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An Johann Georg Schlosser

Rom d. 11. Jan. 87.

Schon so lang ich hier bin gedencke ich auch dir l. Br. ein Wort zu schreiben das erst jetzt aufs Papier kommt. Endlich seh ich meine Wünsche erfüllt und[122] gehe auf dem Boden herum, der aus tausend Gesichtspunckten merckwürdig ist. Noch weiß ich nicht wie lang ich bleiben kann, wenn ich schon sehe wie lang ich bleiben müßte, um mehr als ein Durchreisender zu sehen und zu erkennen. Es ist eine Welt in Trümmern in allem Sinn, und wo man genießen möchte, findet man zu dencken.

In diesen dritthalb Monaten hab ich schon fast alles gesehen und fange wieder von vorne an und wie oft müßte man diese Operation wiederhohlen. Lesen kann ich nur wenig und wie nötig, wie angenehm wäre es hier die Schrifftsteller mit lebendigem Sinne zu studiren.

Es ist das schönste Wetter, ein Winter wie sich hier niemand erinnert, hell und rein der Himmel, kühle auch wohl kalte Luft und warme Sonne.

Lebe wohl! Ich kehre nicht zurück ohne dich zu besuchen. Grüse die deinigen! Wie viel Freude wird es mir seyn euch zu sehn!

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Johann Georg Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74FB-1