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An van de Vienne

[Concept.]

In dem Augenblicke, da unser trefflicher Fürst und Herr, Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, [197] welcher seit mehr als funfzig Jahren alles wünschenswerthe Gute, Nützliche, Schöne durchgängig zu fördern gewußt, von uns abscheidet und wir uns in die tiefste Trauer versetzt fühlen, in diesem Augenblick geht ein junger Mann von hier unter dem Schutz Ihro Königlichen Hoheit des Herzog Bernhard nach Batavien und ich ergreife die Gelegenheit eilig Gegenwärtiges zu erlassen.

Ihr gefälliges Schreiben ist mir zu rechter Zeit zugekommen, auch wird mir die darin angekündigte Sendung so eben von Grafenhaag aus durch die Geneigtheit des Herrn Generalsecräters bey dem Ministerium der Marine und der Colonien angezeigt, welche Paquete ich nun nächstens in Empfang zu nehmen gedenke.

Dem Freunde der Wissenschaft kann nichts erfreulicher seyn als daß sich überall in der weiten Welt Genossenschaften bilden, welche, in ihrem Kreise aufmerksam auf die unendlich-mannichfaltige Natur, sich wieder mit andern in Gemeinschaft setzen welche an ihrer Stelle gleiche Pflichten sich auferlegt haben.

Leider hab ich in diesem Augenblick noch keine Kenntniß von Ihren Mittheilungen, deswegen ich denn nichts Angenehmes und Nützliches dagegen augenblicklich zu erzeigen wüßte. Allein ich gebe nicht auf, etwas nachzubringen, sobald ich mich von dem was angenehm seyn könnte durch Ihre Sendung überzeugt habe.

[198] Gegenwärtig lassen Sie mich den jungen Mann als Überbringern dieses besten empfehlen, sein Name ist [Wilhelm] Melos, Sohn von wackeren Eltern und, soviel er mir bekannt geworden, mit angeborenem Talente, unterrichtet, thätig und dabey guter Art. Ich empfehle ihn dem allgemeinen menschlichen Antheil, der in jenen Gegenden, so fern vom Vaterlande, oft sehnsüchtig angerufen wird.

Haben Sie die Gefälligkeit, die an der dießmaligen Sendung noch fehlenden Stücke gelegentlich nachzubringen, denn sowohl mein Interesse als das der jüngeren wissenschaftlichen Gesellschafter ermüdet nicht, sondern wird vielmehr aufgeregt durch den täglich erneuten Zudrang des Wissenswürdigen.

Mögen Sie zugleich, insofern er zulässig ist, mir von Ihren nächsten Zuständen und Ergebenheiten gefällige Nachricht ertheilen, so gedenke ich, so lange mir ein Mitgenosse dieser Erde zu seyn vergönnt ist, auch von hier aus einiges zu melden nicht [zu] ermangeln.

In vorzüglichster Hochachtung

Schloß Dornburg den 14. Juli 1828.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An van de Vienne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9341-D