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An Christiane Vulpius

Ich muß dir wieder sagen, mein Liebes Kind, wo ich bin und wie mirs geht. Von Coblenz eilte ich nach Düsseldorf meinen alten Freund Jakobi zu besuchen, in dessen Umgange ich mich so wohl befinde als ich mich vor einem Monat übel befand. Er ist sehr schön eingerichtet und ist, mit den Seinigen, sehr gut gegen mich.

Wegen meiner Rückreise bin ich in Verlegenheit. Sehnlichst verlange ich dich wieder zu sehen und bin noch immer wie von dir abgeschnitten. Franckfurt ist noch in den Händen der Franzosen, der Weg durch Hessen ist noch nicht sicher. Wenn es in acht Tagen nicht anders wird gehe ich durch Westphalen. Die übeln Wege sollen mich nicht abhalten wenn ich nur endlich einmal wieder bey dir seyn kann.

Ich hoffe daß du wohl bist, denn leider hab ich lange nichts von dir gehört, ich dencke immer an dich[39] und an den Kleinen und stelle mir vor wie du dich immer artiger einrichtest, wie das Haus fertiger wird und wie hübsch es seyn wird wenn ich zu dir komme.

Sey vergnügt, mein liebes Kind, genieße der Ruhe, indeß soviele tausend Menschen von Hauß und Hof und allen ihren Gütern vertrieben in der Welt herumirren und nicht wissen wohin. Küsse den Kleinen und liebe mich. Mein einziger Wunsch ist dich bald wieder zu besitzen. Antworte mir nicht, denn eh dein Brief ankommen könnte bin ich schon hier weg. Eh ich abreise schreibe ich dir und melde dir wenn ich bey dir seyn kann.

Düsseldorf d. 14. Nov. 1792.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E30-8