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An Karl Theodor von Dalberg

Es geht, wie man vernimmt, eine Anzahl in Jena Studirender, die mit den Anstalten, welche man dort zur Sicherung der öffentlichen Ruhe zutreffen für nöthig gefunden, unzufrieden sind, mit dem Gedanken um: sich für den Augenblick von der Akademie zu entfernen, und nach Erfurt und anderen Orten zu ziehen, um von dorther gleichsam als von einem monte sacro mit den patribus zu kapituliren und sich beliebige Kapitulationen zu machen.

Man ist keineswegs gesonnen, diejenigen aufzuhalten, welche sich den Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt, nicht fügen wollen und wird sie in Frieden ziehen lassen, um so mehr, [321] da die Akademie nur durch diese Krise gewinnen kann, indem sie rohe und unruhige Subjekte los wird, und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen.

Ich werde durch die Herrn Geheimenräthe veranlaßt, Ew. Erzbischöfliche Gnaden hievon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst um so mehr für Pflicht als ich vermuthen kann, daß es denenselben angenehm sein dürfte, die Auskunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren, wenn sich das Gerücht davon nicht schon verbreitet haben sollte.

Es scheint, daß wir in unsern Gegenden wenigstens das Bild jener größern Übel nicht entbehren sollen, es ist nur gut, daß es diesmal nur eine Kinderkrankheit, von der hoffentlich die größere Anzahl der Patienten genesen wird.

In wenigen tagen habe ich das Glück, Ew. Erzbischöflichen Gnaden persönlich aufzuwarten und mir Ihre Befehle nach den Rhein- und Main-Gegenden zu erbitten.

Weimar, den 19. Juli 1792.

Goethe. [322]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An Karl Theodor von Dalberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9686-A