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An August Wilhelm Schlegel

Sie haben mich, durch Überschickung Ihres Prometheus, in den Stand gesetzt meinen Gast auf eine [195] recht angenehme Weise zu bewirthen, er dankt Ihnen auf das beste dafür und ich kann sagen daß wir das Gedicht mit vielem Vergnügen wiederholt gelesen haben. Es ist Ihnen gelungen in die Mythe einen tiefen Sinn zu legen und ihn auf eine ernste und edle Art auszudrucken, die Verse sind sehr glücklich und es sind Stellen die durch ihre Hoheit überraschen. Gewiß wird es eine der ersten Zierden des Almanachs seyn.

Wir haben indeß auch fleißig gearbeitet und die Balladen sind noch immer im Gange, vielleicht giebt mir meine vorstehende Reise auch noch einige Beyträge.

Mein Freund Meyer ist, seiner Gesundheit wegen, aus Italien nach der Schweiz zurückgegangen, ich gedenke ihn am Zürcher See zu besuchen, und mit ihm Rath zu pflegen was weiter zu thun sey? So viel ich seine Constitution kenne möchte es wohl nicht räthlich seyn ihn gleich wieder hineinzuführen, und das Bild das dieses schöne Land im Augenblicke darstellt, ist auch für den Beschauer nicht reizend. Wahrscheinlich sind wir gegen den Winter wieder hier, und erfreuen uns des Umgangs unserer Freunde.

Sollte ich Sie vor meiner Abreise nicht wieder sehen, so wünsche ich recht wohl zu leben. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und grüßen Sie Ihren Herrn Bruder vielmals. Sollten Sie mir von Ihren und seinen neuern Arbeiten einige Nachricht geben wollen, so würde sie unter der Adresse meiner Mutter, [196] der Räthin Goethe, in Frankfurt am Main, sicher und bald an mich gelangen. Der ich indessen nochmals recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 19. Juli 1797.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An August Wilhelm Schlegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DCA-6