gefallen, weil ich so gerne hier bin, und mich recht wohl befinde.

Die Kaiserinn und die Sächsischen Herrschaften fahren fort, die hiesige Gesellschaft zu beleben und aufzumuntern. Sie sehen Niemanden bey sich, aber[325] auf Spaziergängen sowohl als in den Sälen nähert man sich ihnen, und sie unterhalten sich sehr freundlich mit Jedermann. Es ist ausdrücklich verlangt worden, daß Niemand sich in Kleidung und sonst geniren solle. Die Hofleute selbst gehen beständig in Stiefeln, um gutes Beyspiel zu geben. In dem Saal wo die Kaiserinn sich befindet, stehen mehrere Spieltische für die Herren, und die jungen Frauenzimmer sind aufgemuntert worden, in dem äußern Saale kleine Spiele zu spielen.

Da ich gleich von Anfang mich zur Gesellschaft gehalten habe, so habe ich schon viel Bekanntschaft gemacht, und esse auch manchmal auswärts, welches mir ganz leidlich bekommt, doch nicht so gut als wenn ich zu Hause ein frugales Mahl einnehme. Jeder gute Augenblick wird zum Spazierengehn benutzt. Gezeichnet habe ich auch schon manches und die übrigen Arbeiten gedeihen auch nach und nach.

Wenn dieser Brief zu euch kommt, so erhalte ich vielleicht zugleich Nachricht, daß die gegenwärtige Sendung und der Shawl glücklich angelangt sind. Da die zinnernen Löffel Beyfall erhalten haben, so schaffe ich vielleicht noch etwas von Zinn an: denn sie ma chen es gar zu hübsch.

Sonst giebt es noch Manches hier, welches man anzuschaffen versucht wäre; doch muß man sich zurückhalten, weil es ohnehin durchaus theurer ist als vor Zeiten.

[326] Dießmal will ich nichts weiter hinzufügen, als den Wunsch, daß euch dieses Blatt möge im Gartenhaus heiter und lustig antreffen. Versäumet ja nicht mir zu schreiben, da denn doch die Briefe endlich, obgleich nicht sobald als billig wäre, ankommen.

Zu der Lauchstädter Reise werdet ihr euch nun wohl vorbereiten. Vorher wünsche ich vergnügliches Vogelschießen und fröhliche Hochzeitfeste.

G.


Grüße Herrn Genast schönstens und ersuche ihn, daß er mir von Zeit zu Zeit schreibe. Über unsre theatralischen und musicalischen Angelegenheiten bin ich völlig ruhig und überzeugt, daß alles diesen Sommer so gehen wird, um nächste Michael wieder in das alte Weimarische Gleis zu kommen.

Beyliegendes gieb Augusten und sage ihm, ein Kästchen, wie er es wünscht, werde nachkommen: in diesem Augenblick sey es nicht zu haben gewesen.

Ich lege auch noch ein paar Hundert Nadeln bey, welche sie hier Stopfnadeln nennen, und noch einmal so theuer verkaufen als die andern. Schreibt mir, wie es damit ist, und wiefern ihr sie brauchen könnt; es giebt noch eine größere und mehrere kleinere Sorten, alle von gleichem Preis.

Sage Augusten, er solle ja dem Prinzen Bernhard gleich aufwarten: denn es war sein erstes, daß er nach ihm fragte. Nun weiß ich weiter nichts zu [327] sagen, als daß ich recht wohl zu leben und bald von euch zu hören wünsche.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EAB-3