9/2724.

An die Herzogin Amalia

Wäre es nicht Schuldigkeit Ew. Durchl. mich wieder einmal ins Gedächtniß zu bringen; so würde ich auch jetzt die Feder nicht ansetzen können. Was soll man aus dem mittelländischen Thüringen, den Glücklichen schreiben, die sich jetzt am Anblick des mittelländischen Meeres weiden. Genießen Ew. Durchl. alles Guten in vollem und reichen Maaße wie es Ihnen mein Herz wünscht und gönnt. Alle Nachrichten die uns von Ihnen kommen sind so erwünscht, daß uns das Vergangne auch gleichsam für die Zukunft sicher macht.

Sie werden Nachbarinn von der Angelika. Dazu wünsche ich Ihnen Glück. Die Villa ist herrlich gelegen, bewohnen Sie das Paradies gesund und froh und gedencken mein.

Alles ist hier wohl, die gute Hoffnung unsrer Herzoginn wächst mit jedem Tage. Der Herzog ist am 1. Febr. nach Berlin und hat Moritzen mitgenommen der fast 2 Monate bey uns war, in meinem Hause wohnte, sehr zufrieden lebte und aller Welt wohlgefiel.

Wir suchen übrigens uns en detail zu unterhalten wenn es en gros nicht recht gehen will.

Haben Ew. Durchl. doch ja die schönen Wercke die über Pestum, Neapel, Puzzol pp geschrieben [81] sind anzuschaffen (Hamiltons Campi Phlegraei haben wir schon hier).

Ferner laßen Sie Sich doch ja die Kupfer geben soweit solche gestochen sind vom Museum von Portici, wenn auch das Werck selbst noch nicht heraus wäre. Venuti kann das leicht verschaffen. Kommen Ew. Durchl. nach Rom zurück; so lassen Sie Sich ja eine Auswahl aus der Schwefel Sammlung des Abbate Dolce machen. Ingleichen subscribiren Sie auf die Pichlerische Pasten Sammlung die er herausgeben wird. Es wird uns dieses für die Folge ein großer Schatz. Wie oft habe ich in meiner Einsamkeit jetzt Ursach den abscheulichen Raub des Grafen Wallenstein den er an Ew. Durchl. begangen, zu bedauern.

Einige große Wercke wie Z.E. das Museum Pio Clementinum werden Ew. Durchl. ohnedieß mitbringen und andre Schätze an die wir nicht dencken.

Am meisten wünschen wir Sie Selbst zur rechten Zeit und Stunde wieder zu sehen, wenn Sie von allem Guten erfüllt und gesättiget sind.

Ausser Frl. v. Göchhausen schreibe ich heute Ihrer Reisegesellschaft nichts. Allen ist so wohl daß ein Paar Worte von mir nichts dazu thun können. Grüßen Sie alles was jetzt so glücklich ist in Ihrer Nähe zu seyn.

Noch eins! Am Ostertage wird in Rom, in der Peterskirche, von der päpstlichen Kapelle eine Sequenz[82] von Simonelli: Victimae paschali laudes immolent Christiani pp aufgeführt. Bitten Sich Ew. Durchl. ia eine Copie dieses merckwürdigen Stücks, vollständig aus.

Es freut mich daß der gute Verschaffelt für Sie in der Villa arbeitet. Sorgen Sie für das gute Kind den Büry. Es freut mich wenn Ew. Durchl. die Birmannischen Zeichnungen gefallen, sie waren für mich bestellt, stehen aber wie alles das meinige Ew. Durchl. zu Befehl. Sie sind noch nicht bezahlt. Ich empfehle mich tausendmal zu Gnaden.

W. d. 6. Febr. 89.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An die Herzogin Amalia. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8860-D