10/2941.

An Christian Gottlob Voigt

[27. August.]

Durch gute und böse Wege, mit gutem und bösen Wetter bin ich endlich im Lager bey Longwy einige Tage nach Übergabe dieser Festung angelangt. Man steht auf einem leimichten Boden und es regnet unaufhörlich. Alles schilt auf den Jupiter Pluvius daß auch er ein Jacobiner geworden.

Durchl. den Herzog habe ich wohl und munter gefunden, die Heiterkeit des Gemüths überträgt alle [11] äussern Übel. Morgen bricht man wahrscheinlich auf und ich lerne den Feldzug nicht von der lustigen Seite kennen. Darauf wird denn auch gutes Wetter desto besser schmecken.

Ihren gefälligen Brief habe ich erhalten und dancke für die Inlage. Durchl. der Herzog sind mit dem was geschehen ist wohl zufrieden, das lassen Sie Ihre beste Belohnung seyn. Empfehlen Sie mich unsern gnädigsten Fürstinnen und allen Freunden, den Herrn Geheimen Räthen aufs beste.

Kommt unser guter Fürst glücklich aus diesem Feldzuge zurück, so wird es für ihn ein Gewinnst von Erinnerungen und guter Laune auf sein ganzes Leben seyn, wovon wir denn alle mitgenießen werden. Leben Sie recht wohl, und behalten mich in geneigtem Andencken.

d. 28. Aug.

Diesen meinen Geburtstag, den ich so manchmal in der Mitte vieler theilnehmenden Freunde gefeyert, bringe ich diesmal in ziemlicher Entfernung hin. Noch muß ich sagen daß mitten in Regen und Koth auch lustige Auftritte passiren, wie gestern zwey National Fahnen, Canonen und viele Gewehre eingebracht wurden welche von den Ebenschen Husaren nebst einigen Pferden waren erbeutet worden.

Wie theuer und rar alles ist können Sie dencken.

Leben Sie recht wohl. Empfehlen Sie mich den Ihrigen besonders erlauben Sie daß Herr Meyer Ihnen[12] ein Briefchen zustelle und schicken Sie mir es doch mit dem nächsten Packete, daß ich einige Nachricht von den meinigen erhalte.

Der Ihrige G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7407-5