6/1925.

An Charlotte von Stein

Freytag Abends [Jena, 7. Mai.]

Wie gerne wollte ich heute den ganzen Tag herumgelaufen seyn, wenn ich Abends mein Lottgen im Alten Schloß fände.

Ich habe mich in die Stille begeben um dir zu schreiben, nun wird bald Loder kommen und es werden Anatomica zur Erhohlung und Ergötzung der Seele vorgenommen.

Mein Geschäffte geht gut, ich habe soviel Geld, Gewalt, Verstand, Menschen und Geschick dazu als nötig ist, und da kanns wohl nicht fehlen.

Sey nur mit deinen Gedancken fleisig bey mir.

Denn ach Liebe Lotte wenn ich nicht die nächste Woche wieder herüber will muß ich den Sonntag noch zu geben, und erst Montag früh von hier abgehn, ich soll mich der schönen Tage nicht mit dir freuen.

Und es kommen balde die leidigen Tage des langen Scheidens, ich weis nicht wie ich sie überstehen werde.

Adieu Geliebte ich habe indessen die Zeit mit Lodern verschwätzt, der nun auch grose Freude an meinem Wercke hat das immer reifer wird.

Lebe wohl, Liebe!

G. [274]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1784. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7808-5