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An den Herzog Carl August

[Concept.]

[Jena, Anfang März.]

Der Besuch der Musen, die sich zwar wieder zur rechten Zeit eingefunden haben, hat sich dießmal auf eine unfreundliche Weise, durch einen sehr heftigen Cathar, angekündigt, doch scheinen sie den asthenischen Zustand, in welchen ich durch dieses Übel versetzt bin, nicht zu verschmähen, vielmehr sich nur desto freundlicher zu betragen. Wenn der Faden nicht abreißt, hoffe ich mit meiner Arbeit bald fertig zu seyn, zu der ich besondere Lust habe, weil sie wirklich als etwas ganzes erscheinen kann.

[53] Sonst habe ich in den ersten Tagen allerley Briefe und alte Schulden abgethan und mich dadurch in einen freyern Geisteszustand versetzt. Unter den Personen die ich gesehen habe war auch der ConducteurPistorius, der mir ganz wohl gefallen hat, und sehr fleißig zu seyn scheint. Freylich kann man noch nicht sagen was er mit dem Vorrath machen wird, den er gegenwärtig aufhäuft, das muß man von jedem Studirenden erwarten, ich kann auch nicht an ihm tadeln daß er so vielerley Collegia genommen hat, denn freylich hängt alles zusammen und eins fordert das andere. Der junge Steinert macht seine Sachen auch ganz gut und bereitet sich zu seiner Lehrstelle vor. Er hat angefangen nach meiner Angabe einige Vorschriften auszuarbeiten.

Der Bergrath von Humboldt ist hier Ein wahrhaftes Cornu Copiae der Naturwissenschaften. Sein Umgang ist äußerst interessant und lehrreich. Man könnte in 8 Tagen nicht aus Büchern herauslesen was er einem in einer Stunde vorträgt.

Schiller wird wahrscheinlich den Schmidtischen Garten an der Leutra kaufen, ich wünsche ihm eine Existenz an und in der freyen Luft, wenn nur bey seiner bisherigen Entwöhnung die Veränderung nicht gar zu lebhaft ist.

Vielleicht finden Sie auf beyliegendem Blättchen etwas in Ihre Sammlungen, einiges schien mir dahin zu gehören.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D14-0