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An Christiane von Goethe

Alles was ich gewünscht habe ist recht glücklich und gut angekommen, deswegen du auch ganz besonders gelobt seyn sollst. Ganz allein fehlt noch das Holz vom Wacholderbaum, wovon ich dich um einen stärkeren und schwächern Ast bitte.

[231] Unsere Geschäfte gehen hier sehr gut; nur bringt mich leider das Essen beynahe zur Verzweiflung. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß ich vier bis fünf Tage blos von Cervelatwurst Brodt und rothem Wein gelebt. Auch sehe ich unter den hiesigen Umständen gar keine Rettung und wäre, weil es mir zuletzt doch schädlich werden muß, schon wieder hinübergefahren, wenn es unser Geschäft nur einigermaßen zuließe. Ich bitte dich also aufs allerinständigste, mir mit jedem Boten-Tage etwas Gutes Gebratenes, einen Schöpfenbraten, einen Kapaun, ja einen Truthahn zu schicken,es mag kosten was es will, damit wir nur zum Frühstück, zum Abendessen, und wenn es zu Mittag gar zu schlecht ist, irgend etwas haben was sich nicht vom Schweine herschreibt. Ich mag dir nicht sagen, wie verdrießlich und ärgerlich ich die Zeit her gewesen bin, wenn ich mit einem übertriebenen und ganz unschicklichen Aufwand entweder hungern oder etwas genießen mußte was mir offenbar schädlich war.

Alles andere was von uns selbst abhängt geht sehr gut, und wir werden zur rechten Zeit fertig. Daß der Bibliothekar schon heute kommt, hindert daß der Schreiber dieses nicht mit dem Wagen zurückkehrt. Ich wiederhole, daß der kleine Unfall den der Bibliothekar gehabt, von keiner Bedeutung ist. Wegen Carolinchen ist, hoffe ich, schon ein Rescript an die Regierung gegangen. Erkundigt euch immer wieder einmal darnach und laßt die Sache nicht ruhen. [232] Weiter wüßte ich für den Augenblick nichts, womit ich dich plagen oder belästigen möchte. Schreibt mir aber doch, und zwar etwas ausführlich, wie es mit derSchweizerfamilie gegangen ist. Wenn August von seiner Tour zurückkommt; so ermuntere ihn ja, daß er mir eine recht wohl und besorge Inliegendes besonders an Ludecus recht pünktlich: denn es enthält Geld und Geldeswerth.

Jena den 17. April 1810.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81DE-B