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An Ulrike von Pogwisch

Indessen du, meine Gute, dich nach Wilhelmsthal begibst, verharre ich auf dem Felsen von Dornburg. Ich finde hier alles wie ich es nur wünschen kann, und setze deshalb meinen Aufenthalt hier eben fort. Wenn es gutes Wetter ist, kann man nichts Anmuthigeres wünschen als den Spaziergang auf den Terrassen; bey veränderter Witterung gibt es Nebel, Wolkenzüge, Landregen und Streifschauer, dabey bunte Himmelsbogen lebhaft farbig bis an das Schloß heran, wodurch also ein Einsiedler auf das beste sich unterhalten könnte.

[203] Herrn Soret darfst du sagen daß ich in unserer Angelegenheit ganz versunken bin, daß sich alles bewährt was ich ihm früher geschrieben habe und daß wir uns mit den Genfer Pflanzenfreunde in das beste Verhältniß setzen können.

Soll ich dir nun aber von menschlichen und gevatterlichen Dingen sprechen, so kann ich dir vermelden daß Frau Dr. Stichling, Schwiegertochter von unserm Herrn Director, Tochter von Geh. Cammerrath Kruse, allhier glücklich in die Wochen gekommen ist mit einer jungen Tochter und daß dadurch Dornburg und Weimar neuerdings in einer genauern Verbindung stehen. – Fahre fort, mir von Wilhelmthal einige Nachricht zu geben, besonders wenn du bey der Ankunft der Erwarteten noch gegenwärtig seyn solltest.

unwandelbar

Schloß Dornburg den 18. Juli 1828.

Goethe.


Nun aber will ich zum Schluß dich eigenhändig versichern: daß ich kein Wort von deinem Blättchen verstehe, und dich zugleich inständig bitten, da es so viele wirckliche, unvermeidliche Übel giebt, du mögest dich nicht noch dazu mit eingebildeten Phantomen abquälen.

treulichst G. [204]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Ulrike von Pogwisch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-940D-C