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An Christian Heinrich Schlosser

[Concept.]

Ein willkommener Brief von Boulogne verkündigte mir eine junge Virtuosin, die aber auf halbem [151] Wege wieder umkehren und mich der Gelegenheit beraubte eine so gültige Empfehlung freundlich anzuerkennen und in Ehren zu halten.

Doch hatte das zutrauliche Schreiben eine andere gute Wirkung, es fand mich bey'm Sichten alter Papiere und also in dem Fall den Wunsch nach früheren Handschriften einigermaßen zu erfüllen.

Nehmen Sie daher diese kleine Sendung mit Wohlwollen auf, und befriedigen dadurch, wenn auch nur theilweise, Ihre sammelnden Freunde. Übrigens konnte ich bey dieser Gelegenheit abermals bemerken, wie bald die Spuren des Menschenlebens von der Erde wegschwinden. Wie wenig Blättchen sind noch übrig von Männern mit denen ich in genauer Verbindung stand, mit denen ich fast tagtäglich verkehrte. Sie haben daher recht zu sagen daß der Lebende dem Lebenden mit Vorsatz Freude machen solle, da so manches Unerfreuliche sich leider von selbst versteht.

Erhalten Sie mir ein wohlwollendes Andenken und genießen gute Tage in unserer an Reichthum, Gebäuden und Bildung sich immer mehr hervorthuenden Vaterstadt und gedenken mein mit den thuenden Vaterstadt und gedencken mein mit den theuren Ihrigen in gefühlvoller Stunde.

Weimar den 30. May 1824.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Christian Heinrich Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-906C-1