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An Christiane von Goethe

Carlsbad den 3. Juny 1810.

Dein lieber Brief vom 24. May ist acht Tage gelaufen. Einen von deinem Bruder habe ich in fünfen erhalten. Man muß also nur schreiben, am Ende kommen die Blätter doch an.

Einen Shawl habe ich dir gekauft bey einem Händler, der unmittelbar von Wien kam. Er gefällt mir besser als alle die, welche die Damen jetzt hier [315] umhaben, davon die meisten noch mit den langen garstigen geschwänzten Blumen sind. Diese ist man nun endlich einmal los und die neuen Bordüren sind sehr viel schöner. Die Shawls sind jetzt viereckt und ich hoffe dieser soll dir gefallen. Ich habe mich entschlossen dir ihn wohl eingepackt auf der fahrenden Post zu schicken. Er soll Donnerstag den 7. hier abgehen. Wenn er ankommt, schreibe mir das Datum der Ankunft und auch was das Porto macht, damit man sich in andern Fällen darnach richten kann. Es ist freylich hier eine böse Sache mit den Posten und der Versendung durch dieselben. Ich lege ein kleines Halstuch für Carolinchen bey, welches recht haasig ist und ihr Freude machen wird. Von Nadeln und andern Dingen soll nächstens die Rede seyn.

Die neun Eger Wasser Flaschen hat man dich freylich sehr theuer bezahlen lassen. Ein Kästchen mit den 40 kleinen, wie ich dir zwey schickte kostet am Brunnen nur 2 Thaler sächsisch und noch weniger, wenn man sie in Papier zahlte. Doch ist freylich der Transport zu rechnen. Laß sie dir nur wohl schmecken und wohl bekommen.

Das schöne Wetter hat uns verlassen. Nun hat es geregnet und ist sehr kalt geworden. Wir hoffen indessen auf bessere Tage, und wie die Sonne scheint, ist es auch gleich wieder hübsch. Täglich kommen neue Gäste, und im July wird es übermäßig voll werden. Für diesen Monat ist kein Quartier in einer [316] guten Lage mehr zu finden. Frau von Eybenberg kommt Anfangs July. Von Bettinen habe ich nichts gehört. Es ist nicht wahrscheinlich, daß von Jena oder Weimar noch jemand komme, außer Madam Bohn, die mit Madam Hanbury den 12. Juny ankommen wird. Ein Brief vom 27. May von mir wird bey dir angekommen seyn. Ich schreibe von Zeit zu Zeit.

Es ist hier zwar alles theurer als vor zwey Jahren, aber wir leben doch durchaus wohlfeiler als in Jena: denn wir bestreiten, Miethe, Tisch, Wein, Frühstück, Nebensachen, und sonstige kleine Ausgaben mit 30 Thalern gut Geld, die Woche. Nächsten Mittwoch den 6. kommt die Kaiserinn von Östreich hier an, da es denn keinen geringen Zufluß von Menschen geben wird.


Dienstag den 5. Juny.

Dieser Brief ist liegen geblieben und geht nur erst einen Tag vor dem Shawl ab, welcher also wohl bald nachfolgen wird. Was das kleine Tüchelchen für Carolinen betrifft, so wird es nur an den Seiten gesäumt, wo es abgeschnitten ist. Die Franzen bleiben wie sie sind und dienen zum Zierat.

Es liegen ein Dutzend Exemplare eines Gedichts bey, der Kaiserinn bey ihrer Ankunft von der Carlsbader Jugend überreicht. Besorge, daß etwa 4 nach Hof, 3 in die Stadt, 3 nach Jena kommen und ein paar behalte für dich. Das Wetter ist seit 8 Tagen [317] ganz abscheulich. Es hat gegraupelt, geregnet, geschneit und wir haben einheizen müssen. Übrigens aber geht alles ganz vergnügt und lustig zu, und ich befinde mich besser als seit langer Zeit.

Der Shawl ist sehr gut eingepackt und wird hoffentlich unbeschädigt ankommen. Schreibe mir gleich und laß mich erfahren, wie es bey euch steht. Da Herr Hofrath Stake, wie ich höre, noch hieher geht, so schicke mir durch ihn, was etwa nöthig ist.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7DB1-E