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An Antonie Bovy

[Concept.]

[26. Januar 1829.]

Vorstehendes Bildchen gibt einen genugsamen Begriff, wie man den zweyten Revers der Medaille wünscht; es ist dabey die Absicht, wie auf dem ersten die Tendenz zur Poesie, also hier die Neigung zur Naturforschung, besonders organischer Wesen, anzudeuten.

Zuvörderst aber hat man zu bemerken, daß der Stempel wie die Zeichnung geschnitten werden muß, weil man wünscht, daß auf dem Gepräge das jugendliche Gesicht nach der linken Seite des Beschauers, das [133] ältere nach der rechten hinsehe; welches der Herr Graveur bey dem Wachsmodell beachten würde.

Das jüngere Profil ist so zu halten, wie wir den Antinous zu sehen gewohnt sind, eine in sich befangene Jugend vorstellend, welche die Gegenstände mit stiller Theilnahme und einem ruhigen Blicke ansieht. Der bärtige Kopf ist intentionirt, wie uns auf den geschnittenen Steinen der sogenannte Plato oder, wenn man lieber will, der indische Bachus vorgestellt wird; ein behaglicher Greis, der sich der vorliegenden Früchte wohl erfreuen darf.

Das Massiv der Herme ist etwas ausgehöhlt vorgestellt, damit der Löwenkopf sein Recht behalte und doch nicht zu weit vorspringe.

Hier entsteht nun die Frage: ob der Herr Graveur geneigt sey, das ganze Feld wie eine flachconcave Linse, wie das Segment einer großen Hohlkugel anzunehmen, damit er mit dem Relief der Köpfe nicht genirt sey; wie denn freylich überhaupt alles flach zu halten ist.

Die Ausführung des reichen Einzelnen überläßt man seinem Geschmack. Die Darstellung nimmt den ganzen Raum der Medaille ein, es wird nur ein etwas erhöhter Rand erfordert werden.

Weimar den 23. Januar 1829.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Antonie Bovy. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7941-E