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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hierbey verschiedene mitgetheilte Papiere zurück.

1.) Bey den Pflichts-Rotuln habe ich weiter nichts zu erinnern, als daß man etwa in der Körnerischen, da wo das Fähnchen nach der dritten Zeile steht, wie Ew. Excellenz bemerken, einschalten könnte:

so lange Ihr, nach der Überzeugung und dem Gutbefinden Herzoglicher Commission, in dieser Qualität angestellt seyn werdet.

Die Expedition dieser Sache könnte man solange aussetzen, bis wegen der Besoldung entschieden ist, da man dem Verpflichteten auch bald eine günstige Resolution eröffnen könnte.

[167] 2.) Liegt ein Brief an Professor Voigt nach Paris bey. Er scheint seine Sachen durchaus klug und gut zu machen.

3.) Herr Brecht ist nicht gut berathen, daß er in diesem Ton auftritt. Er hätte das, was er dieses Vierteljahr geleistet, seine Vorträge, die Art derselben, die Zahl seiner Zuhörer und dergleichen erst ausführen, sich auf das Zeugniß einiger wackern Männer in Jena berufen, seine Hoffnungen und nothwendigen Einrichtungen willen, sich eine baldige Entschließung erbitten sollen. Da er aber so peremptorisch erscheint, so möchte man wohl darauf resolviren: wie gebeten abgeschlagen! Ew. Excellenz werden ihn deshalb schon gefällig bescheiden.

4.) Der alte Klötzner hat sich doch lange gehalten. Ich wünschte Herr Schlegel hätte uns das ganze Skelett verschaffen können. Sein Knochenbau muß auf alle Weise merkwürdig seyn. Doch läßt sich freylich so etwas von einem Arzte in einem Landstädtchen nicht verlangen.

5.) Zugleich übersende das räsonnirende Verzeichniß der geognostischen Sammlung des Herrn Bergrath Voigt zu Ilmenau, mit dessen Briefe und einem von mir aufgesetzten Votum. Wenn Ew. Excellenz jenes Verzeichniß durchblättern, so werden Sie sich der guten alten Zeiten erinnern und sich freuen, daß hier noch alle Spuren jener Bemühungen und Arbeiten,[168] jener Reisen und Spaziergänge, so mancher nothwendigen und willkührlichen Expeditionen übrig geblieben und die Resultate so mancher Betrachtungen bey diesen sehr wohl geordneten Resten aufbewahrt sind.

Ew. Excellenz werden es natürlich finden, daß ich die Acquisition der Sammlung wünsche, um mich beym Auspacken und Einlegen derselben in die Schubladen und Repositorien noch einmal in der Vergangenheit zu bespiegeln, und indem ich selbst über diese Dinge noch manches schriftlich mitzutheilen habe, auch von meiner Seite beyzutragen, daß von so manchem geschehenen und geleisteten einiges Andenken übrig bleibe.

Ich glaube nicht, daß man Preis, den der Besitzer verlangt, zu hoch finden werde. Freylich sind keine Prachtstufen, noch Stücke von innerm metallischen Werthe dabey; aber eine solche Sammlung kommt uns durchaus höher zu stehen als eine andre, wie ich nur zu gut aus eigener Erfahrung weiß. Wollte man die Reisen und Transportkosten rechnen, die man nach und nach aufgewendet hat; so würde eine ungeheure Summe zum Vorschein kommen. Und eigentlich wird denn doch am Ende nur im gegenwärtigen Falle die deutliche Kenntniß, das Unterrichtende, die Methode bezahlt.

Wegen einer dereinstigen Aufstellung in Jena werde ich das Nähere zu erkennen geben. Lenzen würde ich [169] sie nicht anvertrauen, dessen Strudeley und wilde Behandlung alles dessen was nicht mit seiner heutigen Meynung zusammentrifft, mir leider nur allzu wohl bekannt ist, und unsere Anstalt gar manchen verschmerzten und verwischten Schaden gethan hat.

In den Zimmern über der Reitbahn ist ein recht hübscher Platz dazu, und die ehmaligen Schränke der Conchylien können vielleicht zu diesem Zwecke recht sauber eingerichtet werden.

Möchten Ew. Excellenz, indem ich über diesen alten Erinnerungen, Resten und Einrichtungen noch immer wie ein Abgeschiedener Geist schwebe, der nach Hofrath Jungs Theorie bey seinen im Leben so sehr geliebten Schätzen wie ein blauer Dunst verweilt, möchten Sie für das Viele was Sie uns sind doch eine recht freudige und lebenvolle Belohnung genießen. Mich zum allerbesten und angelegentlichst empfehlend

Weimar den 14. Januar 1810.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8ED3-8