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An Carl Ludwig von Knebel

Ich sende dir, mein lieber Freund, Büchelchen und Brief sogleich zurück. Das erste habe ich nur angelesen und dabey genug gehabt. Ich kann nun nach nichts mehr als nach Resultaten fragen und was resultirt aus der ganzen Sache? Daß Götz ein angebornes Talent hatte, das aber durch Zeit und Umstände gehindert sich nicht entwickeln konnte; daß man Ramlern mehr Geschmack und Routine nicht absprechen kann, ob er gleich nicht entschieden wußte was er wollte; daß deine Gutmüthigkeit zwischen Verfasser, Verbesserer und Herausgeber eingeklemmt war; daß nun ein Viertel kommt, der sich für weise und gerechter hält als die Drey. Mehr kann ich mir aus der Sache nicht nehmen. Ich bitte dich inständig, lieber Freund, scheide daraus mir dem wenigsten Aufwand. Ich, nach meiner Art zu seyn, würde gar nicht darauf antworten: denn wenn du dich auch in deiner Relation einigermaßen geirrt hättest, so will das gar nichts heißen. Die Welt hat itzt andre Interesses. Handle jedoch nach deiner Weise. Die [306] Götzischen Pappiere, die noch in meinen Händen sind, erhältst du zugleich.

Die jetzigen Truppenbewegungen bringen uns immer fremde und ungebetne Gäste. Indessen ist bey der Unbequemlichkeit manchmal auch Gewinn; wie ich dir denn zu deinem jungen Corsen gratulire.

Ich bin sehr fleißig an der Geschichte der Farbenlehre und stecke im 17. Jahrhundert, das ich mit Gewalt angreifen muß, wenn es durchkommen will, und es gehört einiger Muth dazu, denn für eine solche Arbeit ist wenig Dank einzuernten.

Lebe recht wohl! Grüße die Deinigen von mir und meinem Hause. Sobald die Vegetation mehr vorrückt und wir milderes Wetter zu hoffen haben, hoffe ich euch zu besuchen und mich herzlich für Gegenwart und Umgebung zu freuen.

Weimar den 18. März 1809.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91D1-A