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An Friedrich Schiller

Ich kann nun hoffen daß ich bald zu Ihnen kommen werde, Sonnabend oder Sonntag wird es möglich seyn von hier abzukommen. Frau von la Roche ich zweymal, erst in Tiefurt dann in Osmanstädt gesehen und sie eben gerade wie vor zwanzig Jahren gefunden. Sie gehört zu den nivellirenden Naturen, sie hebt das Gemeine heraus und zieht das Vorzügliche herunter und richtet das Ganze alsdenn mit ihrer Sauce, zu beliebigem Genuß an. Übrigens möchte man sagen daß ihre Unterhaltung interessante Stellen hat.

Tieck hat mit Hardenberg und Schlegel bey mir gegessen für den ersten Anblick ist es eine recht leidliche Natur. Er sprach wenig aber gut und hat überhaupt hier ganz wohl gefallen.

Morgen habe ich ein großes Gastmahl und dann will ich mich zur Abfahrt bereiten.

Gädicke soll die zwey ersten Gesänge ehe ich weggehe erhalten. Ich gehe sie nochmals durch; es ist und bleibt aber eine böse Aufgabe. Das Werk ist wie eine bronzene Statue, artig gedacht und gut [135] modellirt, wobey aber der Guß versagt hätte. Je weiter man in der Ausführung kommt, je mehr giebts zu thun. Freylich hilfts nun nichts weiter, man muß machen daß man durchkommt. Leben Sie recht wohl, ich hoffe nun nicht mehr zu schreiben und freue mich von Herzen Sie und Ihre liebe Frau wieder zu sehen.

Weimar am 24. Juli 1799.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91D7-D