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An Johann Adam Schmidt

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. gönnen, wie ich von Herrn Hofrath Eichstädt vernehme, Ihre männlich ernste Theilnahme [387] der jenaischen allgem. Litt. Zeitung. Dieses fordert, in so fern ich Ursache habe an dieser Anstalt vorzüglich Theil zu nehmen, auch von meiner Seite den lebhaftesten Dank.

Kann ein solches Zeitblatt, das, mit unter, aus sehr heterogenen Elementen besteht, nicht immer eine gleiche Ansicht gewähren; so ist es doch, im Einzelnen, wie im Ganzen, das erfreulichste, wenn die Tüchtigen des Zeitalters nicht verschmähen durch dieses Organ sich hören zu lassen.

In mehrern Gesprächen mit Herrn Hofrath Himly, bey Lesung der ophtalmologischen Bibliothek und bey mehrern andern Gelegenheiten, habe ich mich von dem Werth Ihrer Bemühungen durchdrungen gefühlt und den lebhaften Wunsch nicht unterdrücken können über manches durch Sie belehrt zu werden.

Seit mehrern Jahren bearbeite ich die Farbenlehre, erst zu ästhetischen Zwecken, dann in physischer und chemischer Rücksicht, und wie hätte ich bey diesen redlichen Bemühungen das physiologische versäumen können.

Diesen letzten Theil, nunmehr den ersten meiner Abhandlungen, hätte ich vor allen Dingen dergestalt auszuarbeiten gewünscht, um Ihnen denselben vorlegen und Ihre entscheidenden Winke nutzen zu können.

Aber das Leben geht meisthin ohne daß man ordnen und beleben kann was man gesammelt hat und, wie das Ganze der empirischen Erscheinung, so [388] liefert auch der Einzelne mehr ein Wollen als ein Vollbringen.

Ihren gefälligen Antheil an unserer Litteraturzeitung sehe ich deshalb auch für mich als höchst günstig an, weil ich dadurch in den Fall komme noch mehr auf die Maximen zu merken, welche, in Ihnen, bey That und Urtheil, herrschend sind. Ohne daß ich Ihre Gesinnungen über meine Arbeiten vernehmen kann, betrachte ich alsdann meine Arbeiten in Ihrem Sinne, und sehe getrost der Zeit entgegen wo ich sie Ihnen dereinst senden oder lieber bringen möchte, welche letzte Hoffnung ich mir nie ganz nehmen kann, um so weniger als ich bisher die große Kaiserstadt zu sehen unverantwortlich versäumte.

Jena den 23. Dec. 1803.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Johann Adam Schmidt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C21-9