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An Charlotte von Stein

Creutzburg d. 5ten Aprill.

Deinen Brief l. Lotte hat mir der Herzog mitgebracht, ich hoffte drauf, denn nun hör ich schweerlich vor Meinungen etwas von dir.

Ich führe dich immer in dem feinsten Herzen mit herum und habe mir etwas ausgedacht das dir einen vergnügten Augenblick machen soll. Die Welt ist eng, und nicht ieder Boden trägt ieden Baum, der Menschen Wesen ist kümmerlich, und man ist beschämt wie man vor so vielen tausenden begünstigt ist. Man hört immer sagen wie arm ein Land ist, und ärmer wird, theils denckt man sich es nicht richtig, theils schlägt man es sich aus dem Sinn, wenn man denn einmal die Sache mit offnen Augen sieht, und sieht das unheilbaare, und wie doch immer gepfuscht wird!! –

Ich habe dir vieles, und menschliches zu erzählen, und hoffe du sollst sehn daß sich meine Augen auch in die Nähe gewöhnen. Adieu Liebste. Schreibe mir ia viel. Nach Meiningen und Illmenau. Wenn ich von dem letzten Ort zurückkomme, und man begegnete mir halbweegs, würde es noch schöner seyn als das vorigemal.

Adieu tausendmal.

G. [296]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-942B-A