9/2914.

An den Herzog Carl August

[Ende April oder Anfang Mai.]

Zu der Haußkauf und Veränderungs Angelegenheit, welche Voigt mit einer Klugheit und einem Menagement das ihm Ehre macht bißher geführt hat, habe ich geschwiegen und würde mich in allem nach Ihrem Willen gerichtet haben, da ich die Sache als abgethan ansah.

Da aber Wieland in seiner neusten Erklärung zurücktritt und die Sache sich nur mehr verwirrt und verschlimmert; so finde ich den Ausweg für den besten den Voigt in einem Pr. M. ihnen vorlegen wird, nämlich daß ich das Helmershausische Hauß beziehe, dessen Acqusition und bessere Einrichtung Sie nicht mehr kosten wird als die doppelt und dreyfache vorgeschlagene Veränderung. Voigt sagt mehr als ich sagen mag und kann, und wenn Sie die Zwischensätze nicht erfahren haben, so wird es Sie vielleicht wundern wenn ich mich erkläre: daß ich nunmehr da Heidenreichische Haus zu beziehen in jedem Fall ablehnen muß. Nur soviel sag ich: daß von Prinz August und[304] Herdern an biß zur letzten Höckin auf dem markte alles in Bewegung gesetzt worden, daß ein Halbdutzend bey diesen Veränderungen interessirte Menschen die Elasticität des armen Wielands so mißbraucht haben, um eine dem Zeitalter angemessene Schwingung hervor zu bringen.

Wie sehr wünschte ich Ihnen umständlich die Geschichte wie ich weiß erzählen zu können und Sie würden mir beyfallen daß ich lieber in das alte Hauß zurückziehen, als abermal einen allgemeinen Tadel über mich ergehen lasse wo ich nur leide.

Ich füge noch so viel hinzu: wollte man die Sache doch noch durchsetzen, so würden Sie Wielanden mehr schuldig als billig ist und ich werde sein Schuldner ich weiß gar nicht wie.

Ich ersuche Sie also in Gefolg alles dessen recht dringend den Kauf des Helmershaußischen Hauses den Voigt provisorisch geschlossen zu ratihabiren, um so mehr als ich sonst für künftigen Winter kaum ein Unterkommen sehe. Dadurch wird aber die Sache auf einmal geendigt und vielleicht sehen alsdann die Menschen ein daß die Zumuthung weder so ungerecht noch so unbillig war als man sie ausschrie. Das übrige, nöthige kann ganz in der Stille abgethan werden, anstatt daß der Lärm von vorne anfängt wenn Heidenreich seine Bedingungen steigert.

Leben Sie recht wohl.

ut in litt.

G. [305]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8316-E