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An Johann Heinrich Merck

Lieber Bruder es geht mir wie dem Treufreund in meinen Vögeln, mir wird ein Stück des Reichs nach dem andern auf einem Spaziergang übertragen.

Diesmal muß mirs nun freylich Ernst und sehr Ernst seyn denn mein Herr Vorgänger hat saubre Arbeit gemacht. Für deine Liebe und gute Meynung dancke ich dir. Das Leben geht geschwind, und mit mir[7] nimmts einen frischen Gang, manchmal wird mir's sauer, denn ich stehe redlich aus dann denck ich wieder

hic est aut nusquam quod quaerimus.

Koch in Giesen hat uns einen Korb gegeben. Schreibe mir doch was von Gatzerten und Höpfnern zu halten ist, bald und offen. Auf das Cabinet renunzire ich. Der Herzog hat doch eigentlich keine Existenz in diesen Sachen, obgleich viel Liebhaberey dazu. Und wie ich iezt stehe muß ich mich für nichts so sehr hüten als eine Ausgabe zu veranlassen die man meiner Leidenschafft zuschreiben könnte.

Das Capital von der Herzoginn können wir wohl sonst wo brauchen schreibe mir ein näheres.

Hast du meinen Mieding erhalten. Ehstens wirst du ein Wald und Wasser Drama zu sehen kriegen. In Tiefurth aufgeführt thut es sehr gute Würckung übrigens verzeih, wenn es wie ein Protokoll tracktirt ist. Mein Quartier in der Stadt, hilft mir viel und meinen Garten genies ich erst iezt. Lebe wohl.

Auf die Zeichnungen freu ich mich. Von Tischbeinen hab ich schöne Köpfe und Studien nach Raphael erhalten die du kennst. Er hat mir geschrieben, und ist eine gar treue Seele.

Ich verlange recht ihn wieder in Rom zu wissen. Welch ein Unterschied gegen den Müller der den Titel Mahler zu früh vor seinen Nahmen gesezt hat.

Lebe wohl. Weimar, d. 16. Jul. 82.

G. [8]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-936F-9