21/5954.

An Anton Genast

Jena d. 17. April 1810.

Sie erhalten, mein lieber Herr Genast hierbey ein ziemliches Packet. Vor allen Dingen aber will ich Ihnen danken, daß Sie sich unsrer theatralischen Angelegenheiten [235] so treulich annehmen. Ich habe besonders viel Gutes von der Vorstellung der Maria Stuart gehört; man glaubt dergleichen gar noch nicht gesehen zu haben. Die Rollen des Ubaldo folgen hier unterzeichnet. Der Ähnlichkeit und den andern kleinen Stücken habe ich nichts abgewinnen können. Die Werke der Madame Weißenthurn zu lesen, ist mir gegenwärtig ganz unmöglich. Haben Sie Zutrauen zu irgend einem derselben, so zeigen Sie mir es an. DieGlocke schicke ich auch wieder zurück. Ich habe an der Seite einige Veränderungen des Personals beygeschrieben. Überlegen Sie solche nochmals. Ich wünschte, daß man Madame Beck und Teller auf eine freundliche Weise veranlassen könnte, sich bey dieser Gelegenheit zu dispensiren und die wenigen Verse ihren Kindern zu überlassen. Auch wünsche ich, daß Caroline Wolff dabey sey, welcher man vielleicht noch einige Verse zuwenden könnte, etwa von denen, welche Demoiselle Häsler zugeschrieben sind. Bey Recitation der Stelle, welche den Brand schildert, wünsche ich, daß sie in der Reihe stünden wie sie sprechen, so daß ein Nachbar dem andern immer das Wort aus dem Munde nimmt, welches eine sehr gute Wirkung thut. Überlegen Sie dies und noch manches andere. Gut wäre es überhaupt, daß man das Gedicht abschreiben ließe, doch dergestalt, daß zwischen den Reden, wie sie jetzt abgetheilt sind, immer Raum bliebe, so daß man den Namen des Schauspielers oben drüber [236] setzen könnte. Schicken Sie mir dieses Manuscript mit nochmaligen Gutachten zurück, so wollte ich die Namen selbst einschreiben und wir hätten alsdann einen sichern und reinen Grund. Die zum 9. May ausgesuchten Scenen finde ich sehr gut, der Absicht und den Umständen gemäß. Freylich, wenn Oels in diesen Tagen nicht fehlte, so hätte man noch einiges dazu fügen können; doch ist es überhaupt gut, wenn man sich kurz faßt. Die neue Besetzung der fehlenden Rollen in den beyden Stücken liegt hier bey. Was die Rolle des Rathsherrn in der Jungfrau von Orleans betrifft, so wünsche ich, Sie fänden einen andern Ausweg. Diese Rolle ist durch die neue Bearbeitung ganz null geworden, und ich möchte nicht, daß darüber, besonders in meiner Abwesenheit, neue Händel entstünden.

Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den Herrn Commissarien bestens, grüßen Sie die lieben Ihrigen und gedenken mein.

Goethe. [237]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Anton Genast. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-93B4-B